Rollstuhlbasketball-Damen: Projekt Titelverteidigung?

Marina Mohnen mit dem Pokal für die beste Mannschaft 2015. Foto: AWS
Marina Mohnen mit dem Pokal für die beste Mannschaft 2015. Foto: AWS

Bei den Paralympics in London holten die deutschen Rollstuhlbasketball-Damen souverän Gold. Wie stehen die Chancen, diesen Erfolg in Rio zu wiederholen? RehaTreff sprach in Köln mit Spielführerin Marina Mohnen.

Marina Mohnen war gerade einmal 20 Jahre alt, als eine schwere Knieverletzung ihre hoffnungsvolle Karriere als Basketballspielerin jäh stoppte. Den Basketballsport gänzlich zu beenden, kam nie in Frage. Eher zufällig entdeckte sie vor sechzehn Jahren den Rollstuhlbasketball für sich – und ist dabeigeblieben.

Heute ist Mohnen eine der besten und erfolgreichsten Spielerinnen, hat fast alle Titel gewonnen und ergänzt aktuell das Team der Mainhatten Skywheelers. In Rio wird die 37-Jährige zum letzten Mal mit der Nationalmannschaft antreten. Dann soll erst einmal Schluss sein mit internationalen Wettbewerben – die private Lebensplanung geht vor.

Marina, wie stehen die Chancen, den Erfolg von London zu wiederholen?

Das Teilnehmerfeld ist nach wie vor sehr eng beieinander. Natürlich fährt man da nicht mehr hin um nur mitzumachen. Da nach 2012 einige Spielerinnen aufgehört haben, die maßgeblich am Paralympicssieg beteiligt waren, wäre ich mit jeder Medaille zufrieden.

Wie sieht der Weg nach Rio aus?

Ab Ostern wird es offiziell losgehen mit einer Sichtung, dann folgt ein umfangreiches Programm mit gemeinsamen Trainingslagern, Wochenenden und In- und Auslandsaufenthalten.

Wie viel Zeit nimmt die Vorbereitung in Anspruch?

Die Monate vor den Paralympics sind immer am intensivsten. Vor London haben wir im Zeitraum von Mai bis September 70 Tage miteinander verbracht.

Wie lässt sich der Sport mit einem Beruf vereinbaren?

Da wir leider kein spezielles Rollstuhlbasketball-Förderprogramm haben wie andere Länder, muss jede Spielerin eine individuelle Lösung finden. Wer noch studiert, muss den Sport mit seinem Studium vereinbaren, wer arbeitet, nimmt teils den ganzen Jahresurlaub oder hat das Glück, vom Arbeitgeber für die wichtigsten Termine freigestellt zu werden.

Die Maßnahmen selber werden komplett von Sponsoren übernommen. Wer sich aber entscheidet, nur drei Tage die Woche zu arbeiten, muss den für den Sport geopferten Verdienstausfall selber kompensieren. Der Sport kann also durchaus mit finanziellen Einbußen in verschiedenen Bereichen oder einer Verlängerung des Studiums verbunden sein.

Wie steht es um den Nachwuchs im Rollstuhlbasketball?

Mannschaften verjüngen sich über die Jahre, das ist ein ganz normaler Prozess. Im Nachwuchsbereich wird dafür einiges getan. Die Nachwuchsarbeit findet hauptsächlich in den einzelnen Bundesländern statt. Im überregionalen Bereich gibt es die U25 Damen-Mannschaft, die inzwischen auch an internationalen Turnieren teilnimmt.

Wie hat sich der Sport in den letzten Jahren entwickelt?

Ich spiele seit 2001 in der Bundesliga, in der Nationalmannschaft seit 2005. Die Professionalisierung ist in den letzten Jahren bei vielen Vereinen stark vorangeschritten, andere bewegen sich immer noch auf Amateur-Niveau. Die Kluft zwischen den einzelnen Mannschaften wird immer größer. Mit der Mannschaft von 2001 würden wir heute aber gerade so in der 2. Bundesliga mitspielen.

Marina, viel Glück in Rio und vielen Dank für das Gespräch

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