Aktion zum UN-Landminentag vor dem Brandenburger Tor

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Entminungsvorführung. Foto: Sabine Mittermeier / Handicap International / Sodi

Berlin: Eine drei Meter hohe Beinskulptur ragte am 4. April, dem UN-Minentag, aus den Menschenmassen am Brandenburger Tor hervor. Die Skulptur, die Teil einer bundesweiten Kampagne der beiden Hilfsorganisationen Handicap International und Solidaritätsdienst-international (SODI) ist, wurde von Sänger Sebastian Krumbiegel (die Prinzen) und Umedjon Naimov, einem Minenüberlebenden aus Tadschikistan, symbolisch mit den erreichten Unterschriften einer Petition an den deutschen Außenminister für eine Welt ohne Minen und Streubomben befüllt.
5.269 Unterschriften an Außenminister Steinmeier sammelten Handicap International und SODI seit dem 1. März bei bundesweiten Aktionen und auf der Kampagnenseite. Noch bis zum  20. April steht die Petition auf www.zeigdeinbein.de zur Unterschrift bereit. „Wir freuen uns über alle, die sich mit uns engagieren und die 500.000 Opfer von Minen und Blindgängern nicht vergessen haben!“, betonte Sebastian Krumbiegel bei der Aktion vor dem Brandenburger Tor.

„Fast 1.000 Menschen aus meiner Heimat haben in den letzten Jahren wie ich durch einen Unfall mit Minen oder Blindgängern schwere Verletzungen erlitten oder sind getötet worden.“, beklagt Umedjon Naimov aus Tadschikistan, der als Kind durch eine Mine sein Bein verlor. „Ich hoffe, dass mein Land bald das große Ziel erreicht und minenfrei wird!“ Mit der Gruppe „Ban Advocates“
von Handicap International engagiert sich Naimov für eine Welt ohne Minen und Streubomben und unterstützte heute auch die Berliner Aktion.

Mit der Petition fordern die beiden Hilfsorganisationen u.a. ein noch stärkeres Engagement der deutschen Regierung für die Unterstützung der Opfer und die Räumung von Minen und Blindgängern in betroffenen Ländern. Wie lange diese nach einem Krieg noch explosiv bleiben, weiß Räumungsexperte Jürgen Nuckel von der Röhll Munitionsbergung GmbH, der am Brandenburger Tor vorführte, wie Minenräumung funktioniert und der sonst Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg in Brandenburg entschärft. In vielen Nachkriegsregionen fehlen jedoch die Mittel, um die notwendigen Räumungsarbeiten durchzuführen.
Die internationalen Verträge über ein Verbot von Minen und Streubomben fordern deshalb reichere Staaten zur Hilfe auf.

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Gruppenfoto der Aktion vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Foto: Sabine Mittermeier / Handicap International / Sodi

„Wir begrüßen das bisherige Engagement der deutschen Regierung in diesem Bereich und möchten es mit unserer Petition noch verstärken“, erklärte Eva Maria Fischer von Handicap International. „Mit mehr und langfristig eingeplanten Mitteln kann Deutschland im 15. Jahr nach In-Kraft-Treten des Minenverbots einen wichtigen Beitrag leisten im Sinne der Forderung der internationalen Landminenkampagne ICBL `Commit to Complete`“. Die ICBL, zu der Handicap International und SODI gehören, fordert zur Revisionskonferenz des Minenverbots im Juni klare Verpflichtungen aller Staaten, um binnen 10 Jahren eine minenfreie Welt weitgehend zu erreichen.

Eine weitere zentrale Forderung der Kampagne „Zeig dein Bein. Hilf mit. Rette Leben.“  ist die nach einem Verbot von Investitionen deutscher Geldinstitute in die Produzenten von Streumunition in anderen Ländern. „Die SPD hat als Oppositionspartei ein Investitionsverbot unterstützt. Nun soll sie es als Regierungspartei umsetzen!“, fordert Sylvia Werther von SODI.
Mittlerweile gibt es neun Staaten, die bereits Gesetze verabschiedet haben, die solche Investitionen verbieten: Belgien, Irland, Italien, Liechtenstein, Luxemburg, Niederlande, Neuseeland, Samoa und die Schweiz. Weitere 26 Staaten haben erklärt, dass nach ihrer Interpretation des Verbotsvertrags von Oslo bereits rechtliche Schritte gegen „explosive“ Investitionen möglich sind.

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