Dritter Tag Inklusionstour in Fulda

Fulda1
Autogramme der Paralympischen Spitzensportler waren gefragt – hier vom zweifachen Europameister Thomas Schmidberger (Foto:sport grenzenlos)

Der dritte Tag der Inklusionstour in Fulda stand ganz im Zeichen von jungen Menschen: Im Antoniusheim empfingen 70 Schülerinnen und Schüler das sport
grenzenlos Team. Danach standen zwei Besuche in Jugendzentren an. Im Fuldaer Antoniusheim wartete zu Beginn des dritten Tages der sport grenzenlos
Inklusionstour ein ganz besonderes Programm auf die Paralympischen Nationalspieler um Holger Nikelis. Rund 70 Schüler der Einrichtung und ihre Betreuer hatten sich in der Aula versammelt und ein Rahmenprogramm zum Thema „Glaube an dich – auch mit Einschränkung kann man viel erreichen!“ vorbereitet. So präsentierten zunächst drei Jugendliche des Antoniusheims ihr Selbstbild mit eigenen Stärken und Schwächen sowie ihre Ziele. „Den Ablauf und die Selbstbilder haben die Kinder und Jugendlichen seit der Weihnachtszeit für den heutigen Tag vorbereitet“, sagte Melanie Grünkorn stellvertretend für die Einrichtungsleitung. Nach einer spannenden Frage-Antwort-Runde durch die Moderatoren Friedhelm Susok und Elmar Möller zeigten die Sportler ihre ganze Spontaneität, denn sie sollten ihr eigenes Selbstbild erstellen – und das mit tatkräftiger Unterstützung des Antoniusheims. „Das waren großartige Portraits. Ich weiß nicht, welches ich am Besten fand“, meinte Nadine. „Bei der eigenen Präsentation war ich sehr nervös“, gab die 15-Jährige zu.

Zum Abschluss gab es noch eine kurze Tischtennis-Demonstration der Rollstuhl-Nationalspieler Thomas Schmidberger und Selcuk Cetin, die danach ebenso wie die anderen Spieler noch fleißig Autogramme schrieben. „Die Kids können von den Selbstportraits der Sportler einiges für ihr eigenes Leben mitnehmen und haben gesehen, was im Sport trotz Behinderung alles möglich ist“, sagte Fachpraxislehrerin Helene Herget.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit allen Beteiligten des Antoniusheims, ging es für das Inklusionstour-Team weiter zum Kinder- und Jugendtreff „Zitrone“. Nach einer Vorstellungs- und Fragerunde, für die die jungen Teilnehmer eigens Plakate vorbereitet hatten, wollten die rund 45 Kinder – angeheizt durch Moderator Friedhelm – nur noch eins: „Spielen, spielen, spielen.“

„Wer möchte als Erstes mal Tischtennis ausprobieren?“ Die Antwort der Kinder des Kinder- und Jugendtreffs Zitrone war eindeutig (Foto: sport grenzenlos)
„Wer möchte als Erstes mal Tischtennis ausprobieren?“ Die Antwort der Kinder des Kinder- und Jugendtreffs Zitrone war eindeutig (Foto: sport grenzenlos)

Nachdem die Tischtennis-Spieler zusammen mit den Leichtathletik-Paralympicssiegerinnen Birgit Kober (Kugelstoßen/Speerwurf) und
Michaela Floeth (Kugelstoßen) alle Fragen beantwortet hatten, starteten Selcuk Cetin und Tom Schmidberger auch schon mit einem Show-Kampf.
„Ohs’“ und „Ahs’“ schallten daraufhin durch die Turnhalle. „Das war voll schnell, wie die gespielt haben“, meinte der acht Jahre alte Elias und machte große Augen. „Ich
habe noch nie Paralympicssieger gesehen.“ Elias hatte zusammen mit anderen Kindern der „Zitrone“ den Nachmittag und die Plakate unter der Leitung von Ingmar Süß
vorbereitet. „Ich hatte große Angst, dass die Kids zu unruhig sein würden. Durch die kindgerechte Moderation und den smarten Auftritt der Nationalspieler waren sie aber wie gefesselt“, sagte Süß. Wenig später war aber noch mehr Bewegung in der Halle. Die Teilnehmer wurden in Gruppen auf das sport grenzenlos Team aufgeteilt. Hier starteten sie Seite an Seite mit den Paralympischen Sportlern ihre ersten Gehversuche mit dem Tischtennisschläger und dem kleinen, weißen Ball. Bei einem Abschluss-Wettkampf traten dann das Team und die Eltern gegen alle Kinder und Jugendlichen an. Als „Schiedsrichter“ Holger Nikelis die Mitglieder der „Zitrone“ zum Sieger erklärte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. „Wir werden am Sonntag alle zum großen Turnier zwischen den Profis des TTC Fulda-Maberzell und Euch in die Esperantohalle kommen“, meinte Süß zum Ende des Treffens.

Vize-Weltmeister Selcuk Cetin und Paralympicssiegerin Michaela Floeth inmitten der begeisterten Kinder beim Kinder- und Jugendtreff Zitrone. (Foto: sport grenzenlos)
Vize-Weltmeister Selcuk Cetin und Paralympicssiegerin Michaela Floeth inmitten der begeisterten Kinder beim Kinder- und Jugendtreff Zitrone (Foto: sport grenzenlos)

Am frühen Abend besuchte sport grenzenlos Fuldas großen Jugendtreff, die Jugendkulturfabrik. Bei einem Rundlauf am Tischtennis-Tisch oder einer Partie Kicker kamen die behinderten Sportler und die Jugendlichen in lockerer Atmosphäre sofort ins Gespräch. Dabei bemerkten die Sportler sogleich, dass sich die jungen Erwachsenen auf
das Thema „Inklusion“ vorbereitet hatten. „Die Jugendlichen haben gemerkt, dass Behinderung nicht gleich Behinderung ist“, sagte einer der Betreuer der Jugendkulturfabrik, Cristoph Eisermann. Tatsächlich entwickelten sich in der Interview- und Fragerunde ganz spannende Gesprächsthemen rund um das gemeinsame Zusammenleben. Eisermann: „Unsere Jungs und Mädels haben gemerkt, dass die Behinderten-Nationalspieler sie an der Platte ziemlich in die Tasche stecken. Jetzt können sie die Leistungen,  die diese Menschen im Rollstuhl oder mit körperlicher Behinderung vollbringen, ganz anders ein- und wertschätzen.“ Ziel erreicht: Vorurteile abgebaut, Pizza bestellt und gemeinsam schmecken lassen – zum lockeren Ausklang eines erneut intensiven, aber erfolgreichen dritten Tages der sport grenzenlos Inklusionstour.

Weitere Artikel

Letzte Beiträge