Bensuan auf dem Weg zur WM

Credit: Oliver Kremer, sports.pixolli.com

Vom 7. bis 15. November 2019 findet die Para Leichtathletik-WM in Dubai statt. Mit dabei im deutschen Team ist Irmgard Bensuan, die in diesem Jahr die Weltrekorde über 100 und 200 Meter in ihrer Startklasse verbesserte.

Die Athletin ist im südafrikaischen Pretoria geboren und war als Jugendliche südafrikaische Meisterin im Hürdensprint. Nach einem schweren Sturz im Alter von 18 Jahren eröffneten ihr die Ärtzte, dass sie nie wieder sprinten könnte. Ihr rechter Unterschenkel ist teilweise gelähmt mit einem Nervenschaden. Sie kann ihren Fuß nicht mehr aus eigener Kraft nach oben ziehen (Drop-Foot). In Südafrika wurde ihre Behinderung alledings nicht anerkannt, ein Einstieg in den Para Sport war ihr somit verwehrt.

Bensuans Mutter, eine Deutsche, die nach Südafrika auswanderte, kontaktiert daraufhin den TSV Bayer Leverkusen und dessen Para Sport-Geschäftsführer Jörg Frischmann, der sich der Sache annahm und ärztliche Gutachten zuschicken ließ. Die junge Athletin, die auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat, wurde dann 2014 klassifiziert. „Was Herr Frischman“, wie Bensusan Frischmann mit ihrem leicht englischen Akzent oft nennt, „und der Verein für mich gemacht haben, kann ich nicht in Worte fassen“.

Sie zog nach Deutschland, arbeitete hart und holte bei den Paralympics in Rio 2016 drei Mal Silber über 100, 200 und 400 Meter. In London bei der WM 2017 wurde sie Weltmeisterin über 400 Meter und blieb im Ziel minutenlang mit dem Gesicht zum Boden liegen. Doch ihre einstige Paradedisziplin wurde danach aus dem Wettkampfprogramm gestrichen, also konzentrierte sie sich auf die kürzeren Distanzen. Bei der Heim-EM 2018 in Berlin musste sie sich der einseitig unterschenkelamputierten Niederländerin Marlene van Gansewinkel geschlagen geben und wurde danach emotional: „Gegen Prothesen habe ich keine Chance.“

Doch Bensuan hat nun bei der WM die Chance auf eine Revanche. „Sie ist unfassbar stabil geworden auf einem höheren Niveau als in der Vorsaison“, sagt Bundestrainerin Marion Peters. Mit gleich drei Mal 12,72 Sekunden über 100 Meter und 26,15 Sekunden über 200 Meter knackte sie in dieser Saison die Weltrekorde in ihrer Startklasse, für das Duell mit der Niederländerin ist alles bereit – und doch will Bensusan Dubai nicht zu viel Bedeutung zuschreiben: „Es zählt nächstes Jahr in Tokio.“

Was ihr Ziel für die WM ist, bleibt wie immer ihr Geheimnis. Solange sie alles gibt, kann sie mit sich im Reinen sein. „Ich bin froh, dass es mir passiert ist“, sagt sie heute über den Unfall vor zehn Jahren: „Weil ich auf meine Rio-Medaillen stolzer bin, als ich je auf eine olympische Medaille sein hätte können, da der Weg dorthin so hart war.“

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