Mehr Selbstbewusstsein mit Rollstuhlkarate

Karatelehrerin Erika Seitz steht ihrer Schülerin gegenüber. Beide tragen den klassischen weißen Sportanzug und einen Gürtel um die Hüfte. Auf Kommando versucht sie, die Rollstuhlfahrerin mit Hieben zu attackieren. Diese weicht mit ihrem Rollstuhl geschickt aus und blockt zusätzlich die Schläge mit den Armen. Kein Durchkommen für die erfahrene Karateka vom Karate-Team Reutlingen.

Rollstuhlkarate auf der REHAB-Messe. Foto: AWS/Scharfenort
Rollstuhlkarate auf der REHAB-Messe. Foto: AWS/Scharfenort

Beim Rollstuhlkarate kommt es auf schnelle und gezielte Bewegungen an. Für Rollstuhlfahrer also ein vermeintlich ungeeigneter Sport. „Karate? Kann ich nicht machen!“ Mit dieser Skepsis wurde auch Erika Seitz anfangs konfrontiert. Dabei beinhaltet die Kampfkunst viele Techniken, die mit Armen und Händen ausgeführt werden. Die Beinarbeit wird durch gekonnten Einsatz des Rollstuhls ersetzt. Das Training schult Koordination, Ausdauer, Beweglichkeit und Kraft.

Erika Seitz trainiert ihre Schüler einmal die Woche. „Je nach körperlichen Voraussetzungen, muss für jeden Rollstuhlfahrer ein anderes Trainingskonzept entwickelt werden“, erklärt die Reutlingerin. Neben dem sportlichen Vergleich, der überregional in Landesmeisterschaften und Deutschen Meisterschaften ausgetragen wird, spielt auch der Aspekt der Selbstverteidigung eine wichtige Rolle. „Besonders Erwachsene sind sehr an Selbstverteidigung interessiert“, berichtet Erika Seitz. Trainiert wird deshalb nicht in einem speziellen Sportrollstuhl, sondern in dem Rollstuhl, der tagtäglich benutzt wird.

Obwohl der Deutsche Karate-Verband bereits vor zehn Jahren Karate als Behindertensport etablierte, ist Rollstuhlkarate bislang wenig bekannt und wird nur in einzelnen Vereinen angeboten. Dabei eignet sich der Sport, im Gegensatz zum rabiaten Rollstuhlrugby oder Rollstuhlbasketball, auch für Menschen im fortgeschrittenen Alter.

www.karateteam.de

Dieser Artikel erschien im RehaTreff (02/2015).
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