Studie zur Erforschung von Thrombose

Patienten mit einer akuten Querschnittlähmung sind einem besonderen Risiko ausgesetzt. Allerdings scheinen Querschnittgelähmte nach der Akutphase kein erhöhtes Thromboserisiko mehr zu haben. Ein internationales Wissenschaftsteam hat dieses Phänomen nun erforscht. An dieser Forschungsarbeit wirkte auch der Wissenschaftsbereich des Zentrums für Rückenmarkverletzte an der BG Unfallklinik Murnau mit. Die Ergebnisse erschienen im Wissenschaftsmagazin ‚Science‘. 
Immobilität ist einer der größten Risikofaktoren, eine venöse Thromboembolie zu entwickeln. Das ist ein Blutgerinnsel, das in einer Vene entsteht, durch den Kreislauf wandert und schließlich ein Blutgefäß in den Lungen verstopfen kann. Während Menschen eine solche Thrombose vor allem dann bekommen können, wenn sie über längere Zeit bettlägerig oder anderweitig immobil sind, scheinen beispielsweise Braunbären in Winterruhe dagegen einen effektiven Schutzmechanismus zu besitzen. Sie schlafen im Winter mehrere Monate, verlieren dabei ihr im Sommer angefressenes Fett- aber nicht das Muskelgewebe und entwickeln auch keine Thrombose. 

Das gleiche Phänomen kann man bei querschnittgelähmten Patientinnen und Patienten nach der Akutphase der Verletzung beobachten. Auch sie scheinen im Langzeitverlauf und gegenüber der Normalbevölkerung kein erhöhtes Thromboserisiko mehr zu haben. Weshalb dies so ist, erforschte nun ein internationales Wissenschaftsteam. Erste Erkenntnisse zeigen, dass sowohl bei Braunbären, als auch bei Menschen mit Querschnittlähmung ein körpereigener Mechanismus besteht, der die Interaktionen zwischen Blutplättchen und Immunzellen reduziert und somit die Entstehung von Blutgerinnseln verhindert. Eine entscheidende Rolle scheint hierfür ein Protein namens HSP47 zu spielen. Ist dessen Konzentration im Blut während der immobilen Phase deutlich reduziert, verringert sich gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, eine Thrombose zu bekommen. Diese Entdeckung ist weitreichend und könnte neue Therapiemöglichkeiten eröffnen.

 „Wir pflegen einen sehr guten Kontakt zum Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, das unter Federführung von PD Dr. Tobias Petzold maßgeblich an den Forschungsarbeiten beteiligt ist. Als seitens des Klinikums der LMU die Anfrage kam, ob wir Patientinnen und Patienten mit einer chronischen Querschnittlähmung für die Studie anfragen könnten, stellten wir sehr gerne den Kontakt her und haben das ,Bärenstudienteam‘ in Sachen Querschnittmedizin beraten. Ganz konkret haben an der Studie 23 Personen teilgenommen, deren Querschnittlähmung zwischen einem und bis zu 57 Jahren besteht. Sie alle wurden primär in unserem Zentrum für Rückenmarkverletzte behandelt“, so Orpheus Mach (Studienkoordinator an der BG Unfallklinik Murnau).

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