Finale grandioso – RSV zurück auf europäischem Thron

Rollstuhlbasketball Chamions League
Champions League Sieger 2015, RSV Lahn-Dill, v.l.: Christopher Huber, Steve Serio, Andreas Joneck, Annabel Breuer, Joe Bestwick, Ralf Neumann, Michael Paye, Sebastian Mende, René Dietsch, Nico Dreimüller, Björn Lohmann, David Amend, Jörg Fink, Marco Zwerger, Nicolai Zeltinger, Jan Haller, Thomas Böhme, Sven Köppe, Felix Schell, Beke Scheil, Pia Briegel, Dirk Köhler, Petra Michel-Leutheuser, Sebastian Block. Foto: Armin Diekmann

Der deutsche Meister RSV Lahn-Dill ist zurück auf dem europäischen Thron und dies mit einer Demonstration der eigenen Stärke. Im Endspiel der Rollstuhlbasketball-Champions League gegen den spanischen Titelträger CD ONCE Madrid dominierten die Wetzlarer Rollis das Endspiel im PalaMaggetti von Roseto mit einer überragenden Defensive. Am Ende feierte der RSV Lahn-Dill einen hochverdienten 67:54 (20:6/35:16/49:31)-Erfolg, bei dem Junioren-Weltmeister Thomas Böhme sein internationales Meisterstück ablieferte. Mit dem Triumph von Giulianova setzten die Mittelhessen zudem eine neue europäische Rekordmarke. Noch nie bestieg ein Team in der 39-jährigen Geschichte des Wettbewerbes den Thron der Königsklasse so oft wie die Mannschaft aus Wetzlar, die ergriffen vom eigenen Erfolg zum sechsten Mal bei einer Champions League Siegerehrung der deutschen Nationalhymne lauschen durfte.

Von vielen Fachleuten, auch nach der 80:50-Demütigung von Galatasaray Istanbul, als Außenseiter im Finale eingestuft, begann der RSV mit einem Dreier von Steve Serio nach nur 40 Sekunden Spielzeit mit einem Paukenschlag. Als nach neun Spielminuten ein 15:4 auf der Anzeigentafel aufleuchtete, rieben sich die Fans der Mittelhessen ebenso verwundert die Augen wie die lange Bank der Madrilenen. Die Spanier, die bereits im Vorjahr im Endspiel an Galatasaray scheiterten, fanden nahezu zu keiner Zeit der Partie ein Mittel gegen die aggressive und schnelle Abwehrarbeit der Wetzlarer Rollis, die den Schraubstock immer enger zu ziehen schien.

Über 24:6 (11.) zog der deutsche Meister bis auf 33:13 (18.) davon. Beide Zwischenstände erzielte ein überragender Nationalspieler Thomas Böhme, der mit nur 23 Jahren einem europäischen Finale seinen Stempel aufdrückte, der Italiens Nationaltrainer Roberto Ceriscioli auf der Pressetribüne die Worte „grandioso, Böhme, grandioso“ entlockte. Ihm zur Seite stand Routinier Dirk Köhler, der in seinem 504. Pflichtspiel für den RSV mit 17 Punkten eine fabelhafte Leistung abrief. Klug gelenkt wurde das Spiel vom US-Duo Michael Paye und Steve Serio, letztgenannter erzielte mit jeweils zehn Punkten und Assists sowie 13 Rebounds im Spiel der Spiele ein unglaubliches Triple-Double.

Letztendlich musste der RSV an diesem Sonntag im PalaMaggetti nur zwei heikle Phasen überstehen. Eine im zweiten Viertel, als Madrid in der 14. Minute durch seinen britischen Topscorer Terry Bywater auf 12:24 verkürzen konnte und als die Spanier in der 33. Minute durch den Australier Bill Latham noch einmal auf 37:51 heran kamen. Wäre hier der Vorsprung unter die magische Grenze von zehn Punkten gerutscht, hätte die Partie trotz der Dominanz der Mittelhessen durchaus noch einmal kippen können.

Doch wie zuvor blieb der RSV ruhig und versetzte im letzten Viertel dem Team aus der spanischen Hauptstadt binnen 19 Sekunden den Knockout. Steve Serio war nach einem Ballgewinn alleine auf dem Weg zum gegnerischen Korb, als Latham ihn mit einem unsportlichen Foul aus dem Stuhl holte. Doch der US-Amerikaner in Diensten des RSV versenkte den Ball noch im Fallen im Korb, bekam einen Bonuswurf und aufgrund der Art des Fouls danach zusätzlich Ballbesitz. Diesen nutzte RSV-Urgestein Köhler zu einem weiteren Drei-Punkte-Spiel, und die Messe im PalaMaggetti war gelesen.

Was folgte, war in den letzten Sekunden ein Schaulaufen des nun sechsmaligen Champions League Siegers unter Standing Ovations nicht nur der RSV-Fans. „In diesem Spiel ist einfach alles aufgegangen, wir haben ein bärenstarkes Turnier gespielt und nach Siegen über Titelverteidiger Galatasaray und den Vorjahreszweiten Madrid den Titel verdient gewonnen“, so RSV-Trainer Zeltinger, der nach dem fünften Spiel binnen drei Tagen kaum noch Stimme hatte. „Diese Mannschaft kann stolz auf sich sein! Ein großartiger Auftritt eines großartigen Teams, der mit dem Rekord-Titel für unseren Verein gekrönt wurde“, fügte RSV-Manager Andreas Joneck bewegt hinzu, ehe Kapitän Paye die Champions League Trophäe aus Händen von IWBF Europe Präsident Jan Berteling entgegennahm und der Jubel keine Grenzen mehr kannte.

Madrid: Terry Bywater (20/2 Dreier), Bill Latham (10), Martin Rodriguez (8), Rafael Munio (6), Pablo Zarzuela (6), Petr Tueck (4), Daniel Stix, Pablo Cubo (n.e.), Javier Gomez (n.e.), Jaume Llambi (n.e.), Sara Revuelta (n.e.), Carlos Vera (n.e.).

Lahn-Dill: Thomas Böhme (30), Dirk Köhler (17), Michael Paye (10/1), Steve Serio (10/1), Joe Bestwick, Annabel Breuer, Nico Dreimüller, Christopher Huber, Björn Lohmann, Marco Zwerger, Jan Haller (n.e.), Felix Schell (n.e.).

Champions League, Spiel um Platz 7
Amicacci Giulianova GSD Porto Torres 49:70
Champions League, Spiel um Platz 5
Galatasaray Istanbul Briantea ´84 Cantu 56:67
Champions League, Spiel um Platz 3
SSD Santa Lucia Rom RSB Team Thüringen 70:63
Champions League, Finale
CD ONCE Madrid RSV Lahn-Dill 54:67

Andreas Joneck

Weitere Artikel

Letzte Beiträge