Sprachsteuerung für barrierefreies Fahren geht in Serie

 Das Konzept: Primärfunktionen mit dem "Joysteer", Sekundärfunktionen durch Sprachbefehle (Foto: Zawatzky)

Das Konzept: Primärfunktionen mit dem „Joysteer“, Sekundärfunktionen durch Sprachbefehle (Foto: Zawatzky)

Sprachtechnologie erleichtert Körperbehinderten das Autofahren: Das gemeinsame Projekt von EML European Media Laboratory und Mobilcenter Zawatzky im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) wurde jetzt erfolgreich abgeschlossen. Die ersten barrierefreien Fahrzeuge mit Sprachsteuerung sind bereits verkauft.

Inklusion ist für körperbehinderte Autofahrer glücklicherweise nicht nur ein Schlagwort: Menschen mit einer körperlichen Behinderung können dank der heutigen Technik ein Auto selbstständig steuern. Mechatronische Systeme ermöglichen das Lenken, Gasgeben oder Bremsen. Wer jedoch den Blinker setzen oder die Klimaanlage einstellen will, musste bisher je nach Art der Behinderung auf individuelle und dadurch kostenintensive Zusatzanfertigungen zurückgreifen. Für solche so genannten Sekundär- und Komfortfunktionen erweist sich die Sprache als praktisches Steuerungsinstrument.

Deshalb entwickelten die EML European Media Laboratory GmbH und die Mobilcenter Zawatzky GmbH gemeinsam eine Sprachsteuerung für Sekundär- und Komfortfunktionen. Das Projekt wurde im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. ZIM ist ein bundesweites, technologie- und branchenoffenes Förderprogramm für mittelständische Unternehmen und wirtschaftsnahe Forschungseinrichtungen. Der Meckesheimer Fahrzeugumrüster Zawatzky besitzt langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Fahrzeuganpassungen für Menschen mit Behinderung. Das Heidelberger IT-Unternehmen EML verfügt über eine hohe Expertise auf dem Gebiet der Mensch-Technik-Interaktion und Sprachtechnologie.

„Die technische Innovation des ZIM-Projekts bestand in einer Kombination von lokaler und serverbasierter Spracherkennung“, erläutert EML-Forschungs- und Entwicklungschef Dr. Siegfried Kunzmann. „Unsere Sprachtechnologen haben für das Projekt eine Spracherkennung entwickelt, die auch in Situationen mit hohem Geräuschpegel gesprochene Befehle zur Steuerung der sogenannten Sekundärfunktionen wie Hupen, Blinken oder zur Steuerung des Fernlichts mit einer großen Sicherheit erkennt.“ Bei einem Test zeigte sich Oliver Fleiner vom Verein „behindert-barrierefrei“ begeistert: „Die Spracherkennung funktioniert wirklich super, das imponiert mir sehr.“ (Siehe Testvideo). Die Mobilcenter Zawatzky GmbH bietet das System jetzt für mehrere Fahrzeugtypen an. „Schon Ende letzten Jahres gingen bereits die ersten Bestellungen für Fahrzeuge mit Sprachsteuerung ein“, freut sich Geschäftsführer Andreas Zawatzky. „Mittlerweile haben wir schon einige Wagen mit dieser Zusatzfunktion verkauft.“

In der nächsten Version soll das Spracherkennungssystem dem Fahrer noch mehr Komfort bieten: Das EML-Team arbeitet daran, die Sprachsteuerung über das Internet zu realisieren. Damit werden auch Komfortfunktionen wie Navigationssysteme, Wetterberichtsabfragen oder das Diktieren von Kurznachrichten möglich. Ein erster Prototyp der Sprachsteuerung inklusive der Komfortfunktionen wurde bereits Ende 2013 im Rahmen des Jahrestreffens der „European Mobility Group“ präsentiert.

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