Rollstuhlgerechter Wohnwagen

rollstuhlgerechter Wohnwagen
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In vorherigen Ausgaben haben wir uns in der Serie „Überwintern im Süden“ auch mit dem Thema rollstuhlgerechter Wohnwagen auseinander gesetzt. Dabei haben wir erfahren, dass viele mit einem mehr oder weniger umgebauten Wohnmobil reisen. Doch es gibt auch einige, die für ihren Urlaub einen Wohnwagen bevorzugen. Für alle, die mit diesem Gedanken spielen, hier einige Tipps zur Nutzung eines Wohnwagens für Rollstuhlfahrer.

Welcher Wohnwagen sollte es sein?

Größe und Typ sind wie bei Nichtbehinderten zuerst ein- mal abhängig von der Art des Reisens. Möchte man damit wirklich reisen, das heißt auch Nebenstrecken fahren und Ortsdurchfahrten meistern, dann sollte das Gespann nicht zu lang und vor allem nicht zu breit sein. Steuert man das Urlaubsziel jedoch direkt ausschließlich über die Autobahn an, dann sind auch Länge und Breite kein Thema. Das Fahr-verhalten eines größeren Wohnwagens ist nicht schlechter als bei kleineren. Im Gegenteil, ein schwerer Wohnwagen, even-tuell sogar mit einer Doppelachse, liegt ruhiger auf der Stra- ße und ist manchmal weniger Seitenwind anfällig.

 

Rollstuhlgerechter Wohnwagen – Was muss umgebaut sein?

Das Wichtigste für den Rollstuhlfahrer ist natürlich erst einmal, dass er in sein mobiles Heim hinein kommt! Das bedeutet: der Wohnwagen braucht eine breitere Tür. Nun gibt es inzwischen einige Hersteller, die Wagen mit breiteren Türen anbieten. Dabei haben sie weniger an Rollstuhlfahrer gedacht, als mehr an den Aktivurlauber, der Fahrräder oder gar ein Motorrad während der Fahrt im Wohnwagen verstauen möchte. Jedoch sind diese Wohnwagen mit ihrem Ausbauund der teilweise spartanischen Ausstattung nicht jedermanns Geschmack. Wen es nicht stört, dass sich die Tür im Design etwas von der Wohnwagenseitenfront abhebt, kann sich auch nachträglich eine breitere Türe einbauen lassen. Dieses macht allerdings nicht der Hersteller, sondern der Händler. Darauf zu achten ist, dass sich im gewünschten, grö ßeren Türausschnitt keine tragenden Teile des Aufbaus oder Fenster befinden und dass das Fahrgestell nicht verändert werden muss. Dieses sollte unbedingt vor dem Kauf mit dem Händler besprochen werden!
Der Einstieg
Ist die Tür breit genug, bleibt das Problem: Wie komme ich hoch? Ich habe manche gesehen, die sich aus dem Rollstuhl auf den Boden setzten, auf dem Gesäß ein Stück in den Wagen rutschten, den Rollstuhl hinterher zogen und sich dann auf die Sitzbank hochdrückten. Für mich wäre dieses allerdings keine Dauerlösung. Ich möchte selbständig ohne Hilfe und großen Umstand auch mal eben eine Cola oder einen Pulli aus dem Wagen holen können!
Rampe?
Eine einigermaßen preiswerte Lösung stellt eine Rampe dar. Aber nicht unbedingt die praktischste. Um den Höhenunterschied von ca. 50 Zentimeter selbständig zu überwin-
den, benötigt der sportlich gut trainierte „Para“ mindestens2,50 Meter Rampenlänge, der Normalrollstuhlfahrer drei Meter oder mehr. Dazu braucht man unbedingt ein Podest
vor dem Eingang, denn würde man die Rampenschienen direkt am Türeintritt auflegen, kann man die Tür nicht mehr schließen. Und hängt man sie unterhalb der Tür ein, so
schafft man es nicht, in der steilen Auffahrt noch über eine Schwelle zu kippen. Außerdem hat das Potest den Vorteil, dass man die Rampe an verschiedenen Seiten anlegen kann
und somit nicht unbedingt den Nachbarplatz als Auffahrt benutzen muss.
Oder Hebebühne?
Eleganter geht das Ganze natürlich mit einer transportablen oder fest installierten Hebebühne. Allerdings ist diese Variante kostspielig. Schnell erreichen damit die Umbauko-
sten Größenordnungen in halber Höhe eines Wohnwagenneupreises oder sogar noch mehr. Entscheidet man sich den noch dafür, muss man unbedingt vorher abklären, ob der
Wohnwagen den Einbau einer solchen Hebebühne zulässt. Die Platzeinteilung Der Aus- oder Umbau im Wohnwageninneren hängt von den Bedürfnissen des Benutzers ab. Angenehm ist es, wenn
der Rollstuhl neben der Sitzgruppe am Tisch so platziert werden kann, dass er nicht den gesamten Durchgang versperrt. Ebenso nicht, wenn er nachts vor dem Bett steht. Irgendwann nervt es jeden Partner, wenn er ständig etwas aus dem Weg äumen muss, um sich ein paar Schritte zu bewegen. Aus meiner Erfahrung eignen sich daher besser Wohnwagen mit einem Grundriss, bei dem sich Toilettenraum und Kleider-schrank, die beiden Einrichtungen mit der größten Tiefe, nicht direkt gegenüber liegen. Die Wohnwagenbreite indessen sollte wohl Mini- mum 2,30 Meter betragen. Wasch- und Toilettenraum Die meisten Wohnwagen sind heutzutage mit einem Wasch-/Toilettenraum ausgestattet. Hier muss man darauf achten, dass man die Toilette und das Waschbecken vom Rollstuhl aus erreichen kann. Es ist eventuell auch möglich, eine komplette Toilettenraumwand zu entfernen und durch einen Vorhang oder eine Schiebetür zu ersetzen. Bei manchen Grundrissen kann man dann direkt vom Bett aus ans Waschbecken oder auf die Toilette. Eine Dusche ist im Wohnwagen erfahrungsgemäß nicht so wichtig wie die Toilette. Normalerweise steht man mit einem Wohnwagen auf einem Campingplatz.
Sehr viele Campingplätze bieten heute einen Waschraum für Behinderte, wie ihn sich mancher zu Hause wünschen würde. (Behindertenwaschräume sind in den ADAC-Campingführern vermerkt. Ein paar Beispiele aus verschiedenen Regionen im Heft)
Im Zweifel für die Eigenständigkeit
In der Regel sind dort Waschbecken und Dusche komfor tabel zu benutzen. Die Normmaße der Behindertentoiletten sind allerdings oftmals eher „abnorm“. Die Toilette ist häufig
so erhöht, dass, noch dazu unter Benutzung eines gepolsterten Toilettenrings, auch die Beine eines groß gewachsenenRollstuhlfahrers in der Luft baumeln, wie bei kleinen Kin-
dern. Stabilität können dann auch links und rechts und oben und unten angebrachte Haltegriffe nicht mehr bieten. Im Süden dagegen sind die Schüsseln der Rollstuhltoiletten oft-
mals in einer solchen Größe, dass man darin kleine Kinderbaden könnte! Also, trotz toller Behindertenwaschräume auf Campingplätzen, eine nutzbare Toilette und ein zugängliches
Waschbecken im Wohnwagen vorhanden sein sollten. Das Bett als Stauraum nutzen Zum Bett gibt es nicht viel zu sagen. Natürlich muss es so sein, dass man vom Rollstuhl aus übersetzen kann. Dies ist in
der Regel aber kein Problem. Anders beim Stauraum für Kleidung und Sonstiges. Während der Kleiderschrank normalerweise für den Rollstuhlfahrer zu erreichen ist, hat er meist keine Chance, an die oberen Staufächer zu gelangen. Abhilfe lässt sich jedoch leicht mit einer Tür im Staukasten unter den Sitzbänken oder unter dem Bett schaffen. Mit einem Rollauszug kann der Rollstuhlfahrer sich hier seinen eigenen Stau-
raum schaffen.
Keine Angst bei der Stellplatzsuche.

Das Von-Hand-Rangieren eines abgekoppelten Caravans zu seinem Stellplatz sollte auch für den rollstuhlabhängigen Urlauber kein Thema sein. Wer einmal auf einem Campingplatz war, der weiß: Wenn ein „Neuer“ kommt, sind gleich so viele Leute zur Stelle, dass der Wohnwagen manchmal schneller an seinem Platz steht, als einem lieb ist. Und reist man in einer Nebensaison, wo der Campingplatz nicht belegt ist – na dann hat man genügend Zeit und Raum, den Wagen mit dem Zugfahrzeug dorthin zu jonglieren, wo es eben möglich ist. Wer trotzdem Bedenken hat, kann sich in seinen Wohnwagen den „EuroMover“ einbauen lassen. Per Fernbedienung lässt sich der Wohnwagen dann wie ein ferngesteuertes Spielzeug- auto bewegen. Mit knapp 2.000,- Euro ist dieser Komfort allerdings nicht gerade billig. Meiner Meinung nach ist dieses Zusatzteil aus oben genannten Gründen nicht nötig. Leistet man es sich dennoch, ist man bei An- und Abreise auf dem Campingplatz sicher eine Attraktion

Hier gibt es den vollständigen Artikel „Rollstuhlgerechter Wohnwagen“ als PDF. Eine echte Alternative zum Wohnwagen ist ein rollstuhlgerechtes Wohnmobil.

 

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