Leichtathletik-Verband ignoriert Markus Rehm

Markus Rehm. Foto: Ralf Kuckuck, DBS-Akademie
Markus Rehm. Foto: Ralf Kuckuck, DBS-Akademie

Anfang Dezember 2015 hatten sich der Deutsche Behindertensportverband (DBS) und Weitspringer Markus Rehm an den Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) in Person von Präsident Sebastian Coe gewandt mit dem Ziel, konkrete Angaben und Kriterien für die mögliche Erstellung eines Gutachtens zu erhalten. Dieses ist notwendig geworden nach einem Beschluss des IAAF, wonach Leichtathleten mit Prothesen von einer Teilnahme bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaft ausgeschlossen werden, sofern diese nicht nachweisen können, dass ihnen die „mechanische Hilfe“ keinen Vorteil verschafft (Regel 144.3 d).

Auf eine Antwort warten DBS und Rehm seither vergeblich – obwohl der IAAF mit Schreiben vom 15. Dezember 2015 eine Auskunft dazu ankündigte und der DBS am 1. Februar 2016 mit einem weiteren Brief erneut nachhakte.

Entsprechend verstimmt reagieren DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher und Vizepräsident Leistungssport Dr. Karl Quade auf die ausbleibende Antwort: „Es ist für uns schwer begreiflich und ein weiteres bedenkliches Signal, dass so ein großer Verband wie der IAAF offensichtlich nicht in der Lage zu sein scheint, innerhalb von mehr als zehn Wochen eine Auskunft zu unserem Anliegen zu geben. Das verstehen wir nicht als respektvollen Umgang miteinander.“ Für Beucher und Quade war bereits der Ausschluss von Leichtathleten mit „mechanischer Hilfe“ schwer hinnehmbar. Für sie hatte die Entscheidung einen diskriminierenden Charakter. Dass der Verband nun trotz eines Zeitraumes von über zehn Wochen keine inhaltlichen Antworten zu der von ihm aufgestellten Regel gibt, sei ein weiterer Rückschlag.

Auch Markus Rehm zeigt sich enttäuscht. „Leider wurde unser Gesprächsangebot nicht angenommen und auch keine Auskunft erteilt. Ich bedaure das sehr, da ich mich gerne mit Vertretern des IAAF an einen Tisch gesetzt hätte“, so der unterschenkelamputierte Weitspringer, der im Oktober 2015 bei der Leichtathletik-WM in Doha mit 8,40 Metern einen neuen Weltrekord aufgestellt hatte. Dennoch strebt Rehm die Umsetzung eines umfassenden Gutachtens an, das Klarheit bringen soll – auch ohne die gewünschten Angaben des IAAF. Dabei soll herausgefunden werden, ob ein Vor- oder Nachteil vorliegt oder ob die Leistungen von Weitspringern mit und ohne Prothese nicht miteinander vergleichbar sind. „Wir arbeiten intensiv daran, international renommierte Institute zusammenzubekommen, die eine umfassende Untersuchung durchführen. Sollte das Resultat sein, dass ich keinen Vorteil besitze, gehe ich davon aus, dass der IAAF dieses Ergebnis dann auch anerkennt. Im anderen Fall akzeptiere ich es natürlich ebenso, wenn ich einen Vorteil haben sollte“, betont Markus Rehm.

Auch sportlich geht es für den Leverkusener spannend weiter. Am kommenden Samstag, 20. Februar, tritt Rehm bei einem Meeting in Glasgow an. Das Duell „Olympiasieger gegen Paralympicssieger“ mit dem Briten Greg Rutherford ist leider kurzfristig geplatzt. Rutherford musste aufgrund einer Verletzung absagen.

DBS

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