Träumer mit unbändigem Tatendrang

 

Martin Schuth ist tot. Er ist Anfang Mai einer Krebserkrankung erlegen, die wenige Wochen zuvor diagnostiziert worden war.

Ein vor Jahren über den sympathischen und umtriebigen Unternehmer aus Unterroth bei  Illertissen veröffentlichter Bericht trug die Überschrift: Nicht nur träumen – etwas tun! Für dieses Motto stand Martin Schuth wie kein zweiter. Ideen hatte er viele – und selten beließ er es beim Träumen. Die längste Zeit seines Lebens erkämpfte er seine Erfolge unter speziellen Bedingungen. Im Alter von gerade einmal 15 Jahren machte ihn ein unbedachter Kopfsprung in einen Baggersee zum Tetraplegiker. Das prägte zwar seinen weiteren Lebensweg, aber keineswegs in dem Sinne, dass er vor den damit einhergehenden Erschwernissen kapituliert hätte. Im Gegenteil. Er verfolgte und erreichte seine Ziele mit Beharrlichkeit, Organisationstalent und Zielstrebigkeit. Viele seiner Aktivitäten ebneten den Weg für gleichfalls Betroffene. Er war ein Pionier des Rollstuhl-Rugby und der erste Tetraplegiker in Deutschland mit der Lizenz zum Ultraleichtfliegen. Sein Engagement für ein Freizeitcamp in Nova Scotia eröffnete Rollstuhlnutzern die Möglichkeit für barrierefreien Urlaub an einem paradiesischen Platz vor der Küste Kanadas. Vollends populär machte ihn die Verwirklichung seines persönlichen Wohntraumes. Sein „Haus im Haus“, ein Wohnbau im Pueblo-Stil im Schutz der gläsernen Hülle eines großen Gewächshauses, umgeben vom üppigen Grün mediterraner Vegetation, war viele Male Gegenstand von Berichten in Presse, Rundfunk und Fernsehen.

Bevor sie in Deutschland üblich waren, entdeckte Martin Greifreifen mit Spezialbeschichtung – ideal für Tetraplegiker. Typisch für ihn, dass er nicht allein von dieser Entdeckung profitierte, sondern sie auch anderen zugänglich machte. Der Vertrieb dieser und weiterer spezieller Produkte für Rollstuhlnutzer machte ihn als Unternehmer erfolgreich.

Auch wenn ihm gewiss nicht der leichteste Lebensweg vorbestimmt war – in seiner zugänglichen und freundlichen, immer unprätentiösen Art war Martin der lebende Beweis dafür, wie viel sich mit einer positiven Lebenseinstellung bewegen lässt.

In jüngerer Zeit verbrachte er viel Zeit in Thailand. Gemeinsam mit seiner Frau Ying hatte er sich dort ein Stück zweite Heimat geschaffen und pendelte zwischen Asien und Deutschland. Diesen neuen Traum mit Leben zu erfüllen, war ihm nicht mehr vergönnt. Martin Schuth wurde 61 Jahre alt.                                                                                                              wp

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