Rolling Chocolate verpassen knapp Sensation

rc_schoeneberg_schuenemann_Die Enttäuschung war nach Abpfiff des zweiten Heimspiels der Rolling Chocolate im Sportzentrum Süd förmlich mit Händen greifbar. 39 Minuten war der Aufsteiger absolut auf Augenhöhe mit dem momentanen Tabellendritten BG Baskets Hamburg und hätte damit beinahe für eine Sensation sorgen können. Doch am Ende hingen bei den jungen Wilden die Köpfe, und so mancher Akteur der Heidelberger steuerte schnellstmöglich die Kabine an um seinen Frust dort Luft machen zu können. Zwei vermeidbare Ballverluste in der Crunchtime und die Unfähigkeit der Neckarstädter mit einem Foul die Uhr in den letzten Sekunden anzuhalten und damit Hamburg an die Linie zu schicken um selbst noch Zeit für einen Angriff zu haben, entschieden letztendlich das Spiel, das sich schon zuvor als wahrer Rollstuhlbasketball- Krimi entpuppt hatte. 67:71 hieß das ärgerliche Endergebnis aus Sicht der Rolling Chocolate, obwohl man von Seiten der Neckarstädter wirklich alles unternommen hatte, um die Partie zu gewinnen.

Doch am Ende half alles nichts, weder das phänomenale Publikum noch die Tatsache, dass die Nussbaum Medien GmbH aus St. Leon- Rot (www.lokalmatador.de) beim Ligakracher in der Halle war und das Spiel auf Polaroid bannte, konnten den Rolling Chocolate an diesem Tag in der Endphase den nötigen Push geben.

In der ersten Halbzeit beeindruckte das Team von Headcoach Marco Hopp nicht nur die Heidelberger Rekordkulisse von 450 Zuschauern, sondern auch den klar favorisierten Gegner aus der Freien Hansestadt mit gefälligen und vor allem enorm rasanten Highspeed-Basketball und erarbeitete sich damit, nach einem anfänglichen 0:4-Rückstand eine knappe 21:17-Führung nach dem ersten Viertel. Dabei fand Heidelbergs Führungsspieler André Hopp früh ins Spiel sowie die Lücken in der Defensive des Gegners und markierte 13 seiner insgesamt bärenstarken 29 Punkte, die ihn erneut zum Topscorer der Partie machten.

Glinicki-Team mit Ladehemmung

Auch im zweiten Viertel fand Gästecoach und Damen-Nationaltrainer Holger Glinicki kein probates Mittel um  seine Mannschaft wieder in Führung zu bringen. Die jungen Wilden überzeugten in dieser Phase vor allem mit zielsicheren Würfen aus der Mitteldistanz während die Hamburger Scharfschützen allen voran der japanische Weltklasse-Werfer Hiroaki Kozai, mit lediglich 6 Punkten in Halbzeit 1 bei einem 33 Punkte- Durchschnitt pro Partie, zunächst aufgrund der aggressiven Verteidigung der Kirchheimer ordentlich Ladehemmung zeigten. Dennoch fanden auch die Hamburger immer wieder Lücken in der Mann- Mann- Verteidigung der Hausherren und kamen so zu insgesamt zu vielen einfachen Ausstiegen. Deshalb gestaltete sich die überraschende  Führung der bis dahin gut aufgelegten Rolling Chocolate zur Halbzeit mit 39:33 weiterhin denkbar knapp.

In der Kabine warnte Heidelbergers erfahrener Trainer Hopp seine jungen Schützlinge vor verfrühten Jubelstürmen ob der zuvor kaum für möglich gehaltenen Halbzeit-Führung und appellierte an seine Jungs fokussiert zu bleiben und weiterhin um jeden Ball zu kämpfen, da es auf jeden einzelnen Punkt am Ende ankommen würde, um das enge Spiel zu gewinnen. Mit dieser Ansprache bewies Heidelbergs Headcoach beinahe seherische Fähigkeiten, denn schon zu Beginn der 2. Halbzeit sollten sich all die angesprochenen Befürchtungen bewahrheiten.

48:48 Zwischenstand

In den ersten 6 Minuten im 3. Viertel gelang dem Aufsteiger aus Nordbaden gerade einmal ein mickriger Punkt von der Freiwurflinie während etliche vielversprechende Würfe aus dem Feld einfach nicht ihr Ziel finden wollten. Lediglich 9 Punkte sollten den jungen Wilden vom Neckar im gesamten 3. Viertel gelingen, eine deutlich zu magere Ausbeute, die den zuvor schon schwer beeindruckten Gegner wieder zurück ins Spiel bringen sollte. Die Nordlichter von der Elbe spielten nun nämlich zunehmend ihre Erfahrung und tiefer besetzte Bank aus und konnten Mitte des dritten Spielabschnitts durch ein Dreipunkte-Spiel von Nationalspielerin Gesche Schünemann die Partie ausgleichen. Daran änderte sich bis zur Viertelpause nichts mehr, sodass man mit einem an Spannung nicht zu überbietenden 48:48-Zwischenstand  in das entscheidende Viertel ging.

Am Ende versagen die Nerven bei den Jungen Wilden

Von den ohrenbetäubenden Fangesängen des Heidelberger Publikums angepeitscht gingen die Rolling Chocolate optimistisch in die entscheidende Schlacht gegen die nun immer besser ins Spiel findenden Hafenstädter. Hier wiederholten sich dann die Ereignisse, wie zu Beginn des dritten Viertels, da Hamburg sich gleich in den ersten 2 Minuten durch einen Dreier durch seinen Go-to-Guy Hiroaki Kozai sowie ein erneutes erfolgreiches Dreipunktspiel von Gesche Schünemann, deren Einsatz wenige Tage zuvor noch verletzungsbedingt fragwürdig gewesen war, eine 6 Punkte- Führung erspielte während der Korb der Gäste für die Neckarstädter wie vernagelt schien. Es dauerte bis zur 37. Minute bis die aufopferungsvoll kämpfenden Heidelberger sich mit dem sechsten Mann im Rücken wieder heran gekämpft hatten und durch den leidenschaftlich fightenden André Hopp ein letztes Mal mit 64:63 in Führung gingen.  Was sich dann in den letzten 3 Minuten der Partie abspielte, sollten die Kirchheimer als zwingenden Lernanlass nehmen, um sich in künftigen Partien behaupten zu können. Statt den hauchdünnen Vorsprung clever über die Zeit zu retten und ruhig und abgeklärt zu spielen, erlaubten sich die insgesamt noch unerfahrenen Gastgeber nun Fehler auf Fehler. Pässe kamen gegen die nun aggressiv agierende Press-Verteidigung der Hanseaten zu oft nicht an, man verlor den Ball teilweise bereits im Vorfeld oder man nahm in Korbnähe des Gegners viel zu hektisch und unüberlegt Würfe aus nicht gerade aussichtsreicher Position, während der abgezockte Gast aus dem hohen Norden in der entscheidenden Phase seine Chancen aus der Mitteldistanz in Person von Kozai und immer wieder Gesche Schünemann eiskalt nutzte und so die Führung zurückeroberte. 67:71 lautete das für die Rolling Chocolate mehr als bittere Endergebnis, hatte man doch mehr als die Hälfte des Spiels immer in Front gelegen…

Insgesamt sehr toughes Spiel

Doch trotz der bitteren Pille die erst einmal verdaut werden musste, war man sich auf Seiten der jungen Wilden dennoch bewusst, dass man gegen eine zuvor klar als Favorit gehandelten Gegner, ein insgesamt sehr toughes Spiel abgeliefert hatte auch wenn man am Ende schmerzhaft Lehrgeld bezahlen musste.

„Wir haben heute eine insgesamt durchaus stolze Leistung aufs Parkett gezaubert, echt schade ist nur, dass die Jungs sich nach der harten Arbeit auf dem Parkett nicht belohnt haben, da fehlt uns noch ein ganzes Stück Selbstvertrauen und die nötige Spielerfahrung um solche Dinger am Ende zu gewinnen. Das Heidelberger Publikum macht einfach nur Freude, mit solchen Fans im Rücken können wir jedem Gegner das Leben schwer machen. Ich denke, wir haben mit dem heutigen Spiel erneut ein kleines Ausrufezeichen an die Liga gesetzt und gezeigt, dass mit uns in dieser Saison noch zu rechnen ist“, kommentierte ein zwar sichtlich enttäuschter aber dennoch kämpferisch gestimmter Heidelberger Headcoach kurz nach dem Spiel das Auftreten seiner Mannschaft.

Nach dem durchaus deftigen Startprogramm der Rolling Chocolate in der

1. Rollstuhlbasketball-Bundeliga freut man sich am Neckar in den kommenden Spielen auf Gegner zu treffen, die sich weitestgehend in Schlagdistanz befinden könnten. Den Beweis, dass man mit dem dynamisch jungen Heidelberger Highspeed-Rollstuhlbasketball á la  „Rolling Chocolate“ auch auf fremden Plätzen Erfolg haben kann, wollen die Kirchheimer am kommenden Samstag, 26. Oktober, in Köln antreten. Dort trifft man um 16:30 Uhr auf die Köln 99ers, die bei ausgeglichener Bilanz momentan auf dem 5. Tabellenplatz rangieren.

Verfolgen kann man die Partie erneut  im Internet über www.keyscout.de auch von den Heidelberger Wohnzimmern aus, Hochspannung wie immer garantiert.

Für Heidelberg spielten:

Hopp (29), Schöneberg (16), Gumpert Ch. (7), Dreimüller (5), Hammerschmidt (5), Gumpert Th. (3), Frank (2), Ernst, Scherke, Schorp, Wilke.

Für Hamburg spielten:

Kozai (23), Schünemann (19), Poggenwisch (10), Van de Kuilen (8), Classen (3), Thalheim (3), Zeyen (3), Hartig (2), Müller, Neuroth,

 

Aktuelle Tabelle der 1. Rollstuhlbasketball- Bundesliga:

Team

Pkte

Körbe

+/-

Sp

1.

RSV Lahn-Dill

8 : 0

319 : 159

160

4

2.

RSC Rollis Zwickau

8 : 0

298 : 217

81

4

3.

BG Baskets Hamburg

6 : 2

298 : 261

37

4

4.

Oettinger RSB Team

6 : 2

278 : 243

35

4

5.

Köln 99ers

4 : 4

238 : 260

-22

4

6.

Mainhatten Skywheelers

2 : 6

254 : 266

-12

4

7.

Goldmann Dolphins Trier

2 : 6

263 : 302

-39

4

8.

Rolling Chocolate Heidelberg

2 : 6

241 : 297

-56

4

9.

Roller Bulls

2 : 6

212 : 306

-94

4

10.

Hannover United

0 : 8

205 : 295

-90

4

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