Auf Prothesen wurde David Behre zum schnellsten Europäer

Archivfoto: DBS
Archivfoto: DBS

Er gehört zu den Weltklasse-Sprintern – und das ohne Beine. Die Rede ist von David Behre. Nach einem Zugunglück kämpft er um sein Leben. Er verliert beide Unterschenkel. Die Ärzte geben ihm eine Überlebenschance von nur einem Prozent. Doch Behre hat einen eisernen Willen und überlebt. Er schafft es sogar, seinen Wunsch zu verwirklichen, der schnellste „Bladerunner“ zu werden.

Dank der Möglichkeiten moderner Prothesen gehört er heute nicht nur zu den besten Leichtathleten mit Behinderung. Er hilft auch denjenigen, die erst kürzlich eine Amputation durchlebt haben oder mit einer Behinderung umgehen lernen müssen. Über seinen Sprint zurück ins Leben spricht der Profisportler auf einer Pressekonferenz am 30. Oktober 2014 anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin.

„Es hätte mir nichts Besseres passieren können. Meine Beine will ich gar nicht mehr zurückhaben. Ich bin einfach glücklich“, sagt Behre. Auf seinen Prothesen fühlt sich der Profisportler wohl. Im Alltag kann er durch sie sogar vergessen, dass er amputiert ist. Der hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandard der technischen Orthopädie sorgt vor allem in Deutschland dafür, dass die Lebensqualität der Patienten weitgehend erhalten bleibt.

„Ich ziehe die Prothesen an, wie andere ihre Socken“, erklärt Behre. Er nennt sie nicht Hilfsmittel, sondern Beine. Denn mit ihnen kann der Profisportler Fahrrad- und Autofahren, Schwimmen oder in die Sauna gehen – ein ganz normales Leben führen. Als David Behre nach seinem Unfall wieder anfing, Sport zu machen, fiel seine Wahl auf den Verein Bayer Leverkusen. Denn dort trainieren viele Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam. „Die Inklusion behinderter Menschen ist sehr wichtig für mich. Noch immer haben Betroffene Schwierigkeiten im Alltag, da sie ausgegrenzt werden und vor scheinbar unüberwindbaren Hindernissen stehen“, weiß Behre aus eigener Erfahrung.

Um diesen Menschen mit Behinderung neue Perspektiven aufzuzeigen, ist Behre nicht nur als Profisportler, sondern auch als mutmachender Botschafter aktiv. Er besucht Patienten an Unfallkliniken am Tag nach ihrer Amputation und motiviert sie beispielsweise dazu, sich einer speziellen Sportgruppe anzuschließen.

Darüber hinaus engagiert sich Behre für das Präventionsprogramm P.A.R.T.Y. der Unfallchirurgen und Orthopäden (Prävention von durch Alkohol und risikoreiches Verhalten verursachte Traumata bei Jugendlichen). „Jugendliche erleben einen ganzen Tag in der Unfallklinik und lernen alle Stationen kennen, die ein Schwerverletzter durchläuft“, erklärt Professor Dr. med. Bertil Bouillon, Kongresspräsident des DKOU 2014 und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Dabei kommen sie auch mit Menschen wie Behre in Kontakt, die über ihr Schicksal berichten. „Dieses Projekt zu unterstützen ist mir sehr wichtig“, sagt Behre. Hier zeigt der Profisportler den Jugendlichen, welche gravierenden Folgen ein Unfall haben kann. Gleichzeitig erleben sie die Möglichkeiten der modernen Orthopädie-Technik.

„Das Programm könnte in Zukunft zum Standard einer jeden Unfallklinik gehören“, sagt der DGU-Experte Bouillon. Derzeit sind 15 Kliniken beteiligt. „Um das Präventionsprogramm P.A.R.T.Y. noch zu verbessern, soll die Resonanz der Jugendlichen in Zukunft ausgewertet werden.“ Auf der Pressekonferenz am 30. Oktober 2014 im Rahmen des DKOU in Berlin berichten David Behre und Professor Bouillon über die Möglichkeiten der modernen Traumaversorgung und die Erfolge des Präventionsprogramms P.A.R.T.Y.

Der weltweit drittgrößte Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie, der DKOU 2014, findet vom 28. bis 31. Oktober in Berlin statt und wird von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der DGU sowie dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU) ausgerichtet.

Weitere Artikel

Letzte Beiträge