Frühling ganz leicht

Gartenkunst trifft Barrierefreiheit: In diesen Parks und Gärten finden auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen den Frühling.

Selbstbestimmt den Weg finden: So schön kann Frühling für Menschen im Rollstuhl sein. Voraussetzung sind hindernisfreie Wege. Einige Parks und Gärten in Deutschland zeigen vorbildlich, wie gut Gartenkunst und Barrierefreiheit zusammenpassen. Die Arbeitsgemeinschaft „Leichter Reisen“, die sich für den Abbau von Hürden im Tourismus engagiert, stellt die fünf schönsten vor.

Fränkisches Seenland: blaues Naturschauspiel und grünes Lebenswerk
Es ist ein Naturschauspiel, das nur an wenigen Orten in Deutschland zu erleben ist: Immer im Frühling verwandeln Tausende Blausternchen der Art Scilla siberica den Rasen des Schlossparks Ellingen im Fränkischen Seenland in ein blau-violettes Blütenmeer. Beginn ist meist im März. Nach drei bis vier Wochen ist der Zauber vorbei. 1726 als barocker Schlossgarten angelegt, präsentiert sich der für Rollstuhlfahrer zugängliche Park heute als Englischer Landschaftsgarten mit geschwungenen Wegen, großen Rasenflächen und einem alten, artenreichen Baumbestand.

Schlosspark Dennenlohe. (Tourismusverband Fränkisches Seenland und Partner)

Ein weiteres, sehenswertes Gartenreich befindet sich nur 30 Kilometer westlich. Im Schlosspark Dennenlohe wird im März der Saisonstart eingeläutet. Auch hier blühen Blausternchen, daneben Christrosen und Osterglocken. Hauptattraktion ist die üppige Rhododendrenblüte zwischen April und Juni. Robert Freiherr von Süsskind schuf hier innerhalb von 30 Jahren seine Version eines modernen Landschaftsparks aus Rhododendronpark, Wiesenbiotopen und asiatischer Gartenkunst. Alle Wege sind für Rollstuhlfahrer mit Begleitperson gut befahrbar. Regelmäßig führt Freiherr von Süsskind interessierte Besucher persönlich durch seinen Park.

Veranstaltungstipp: Dennenloher Schloss- und Gartentage, Gartenmesse mit Konzerten und Führungen, 26.-29. Mai 2022

Ruppiner Seenland: Moderne Gartenkunst trifft barocken Lustgarten
Ein Himmelbett unter blühenden Apfelbäumen, ein Porzellanturm in einem Meer aus Taglilien und Fitnessgeräte am Gemüsebeet: Der barrierefreie Schlosspark Oranienburg 35 Kilometer nördlich von Berlin, mitten im Ruppiner Seenland, überrascht Besucher mit seinen 16 modernen Themengärten. Die zur Landesgartenschau 2009 angelegten Gartenzimmer ergänzen den historischen Schlosspark, den einst Kurfürstin Louise Henriette (1627-1667) als Lustgarten im holländischen Stil erbauen ließ. Im Frühling zeigen 300.000 Blumenzwiebeln ihre Blütenpracht, vor allem Tulpen, Narzissen und Hyazinthen. Am Eingang werden auf Wunsch Rollstühle und Rollatoren verliehen. Parkmitarbeiter bieten Führungen an, die sie individuell an die Bedürfnisse der Besucher anpassen. Das für Rollstuhlfahrer zugängliche Schlossparkcafé lädt zu Kaffee und Kuchen ein. In diesem Jahr sollen von Frühling bis Herbst auch wieder Feste gefeiert werden und Konzerte zu hören sein.

Schlosspark Oranienburg, Schlosspark-Portal (Foto: Steffen Höft)

Magdeburg: Farbenpracht aus Blüten und Flügeln
„Sweetheart“ und „Grand Perfection“ heißen zwei der fast 80 Tulpensorten, die ihrem verheißungsvollen Namen im Elbauenpark Magdeburg alle Ehre machen. In zitronengelb geflammter und in cremefarbener Blüte mit dunkelroter Flamme erstrahlen sie in einem einzigartigen Farbenmeer aus etwa 200 000 Pflanzen. Die große Tulpenschau im April ist der gärtnerische Höhepunkt im Frühjahr. Weitere Attraktionen sind der Jahrtausendturm und das Schmetterlingshaus. Der Jahrtausendturm, das mit 60 Metern höchste Holzgebäude seiner Art, bietet in seinem Innern Wissenschafts- und Technikgeschichte zum Anfassen. Das Erdgeschoss ist für Rollstuhlfahrer zugänglich. Im gläsernen, berollbaren Schmetterlingshaus können Gäste 200 Falter aus der Nähe beobachten. Der nach „Reisen für Alle“ zertifizierte Park bietet auf Voranmeldung Führungen für Menschen mit Gehbehinderung und Rollstuhlfahrer an. An der Hauptkasse stehen Leihrollstühle bereit. Rollstuhlfahrerfreundlich ist auch der Elbauen-Express, der zu Rundfahrten durch den Park startet.

Große Tulpenschau (Große Tulpenschau, Foto Andreas Lander)

Eifel: wo Natur heilt
Nicht Blütenpracht, sondern Natürlichkeit steht im Landschaftstherapeutischen Park Römerkessel in Bad Bertrich in der Eifel im Mittelpunkt. Besucher können sie hier spüren, die heilsame Wirkung der Natur. Es ist der erste Park seiner Art in Europa. Hinter dem Konzept steht kein Landschaftsgärtner, sondern der Psychologe Reinhard Schober. Welche Heilkräfte in der Natur schlummern und wie sie auf Körper und Seele wirken, erfahren Besucher in sieben verschiedenen Themengärten. Im Kräutergarten führt ein gewundener Feng-Shui-Pfad vorbei an Heil- und Duftpflanzen. Immer wieder werden Besucher eingeladen innezuhalten und die Pflanzen über alle Sinne wahr zu nehmen. Der Weg durch den Lavagarten folgt den Spuren der vulkanischen Vergangenheit der Eifel. Gesteinsbrocken stehen für die Kraft der Natur und sollen helfen zu innerer Stärke zu finden.

Ein Entspannungscoach bietet jeden Mittwoch eine Führung durch den nach „Reisen für Alle“ zertifizierten Park an, an der auch Rollstuhlfahrer teilnehmen können. Eine Anmeldung ist über die Tourist-Information in Bad Bertrich möglich.

Weitere Tipps für barrierefreie Frühlingsspaziergänge durch Parks und Gärten in Deutschland finden Interessierte auf der Website der Arbeitsgemeinschaft Leichter Reisen www.leichter-reisen.info.

Weitere Artikel

Letzte Beiträge