Die „behindert und verrückt feiern“ Pride Parade

Am 15. Juli 2017 findet die „behindert und verrückt feiern“ Pride Parade in Berlin zum vierten Mal statt. Ab 15 Uhr werden unter dem Motto „ganzhaben statt teilhaben!“ behinderte, verrückte, eigensinnige und normalgestörte Menschen vom Hermannplatz in Neukölln zum Kottbusser Tor in Kreuzberg ziehen, sich selbst feiern und gegen Diskriminierungen, Fremdbestimmung, die kapitalistische Verwertung des Menschen und für echte Barrierefreiheit, „Ganzhabe“, Inklusion und ein respektiertes Leben in Würde protestieren.
Gerade im Wahljahr 2017 wird viel geredet über Inklusion, Gleichstellung, Selbstbestimmung und Teilhabe. Doch die Welt sieht anders aus! Erst im Juni 2016 wurde mit dem neuen Psychisch-Kranken-Gesetz in Berlin – dem sogenannten PsychKG – Zwangsbehandlung erneut legalisiert. Das Gesetz ermöglicht es, Menschen mit psychiatrischen Diagnosen bei auch nur vermuteter Selbst- oder Fremdgefährdung gegen ihren Willen in der Psychiatrie unterzubringen und auf unbestimmte Zeit festzuhalten. Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung Assistenz oder andere Unterstützung brauchen, können auch durch das neue Bundesteilhabegesetz zum Leben im Heim gezwungen werden. Asylsuchende und geflüchtete Menschen mit Behinderungen haben in Deutschland oftmals keinen Zugang zu ausreichender Gesundheitsversorgung und sind zudem mit einer Gesellschaft konfrontiert, in der rassistische Aufmärsche an der Tagesordnung sind und rechte Hetze von Pegida, der „Alternative für Deutschland“ (AfD) und Co. fast zum guten Ton gehört. Menschen werden auch weiterhin diskriminiert und ausgegrenzt, wenn sie nicht in die Vorstellung einer Gesellschaft passen, in der es nur Männer und Frauen geben darf, die sich durch Aussehen und Benehmen klar voneinander unterscheiden.
Deshalb fordert das hinter der Pride Parade Berlin stehende breite Bündnis aus behindertenpolitischen, psychiatriekritischen, feministischen und emanzipatorischen Gruppen und Einzelpersonen eine Gesellschaft, die Barrieren abbaut und Menschen nicht als „krank“, „gestört“ oder „nicht normal“ aussortiert.
Der Umzug geht am Hermannplatz mit einer Kundgebung los. Dann tanzt der Zug über den Kottbusser Damm und die Skalitzer Straße. Am Heinrichplatz ist gegen 17 Uhr eine zweite Kundgebung geplant. Anschließend geht es zum „Südblock“ beim Kottbusser Tor, wo die „Glitzerkrücke“ verliehen wird und bei Konzerten von Künstlerinnen mit Behinderungen und Psychiatrieerfahrungen weiter gefeiert wird.
An Barrierefreiheit ist bei der Parade gedacht. Am Start und Ziel stehen barrierefreie Toiletten zur Verfügung. Es gibt ein Unterstützungsteam, das jederzeit angesprochen werden kann, und Möglichkeiten zum Ausruhen. Die Redebeiträge werden in Deutsche Gebärdensprache übersetzt.

www.pride-parade.de

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