Neue Euthanasie-Gedenkstätte in Berlin

Ulla Schmidt. Foto: Dirk Vorderstraße
Ulla Schmidt. Foto: Dirk Vorderstraße

Am 2. September wird in Berlin die neue Gedenk- und Informationsstätte für die Opfer der Nazi-„Euthanasie“ eingeweiht. „Damit haben wir endlich einen würdigen Ort, an dem wir die Erinnerung an die etwa 300.000 ermordeten behinderten und kranken Menschen wach halten können“, so die Bundesvorsitzende der Lebenshilfe und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Ulla Schmidt, heute in einer Pressemitteilung.

Das Denkmal wurde an der Tiergartenstraße gleich hinter der Philharmonie geschaffen. Dort, wo zu der Zeit der Nationalsozialisten die Planungszentrale für die sogenannte T4-Aktion (nach Tiergartenstraße 4) zur Vernichtung sogenannten „lebensunwerten Lebens“ stand und wo bisher lediglich eine Gedenkplatte im Boden und eine Informationstafel an die Gräueltaten erinnerten. „Nie wieder dürfen Menschen als ‚lebensunwert‘ aussortiert und getötet werden. Darauf zu achten, ist eine der vorrangigsten Aufgaben der Lebenshilfe“, betont Ulla Schmidt.

Die Bundesvereinigung Lebenshilfe und auch ihr Berliner Landesverband waren von Anfang an am sogenannten Runden Tisch T4 beteiligt. Jahrelang kämpften dort Hinterbliebene der Opfer, Vertreter verschiedener Behindertenverbände sowie die Stiftungen „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ und „Topographie des Terrors“ für den Bau eines neuen Gedenk- und Informationsortes. Die Lebenshilfe-Vorsitzende: „Wir haben unser Ziel erreicht, auch wenn wir nicht mit allem 100-prozentig zufrieden sind.“ So hatte sich der Runde Tisch den Informationsteil ausführlicher und als überdachten Ausstellungraum gewünscht, was jedoch aus finanziellen Gründen abgelehnt wurde.

Ulla Schmidt freut sich darüber, dass die Denkmal-Planer in einem wichtigen Punkt der Lebenshilfe gefolgt sind und die Gedenkstätte den Besuchern Erklärungen in einfacher Sprache bietet: „Aus meinen vielen Begegnungen mit Menschen mit geistiger Behinderung weiß ich, wie sehr sie sich für dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte interessieren. Daher dürfen wir behinderte Menschen auf keinen Fall aus einem falsch verstandenen Beschützerinstinkt heraus von Informationen zu den ‚Euthanasie‘-Verbrechen fern halten. Wir müssen diese Informationen aber leicht verständlich und sensibel aufbereiten.“ Die Lebenshilfe stellt sich dieser Aufgabe, im März 2014 ist ihr Magazin in leichter Sprache mit dem Titel „Die Morde in der Nazi-Zeit“ erschienen. Es steht auch im Internet zur Verfügung unter www.lebenshilfe.de (Leichte Sprache).

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