Neues „Beratungshaus Inklusion“

Inklusive Schule
Vertragsunterzeichnung: (v.r.) Landrat Manfred Müller, Kreisdirektor Dr. Ulrich Conradi, Leitende Regierungsschuldirektorin Rita Lackmann von der Bezirksregierung Detmold, LWL-Schuldezernent Hans Meyer und LWL-Direktor Matthias Löb. Foto: Kreis Paderborn

Das wird ein hilfreiches „Rat“-Haus: Wer in Ostwestfalen als Mutter oder Vater eines behinderten Kindes, als Erzieher/in oder Lehrkraft Orientierung und Unterstützung in Sachen sonderpädagogische Förderung und Inklusion sucht, hat dafür in Paderborn demnächst eine neue Adresse.

In Paderborn unterzeichneten jetzt Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL), die Leitende Regierungsschuldirektorin Rita Lackmann von der Bezirksregierung Detmold sowie Manfred Müller, Landrat des Kreises Paderborn eine Vereinbarung zur Einrichtung eines „Beratungshauses Inklusion“ im Kreis Paderborn.

Unter dem Dach der LWL-Schulverwaltung an der Leostraße 1 soll das Beratungshaus in umgewidmeten Räumen im kommenden April/Mai die Arbeit aufnehmen. Nach dem gleichartigen, seit dem Frühjahr 2012 erfolgreich betriebenen Vorbild im LWL-Förderschulzentrum Münster ist das Paderborner Beratungshaus das zweite seiner Art in Westfalen. „Weitere sollen folgen“, kündigte LWL-Direktor Matthias Löb an. „Das ist eine bürger- und praxisnahe Hilfe bei der schulischen Inklusion.“

Kompetenzen bündeln

Das Beratungshaus ist ein Gemeinschafts-Projekt der Bezirksregierung Detmold, des Förderschulträgers LWL und des Kreises Paderborn. Sein Ziel: Für einen gleichberechtigten Zugang gehandicapter junger Menschen zum Bildungssystem vielfältige und bislang oftmals verstreute Beratungskompetenzen unter einem Dach zu bündeln. Dafür sollen vor Ort künftig sonderpädagogische, schulpsychologische, ergo- und physiotherapeutische sowie pflegerische Fachleute bereit stehen, die in Zusammenarbeit zum Beispiel mit Frühförderstellen, Kliniken, Ärzten und Hilfsmittelanbietern Unterstützung bieten. Für die Betroffenen zeigen sie adäquate und möglichst wohnortnahe Bildungsmöglichkeiten und -wege auf. Auch informieren sie zum Beispiel über Fördermöglichkeiten und praktische Hilfsmittel wie etwa sehbehindertengerechte PC-Bildschirme oder barrierefreie Zugänge für den Schul- und Lernalltag.

Auf der Basis der Kooperationsvereinbarung wird das Beratungsteam nun von den beteiligten Partnern zusammengestellt. Nach der Einrichtung der Räume, der Zusammenstellung des Beratungsteams und der Feinabstimmung des Beratungskonzeptes im Team soll es Anfang Mai mit der konkreten Beratungsarbeit losgehen. „Eine Schule für alle zu entwickeln, ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten und kann nur in enger Zusammenarbeit gelingen“, so LWL-Direktor Löb weiter. Rita Lackmann, die zuständige Schulaufsichtsbeamtin bei der Bezirksregierung Detmold, ergänzt: „Wir wollen die bisherige Qualität der Förderung von behinderten Kindern sichern, damit Kinder mit und ohne Behinderungen in einer inklusiven Schule gemeinsam lernen können und alle Schülerinnen und Schüler ihren Möglichkeiten entsprechend optimal gefördert werden.“ Zustimmung kommt auch von Landrat Manfred Müller: „Das Angebot des Beratungshauses Inklusion stellt einen weiteren Baustein in dem bestehenden Beratungsnetz unserer ostwestfälischen Region dar, ist Teil unseres Leitbildes Inklusion und daher ausdrücklich zu begrüßen.“

Hintergrund:

Die Forderung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen nach gleichberechtigter Teilhabe in allen Lebensbereichen gilt auch für Schulen. Für den Bildungsbereich fordert die UN-Konvention von 2009 das Recht auf Bildung für Menschen mit Behinderungen und den gleichberechtigten, diskriminierungsfreien Zugang zur allgemeinen Schule und zwar wohnortnah im sozialen Umfeld. Die vollständige Auflösung von Förderschulen wird in der Konvention nicht explizit gefordert. Unter anderem als Träger von westfalenweit 35 Förderschulen mit rund 7000 körperbehinderten oder sinnesgeschädigten Kindern und Jugendlichen verfügt der LWL über große Erfahrung im Bereich der Inklusion und Behindertenhilfe.

Der LWL im Überblick:

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 16.000 Beschäftigten für die 8,2 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt neben den 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 17 Museen und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 116 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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