Ablenkungsfreies Autofahren dank Sprachsteuerung

Josef Fleischmann präsentiert die Sprachsteuerung.<br/> Foto: EML
Josef Fleischmann präsentiert die Sprachsteuerung.
Foto: EML

Menschen mit einer körperlichen Behinderung können dank technischer Umrüstungen heute ein Auto selbstständig steuern. Der Umbau ist stets individuell und orientiert sich an den Anforderungen des Fahrers. Mechatronische Systeme ermöglichen das Lenken, Gasgeben oder Bremsen, beispielsweise über einen Joystick. Wer darüber hinaus den Blinker setzen oder die Hupe betätigen möchte, kann auf die Sprache als Steuerungsinstrument zurückgreifen. Die EML European Media Laboratory GmbH und das Mobilcenter Zawatzky haben gemeinsam eine Sprachsteuerung für diese „Sekundärfunktionen“ entwickelt. Bisher wurden die Funktionen über ein Touchpad oder Sensoren in der Kopfstütze angesteuert.

Seit der Markteinführung im Frühjahr 2014 hat der Autoumrüster aus Meckesheim rund 30 Fahrzeuge mit Sprachsteuerung ausgestattet. Nun haben beide Firmen das System um die sogenannten Komfortfunktionen erweitert. Damit  kann der Nutzer per Sprachbefehl navigieren und das System dazu nutzen, die Wettervorhersage abzufragen oder den Anrufbeantworter im Büro oder Zuhause abzuhören.

„Ich nutze die Sprachsteuerung schon fast ein Jahr und komme im Alltag damit sehr gut zurecht“, sagte Josef Fleischman, der das System als einer der ersten nutzte. Der 22-Jährige Student, der aufgrund einer Muskelkrankheit einen Rollstuhl nutzt, fuhr in Heidelberg mit seinem eigenen Fahrzeug vor und zeigte, wie man den Scheibenwischer mit Sprache steuert oder mit Sprachbefehlen Informationen zum Wetter und zur Fahrstrecke abruft. „Das Autofahren mit Sprachsteuerung ist deutlich komfortabler, weil ich mich ganz auf das Fahren konzentrieren kann und nicht auf eine Fernbedienung schauen muss“, berichtete der angehende Wirtschaftsingenieur.

„Die neue Kombination von Sekundär- und Komfortfunktionen zeigt aus unserer Sicht das gelungene Zusammenspiel von lokaler und serverbasierter Spracherkennung“, erklärte EML-Forschungs- und Entwicklungsleiter Dr. Siegfried Kunzmann. „Die Komfortfunktionen werden über eine serverbasierte Spracherkennung gesteuert, da auch Internetinhalte genutzt werden. Für die Sekundärfunktionen wird die lokale Spracherkennung genutzt, denn diese Funktionen müssen jederzeit „ansprechbar“ sein.“

Wer bei Zawatzky eine Sprachsteuerung ordert, erhält die Steuerung der Komfortfunktionen als Extra mit dazu – ohne Aufpreis. Wenn das Fahrzeug zum Erreichen des Arbeitsplatzes benötigt wird, besteht die Möglichkeit einer Förderung seitens der Agentur für Arbeit.

AWS/EML

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