101:35-Heimsieg im Hessenderby gegen Frankfurt

Rollstuhlbasketball
Nationalspieler Marco Zwerger (#10) ist schneller als die Konkurrenz v.l. Lars Lehmann, Tim Diedrich und Sebastian Spitznagel. Links beobachtet Joe Bestwick (#4) die Szene. Foto: Armin Diekmann

Tabellenführer RSV Lahn-Dill hat den letzten Heimauftritt des Sportjahres 2014 genutzt, um mit 1.000 Zuschauern in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle einen Festakt zu begehen. Im Hessenderby gegen die Mainhatten Skywheelers gelang den Mittelhessen nicht nur der höchste Saisonsieg, sondern auch der deutlichste Erfolg in 27 Jahren gegen den Traditionsverein aus Frankfurt. Steve Serio war es, der beim 101:35 (29:8/53:17/75:25)-Heimsieg acht Sekunden vor der Schlusssirene die 100-Punkte-Schallmauer knackte.

Die stattliche Kulisse spendete den Hausherren in der letzten Spielminute bereits traditionell Standing-Ovations, als ein langer Pass Kapitän Michael Paye kurz hinter der Mittellinie erreichte. Zwei schnelle Ballwechsel zu Steve Serio und der US-Amerikaner hatte freie Fahrt zum Frankfurter Korb und versenkte das orangene Leder zum 101:33 in der Skywheelers-Reuse. Eine Szene, die dem tempogeladenen Heimauftritt des RSV am Sonntag den krönenden Abschluss bereitete. Der New Yorker war es auch, der das Publikum nach einem bereits berauschenden Auftaktviertel das erste Mal komplett von den Sitzen riss, als ihm mit der Schlusssirene dieses Spielabschnitts aus rund 14 Metern Entfernung von der Mittellinie ein Dreier zum 29:8 gelang.

Zuvor sahen die Zuschauer eine rassige Partie, in der zunächst die Frankfurter bis zum 6:6 (2.) dem Schlagabtausch standhalten konnten, ehe die Wetzlarer mit einer druckvollen Verteidigung und perfektem Umschalten von Defensive auf Offensive über 16:6 (5.) und 24:8 (8.) davonzogen. Kapitän Paye & Co. ließen dabei kaum eine der sich bietenden Chancen ungenutzt und wirkten hoch konzentriert. Dies setzte sich auch im zweiten Abschnitt nahtlos fort, als zunächst der Brite Joe Bestwick mit sechs Punkten in Serie auf 36:11 (14.) erhöhte, ehe der erst fünf Tage zuvor mit der Sportplakette des Landes Hessen ausgezeichnete Thomas Böhme das 46:15 (18.) markieren konnte. Bereits zur Pause war somit die Gefahr einer Wiederholung der letzten beiden Hessenderbys an gleicher Stätte gebannt, als die Skywheelers hoch motiviert bereits mit bis zu 24 Punkten führten, ehe die Gastgeber die Partie jeweils noch einmal spektakulär drehen konnten.

Im dritten Viertel operierte RSV-Trainer Nicolai Zeltinger dann vor allem mit der erwarteten Aufstellung, die der 42-Jährige im ersten Heimspiel des neuen Jahres gegen Hamburg aufs Feld schicken wird, da Anfang Januar die beiden US-Boys Paye und Serio an die nordamerikanische NWBA abgestellt werden müssen. Auch diese personelle Konstellation ließ aber wenig Zweifel daran, wer die Kontrolle über das 38. Derby gegen die Frankfurter hatte. So in der 32. Spielminute als Böhme und sein Teamkollege Jan Haller mustergültig einen Fastbreak zum 79:27 abschlossen und den verdienten Lohn der Zuschauer einsteckten. In den letzten Minuten schien dann die 100-Punkte-Marke in immer größere Entfernung zu rücken, ehe der elfmalige Meister noch einmal zur Schlussoffensive blies. Zunächst erhöhte Center Felix Schell mit vier Punkten auf 99:33 (40.), ehe besagter Steve Serio für den RSV wie in der Vorwoche in St. Vith die Schallmauer durchbrechen konnte.

So hatten die Zuschauer in Wetzlar am Ende nicht nur einen absoluten Rollstuhlbasketball-Leckerbissen zu sehen bekommen, sondern waren auch Zeuge wie der knapp neun Jahre alte 91:47-Rekordsieg gegen den damaligen RSC Frankfurt aus dem Februar 2005 durch den 101:35-Erfolg am vergangenen Sonntag quasi pulverisiert wurde. „Zum Jahresabschluss war dies doch das perfekte Nikolausgeschenk für unsere tollen Fans, die uns das ganze Jahr hindurch so eindrucksvoll unterstützen“, freute sich am Ende auch Trainer Nicolai Zeltinger über den Kantersieg, während sein langjähriger ehemaliger Mitstreiter Florian Leutheuser, der seit einigen Wochen als Co-Trainer auf der Frankfurter Bank sitzt, die deutliche Klatsche ebenso wie Frankfurts Head-Coach Malik Zahary nicht verhindern konnte.

Damit scheint der RSV Lahn-Dill für den schweren Gang im Viertelfinale des DRS-Pokals am kommenden Samstagabend beim BSC Rollers Zwickau gerüstet zu sein. In Sachsen wollen die Mittelhessen die erneute Qualifikation für das Final Four Ende März an noch unbekannter Stelle klarmachen, um auch im zweiten nationalen Wettbewerb die Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung haben zu können.

Lahn-Dill: Michael Paye (24), Thomas Böhme (22/1 Dreier), Steve Serio (19/2), Joe Bestwick (13), Dirk Köhler (10), Felix Schell (8), Jan Haller (3), , Björn Lohmann (2), Annabel Breuer, Christopher Huber, Marco Zwerger.

Frankfurt: Sebastian Spitznagel (9), Sven Diedrich (8), Andreas Kress (6), Anne Brießmann (4), Lars Lehmann (4), Johannes Hengst (2), Maria Kühn (2), Tim Diedrich, Anna-Maria Müller.

RBBL, 9. Spieltag
Köln 99ers Roller Bulls St. Vith 67:57
BG Baskets Hamburg Jena Caputs 83:33
FCK Rolling Devils RSB Team Thüringen 35:65
BSC Rollers Zwickau GOLDMANN Dolphins Trier 68:65
RSV Lahn-Dill Mainhatten Skywheelers 101:35

 

RBBL Tabelle
1. RSV Lahn-Dill 9 18:0 700:366 +334
2. RSB Team Thüringen 9 14:4 666:467 +199
3. BSC Rollers Zwickau 9 14:4 639:506 +133
4. GOLDMANN Dolphins Trier 9 12:6 632:540 +92
5. BG Baskets Hamburg 9 8:10 636:566 +73
6. FCK Rolling Devils 9 8:10 500:592 -92
7. Mainhatten Skywheelers 9 8:10 513:613 -100
8. Köln 99ers 9 6:12 483:594 -111
9. Roller Bulls St. Vith 9 2:16 517:702 -185
10. Jena Caputs 9 0:18 338:670 -332

 

RBBL, 10. Spieltag
Köln 99ers RSV Lahn-Dill 20.12.
BG Baskets Hamburg Roller Bulls St. Vith 20.12.
FCK Rolling Devils GOLDMANN Dolphins Trier 20.12.
BSC Rollers Zwickau Jena Caputs 21.12.
RSB Team Thüringen Mainhatten Skywheelers 21.12.

 Andreas Joneck

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