Heilsamer Urlaub mit Tieren

Die Begegnung mit Tieren tut Kindern gut. Insbesondere Kinder mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen profitieren von der Interaktion mit den geduldigen und absolut unvoreingenommenen Wesen. Und das gemeinsame Spielen, Füttern, Streicheln und Beobachten fördert die Beziehung zu nichtbehinderten Kindern und Geschwistern. Wo Familien im Urlaub heilsame Tierabenteuer erleben können, zeigen die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland.

Fränkisches Seenland: mit Eseln unterwegs

Idyllisch liegt der landwirtschaftlich genutzte Müßighof am westlichen Ufer des Kleinen Brombachsees im Fränkischen Seenland. Fruchtbare Felder, Streuobstwiesen und ertragreiche Gemüsebeete umgeben den Bauernhof, auf dem neben Kühen und Kälbern auch Kleintiere, Enten, Gänse und ein Pfau leben. Auf den Koppeln grasen Pferde, Alpakas und Esel. Mit letzteren können bereits seit einem Jahrzehnt Kinder mit und ohne Behinderung auf gemeinsame Wandertour durch die seenreiche Landschaft gehen. Die charakterstarken Tiere strahlen ansteckende Ruhe und Gelassenheit aus. Geschulte Eselbetreuer setzen sie auch therapeutisch ein. Das Esel-Trekking eignet sich für Kinder ab sechs Jahre.

Fraenkisches Seenland - Eseltrekking - Foto TV Fraenkisches Seenland und Partner
Sächsische Schweiz: im Galopp mit Pfeil und Bogen

Auf Kinder mit Seh- und geistiger Behinderung hat sich der Anders-Hof in der Sächsischen Schweiz spezialisiert. Esther und Peter Anders sind ausgebildete Heilerzieher und Reitpädagogen und schaffen wertvolle Begegnungen mit ihren Pferden. Die Kinder reiten die kraftvollen Tiere nicht nur durch die einzigartige Landschaft des Elbsandsteingebirges. Sie putzen, füttern und pflegen sie auch. Das schafft Nähe und Vertrauen auf beiden Seiten. Ein besonderes Angebot des Hofes ist das Bogenschießen auf speziell ausgebildeten Pferden. Jugendliche ab 16 Jahre können sich darin versuchen. Der Anders-Hof bietet Rundumbetreuung mit und ohne Eltern. Übernachtet wird im Heu, im Zelt, in der Jurte, im Zirkuswagen oder in einer Ferienwohnung.

Ostfriesland: zu Seehundbabys im Wattenmeer

Vor der Nordseeküste Ostfrieslands ist im Sommer ein faszinierendes Naturschauspiel zu beobachten: Auf den Sandbänken des naturgeschützten Wattenmeeres sammeln sich Hunderte Seehunde, um Junge zu gebären. Vorsichtig darf man sich ihnen auf geführten Wanderungen nähern. Die Seehundstation im Nationalparkhaus in Norddeich bietet derartige Exkursionen an. Für Kinder mit Mobilitätseinschränkung stehen Wattmobile mit extrabreiten Reifen bereit. In naturnahen Becken rehabilitiert die Station zudem verwaiste Jungtiere. Besucher erleben aus nächster Nähe Fütterung, Aufzucht und erste Schwimmversuche der Robbenbabys. Für die kindgerechte Erlebnisausstellung des barrierefreien Hauses sind ein Audioguide und Führungen für Kinder mit Lernschwierigkeiten verfügbar.

Eifel: Wildvögel im Blick

Einen Kormoran aus nächster Nähe zu beobachten, ist schwer. Zu scheu sind die etwa einen Meter großen schwarzen Vögel mit der leuchtend gelben Kehle. Abhilfe schafft eine Vogelbeobachtungsstation in der Eifel. Am Urftsee im Nationalpark Eifel nisten über 50 Kormoranpaare in geschützten Baumwipfeln und Sträuchern entlang des Ufers. Mittels Fernrohr lässt sich in die Kolonie hineinschauen. Oft sind auch Graureiher, Haubentaucher und andere elegante Wasservögel in der Seelandschaft zu entdecken. Die Teleskope sind in verschiedenen Höhen installiert, sodass sie auch für Kinder sowie für Menschen mit Mobilitätseinschränkung nutzbar sind. Zudem ist die informative Tafel zu den Brutvögeln am Urftsee mit dem Rollstuhl unterfahrbar.

Erfurt: Safari in der Stadt

„Zoo der großen Tiere“ nennt sich der Tierpark in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt. Und tatsächlich: Elefanten, Giraffen, Bisons, Kamele, Zebras, Nashörner – die Palette der Schwergewichte ist groß. Aber auch kleinere Tiere finden sich unter den über einhundert exotischen und heimischen Arten. Hinzu kommen Hunderte Fische und Wasserlebewesen des Aquariums am Nettelbeckufer der Gera. Eine Besonderheit im Erfurter Zoo sind die großzügig gestalteten Gehege, die dem natürlichen Lebensraum der Säugetiere, Vögel, Reptilien und Wirbellosen nachempfunden sind. Einige sind sogar begehbar. Dabei lassen sich zum Beispiel Berberaffen, Kängurus und Ibisse beinahe wie in freier Wildbahn erleben. Führungen durch den Tierpark finden auf Anfrage auch in Deutscher Gebärdensprache sowie für Blinde und Sehbehinderte statt. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkung wird aufgrund des hügeligen Geländes eine Begleitperson empfohlen.

Magdeburg: tierisch nah dran

Der Zoologische Garten in Magdeburg zählt zu den bedeutendsten in Deutschland. In einer großen Parklandschaft sind hier etwa 1400 Tiere in 190 Arten zu sehen. Ein Besuchermagnet sind die in deutschen Zoos seltenen weißen Löwen. Wissenswertes über die Bewohner des Parks erzählen Tierpfleger bei kommentierten Schaufütterungen in der Tierisch-nah-Arena. Im Sommer präsentieren sie Schimpansen, Brillenpinguine, Weißkopfsakis und viele andere Tierarten – ein Erlebnis auch für Menschen mit Seh- und Mobilitätseinschränkung. Und für Freunde des beliebten Trickfilms „Madagascar“ hält der Zoo ein besonderes Bonbon bereit: In begehbaren Gehegen kommt man dem Katta, einer aus dem Film bekannten Halbaffenart besonders nah. Oft klettern und springen die quirligen Lemuren zwischen den Besuchern umher. Der gesamte Park ist barrierefrei gestaltet. Rollstühle können kostenfrei nach Voranmeldung ausgeliehen werden.

Zahlreiche weitere Ideen für einen barrierefreien Familienurlaub in deutschen Ferienregionen geben die Barrierefreien Reiseziele auf www.barrierefreie-reiseziele.de

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