Europaweite Umfrage: Schlaganfall-Prävention nicht ausreichend

Blutdruck Schlaganfall
Zu hoher Blutdruck ist ein Risikofaktor für Schlaganfall. Foto: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

In Deutschland erleiden jährlich ca. 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Zwei von drei Schlaganfällen könnten mit einer verbesserten Prävention verhindert werden. Aktiv vorsorgen kann aber nur derjenige, der sein individuelles Schlaganfallrisiko kennt. Umso wichtiger ist es daher, mögliche Risikofaktoren frühzeitig mit dem Arzt abzuklären und gegebenenfalls geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Der Informationsaustausch zwischen Patient und Arzt spielt dabei eine zentrale Rolle. Aber: Eine aktuelle, europaweite Umfrage unter Patienten und Ärzten zeigt, dass das gemeinsame Gespräch nicht immer so informativ verläuft, wie von beiden Seiten gewünscht.
Das individuelle Schlaganfallrisiko ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Hierzu zählen Merkmale wie das Lebensalter und genetische Voraussetzungen, die nicht beeinflusst werden können, aber auch Lebensstilfaktoren, wie Rauchen und Bewegungsmangel, die jeder selbst in der Hand hat. Eine wichtige Rolle spielen darüber hinaus Grunderkrankungen wie Vorhofflimmern, Bluthochdruck und die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), die das Schlaganfallrisiko um ein Vielfaches erhöhen können.
Erkrankungen wie Vorhofflimmern können aufgrund fehlender oder nicht eindeutiger Anzeichen unerkannt bleiben. Obwohl die Zahl der Betroffenen seit Jahrzehnten kontinuierlich steigt, bleibt die Anzahl der tatsächlichen Diagnosen hinter den geschätzten Zahlen zurück. Durch die Stärkung der Aufmerksamkeit für diese Erkrankung und ihre Symptome könnte die Rate von nicht diagnostizierten Vorhofflimmern-Patienten gesenkt werden: Bei Herzstolpern oder Herzrasen, Schwindel aber auch Abgeschlagenheit und Erschöpfung sollte daher der Arzt immer der erste
Ansprechpartner sein. Er wird dem Verdacht nachgehen und im Zweifelsfall weitere Maßnahmen zur eindeutigen Erkennung des Vorhofflimmerns ergreifen und zum Beispiel ein Elektrokardiogramm (EKG) durchführen.

Unklarheit über Therapieziel bei Patienten mit Vorhofflimmern

Dem behandelnden Arzt bleibt beim Patientengespräch über die Risiken von Vorhofflimmern allerdings häufig nicht die Zeit, die er gern darauf verwenden würde – das zeigt eine europaweite Umfrage mit insgesamt 635 Patienten und Ärzten, deren Ergebnisse in einem Vortrag auf dem Europäischen Kongress zur kardiologischen Erstversorgung (The European Primary Care Cardiovascular Society, EPCCS) 2014 in Brüssel vorgestellt wurden. Obwohl Patienten und Ärzte auf viele Fragen ähnlich antworteten, konnten auch grundsätzliche Unterschiede bei der Wahrnehmung der Arzt-Patienten-Kommunikation festgestellt werden. Während 62 Prozent der befragten Ärzte angaben, die Senkung des Schlaganfallrisikos stehe im Fokus der Therapie bei
Vorhofflimmern, so wussten das nur 38 Prozent der befragten Patienten. Und nur 43 Prozent der Patienten konnten sich daran erinnern, dass sie über ein erhöhtes Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern informiert wurden. Diese Ergebnisse decken sich mit den Resultaten einer 2010 veröffentlichten internationalen Studie der AF AWARE Gruppe. Beide Umfragen legen nahe, dass ein Informationsbedürfnis rund um das Thema Vorhofflimmern und Schlaganfallvorsorge besteht. Die Schwierigkeit für Patienten, relevante Informationen zur Erkrankung und Therapie zu finden, sehen auch 52 Prozent der befragten Ärzte. Fast genauso viele Ärzte (51 Prozent) wünschen sich ein größeres Informationsangebot für ihre Patienten.

Schlaganfallvorsorge aktiv mit Aufklärung verbessern

Für ein verbessertes Wissen in der Bevölkerung und eine frühe Erkennung von Risikofaktoren wie Vorhofflimmern sowie für eine konsequente und leitliniengerechte
Behandlung von Schlaganfällen setzt sich auch die „Initiative Schlaganfallvorsorge. Bei Vorhofflimmern handeln.“ ein. Gegründet wurde die Initiative von der Stiftung Deutsche
Schlaganfall-Hilfe, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V. (BAGSO) und den pharmazeutischen Unternehmen Bristol-Myers Squibb und Pfizer. Im Rahmen einer aktiven Vorsorge möchte die Initiative Schlaganfallvorsorge auch Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Vorhofflimmern-Patienten profitieren beispielsweise von einer „herzgesunden“ Lebensweise – Tipps hierzu finden Betroffene auf der Website www.schlaganfall-verhindern.de. Zudem erfahren Besucher des Internetangebots bei Fragen rund um das Thema Schlaganfallvorsorge, wie sich das Arztgespräch gezielt vorbereiten lässt. Zum Download stehen außerdem ein Flyer und eine Patientenbroschüre zur Verfügung.

www.schlaganfall-hilfe.de

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