Neuheiten bei der REHACARE 2015: eine Auswahl

Rehacare Düsseldorf
Auf der REHACARE-Messe in Düsseldorf gibt es auch in diesem Jahr wieder einige Neuheiten zu entdecken. Foto: Messe Düsseldorf

Auf dem Düsseldorfer Messegelände läuft noch bis Samstag die diesjährige REHACARE. Rund 750 Aussteller geben in fünf Messehallen einen weltweiten Überblick über Hilfen für ein selbstbestimmtes Leben.  Wer noch zu einem Bummel durch die Hallen aufbrechen möchte oder sich für die Neuheiten und Attraktionen der Messe interessiert, für den gibt’s im folgenden einen kurzen Überblick.

Rolli auf Segway-Basis: Schafft jedes Gelände
Unbegrenztes Fahrvergnügen verspricht der Elektro-Rollstuhl Freee F2 auf Segway-Basis. Egal ob Sandstrand oder Kopfsteinpflaster, Wald oder Wiesen, Steigungen oder Gefälle: Der Rollstuhl schafft mit zwei autonom gesteuerten Elektromotoren jedes Gelände. Er verfügt über eine Reichweite von bis zu 38 km bei einer Geschwindigkeit vom maximal 10km/h. Die Ladezeit im Leerzustand beträgt acht Stunden.

Der F2 ist ein selbstbalancierendes Fahrzeug mit elektronischer Regelung. Bei der Entwicklung wurde vor allem auf Sicherheit viel Wert gelegt. Eine dynamische Stabilisierungstechnologie misst mit fünf Gyroskopen 100mal pro Sekunde Terrain und Körperposition und balanciert den Rollstuhl kontinuierlich aus. Integrierte Parkstützen vorne und hinten werden elektronisch gesteuert, sind auf Knopfdruck ausfahrbar und sorgen für stabilen Stand. Dank herausnehmbarer Sitzkissen, verstellbarer Lenkstange, Rückenlehne und Fußstütze kann der F2 individuell an die Bedürfnisse seines Fahrers angepasst werden. Halterungen ermöglichen den Transport von Gehhilfen.

Freee Mobility, Halle/Stand 03/ A19

Wächst mit dem Kind: Dreirad Gekko fxs
Wenn das Kind wächst, wächst sein Rad einfach mit – bis zum Erwachsenenalter. Das Dreirad Gekko fxs für Menschen mit und ohne Handicap, lässt sich mit ein paar Handgriffen auf Körpergrößen von 120 bis 180 Zentimeter anpassen. Und nicht nur der Rahmen ist ausziehbar, auch dem Netz-Sitz haben die Konstrukteure ein Wachstumshormon verpasst. Das Rad ist absolut standsicher, verfügt über eine 8-Gang-Nabenschaltung, Scheibenbremsen und kann sekundenschnell gefaltet werden.

Das Gekko fxs ist u.a. ideal, um die Mobilität bei Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen zu fördern. Das Rad kostet mit vollständiger Sicherheitsausrüstung 3.990 Euro.

HP Velotechnik, Halle/Stand 4/G 43

Mit dem Laser-Scanner in die Garage
Bei der REHACARE wird das erste automatisch in eine Garage ein- und ausparkende Fahrzeug für mobilitätseingeschränkte Menschen gezeigt. Garagen sind für Rollstuhlfahrer ein großes Problem: Um ein Auto im Rollstuhl zu verlassen, fehlt in den meisten Fällen der Platz.

Und so sieht die Lösung aus: Das Auto wird vor einem geöffneten Garagentor abgestellt und der Rollstuhlfahrer fährt aus. Mit Hilfe eines Touchscreens wird durch Aktivieren des Buttons „Start“ über einen Laser-Scanner eine 3-D-Aufnahme der Garage gemacht, um Hindernisse aufzuspüren. Sind keine Hindernisse vorhanden, drückt der Autobesitzer auf die Schaltfläche „Park“ und leitet den Parkvorgang ein. Das Fahrzeug fährt so lange automatisch rückwärts, wie die Taste gedrückt und die endgültige Parkposition erreicht ist. Der Einparkvorgang kann über das Kamerabild des Touchscreens überwacht werden, der Prozess zu jedem Zeitpunkt unterbrochen werden. Das Ausparken wird nach dem abgeschlossenen Einparken über die Schaltfläche „Exit“ gestartet.

Paravan in Kooperation mit IBEO und Kappa, Halle/Stand 4/G04
und Freigelände vor Halle 4

In doppelter Mission: Shopper und Rollator
Altwerden ist nichts für Feiglinge. Trotzdem braucht man manchmal etwas Zeit, zu den vielen kleinen Einschränkungen zu stehen, die diesen Lebensabschnitt begleiten. Für Menschen, die Hemmungen haben, einen Rollator zu nutzen, wurde der brandneue „Rollz Flex“ entwickelt, genannt Shopper Rollator. Was das heißt? Der Rollz Flex sieht aus wie ein fahrbarer Shopper, ist aber zugleich ein Rollator, der Halt gibt und ein sicheres, aufrechtes Gehen ermöglicht. Ins Auge fällt eigentlich nur die große Tasche, in der der Einkauf Platz hat. Sie fasst 25 Liter. Die Innentasche kann rausgenommen werden, sie schützt gegen auslaufende Flüssigkeiten und ermöglicht einen leichten Transport der Einkäufe. Die Schiebegriffe des Rollz Flex sind höhenverstellbar und können darüber hinaus in drei weitere Positionen gebracht werden: aufrecht, nach vorn oder hinten. Sobald der Schiebegriff nach vorn gerichtet ist, bietet der Rollator einen kleinen Sitz, auf dem man sich zwischendurch mal ausruhen kann.

Rollz International, Halle/Stand 5/F 29

Gripoballs: Sicher Essen und Schreiben
Schlicht, aber richtig pfiffig ist der Gripoball, eine Alltagshilfe für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen und Muskelschwäche, die Probleme haben, kleine oder schmale Gegenstände zu halten und zu handhaben. Der geschlitzte Ball wird einfach über Besteckteile, Schreibgeräte oder Zahnbürsten gestreift. So können Messer, Gabel oder Bleistift mit wenig Druck und ohne starke Beugung der Finger sicher geführt werden. Ein Set mit drei Bällen kostet 12 Euro.

Gripoballs, Halle/Stand 3/B 60

Innovativer Rollstuhl: Schont die Kräfte, stärkt den Rücken
Das Kölner Start-up-Unternehmen DESINO stellt den neuentwickelten Rollstuhl Radius vor. Ein manueller Hybridantrieb kombiniert den klassischen Greifreifenantrieb mit einem leichtgängigen Hebelantrieb. Dadurch wird die Belastung der Schulter- und Handgelenke reduziert. Zusätzlich verfügt der „Radius“ über eine Gangschaltung, die selbst Steigungen oder längere Strecken ohne zusätzliche Kraftanstrengung überwindbar machen.

Neu ist neben dem Antrieb die dynamische Sitzkonstruktion: Der Hebelantrieb überträgt eine dem natürlichen Gang nachempfundene Bewegung auf die Sitzfläche und hält somit den Rücken und die Wirbelsäule in Bewegung. Diese Aktivierung soll die Muskulatur stärken und sich positiv auf die Verdauung und das lymphatische System auswirken. (Preis wird erst am Stand genannt)

DESINO, Halle/Stand 04/D45

Lupe für den mobilen Einsatz: Vergrößert, speichert und liest vor
Handy Tech hat eine multifunktionale Lupe entwickelt, die Menschen mit Sehschädigungen am Arbeitsplatz, unterwegs und zu Hause gute Dienste leistet. Der Prototyp ist bei der REHACARE zu sehen. Erhältlich ist das Produkt erst Anfang 2016. Der Bildschirm der Lupe ist nur 14 Zentmeter groß und hat einen ausklappbaren Standfuß, der für einen gleichmäßigen Abstand beim Lesen sorgt. Mit Zoom & Read lässt sich ein Text bis zu DIN A 3-Größe nicht nur fotografieren, man kann ihn sich auch vorlesen lassen. Die Dokumente können anschließend im Gerät gespeichert und jederzeit wieder aufgerufen werden. Funktionen wie Vergrößerung (mehr als 20-fach), Lesemodus und Sprache sind individuell einstellbar.

Handy Tech, Halle/Stand 5/A 05

Stehrollstuhl für Indoor-Bereiche: Auf Augenhöhe
Fast jeder Rollstuhlfahrer kann passiv stehen, auch wenn seine aktive Steh- und Gehfähigkeit beeinträchtigt oder vielleicht nicht mehr vorhanden ist. Genau da setzt das Konzept des Tek RMD an: Er ermöglicht es, das der Nutzer aufrecht stehen und eigenständig fahren kann. Die Neuheit des US-amerikanischen Herstellers Matia Robotics gewährt sowohl in den eigenen vier Wänden als auch in anderen Indoor-Bereichen (wie zum Beispiel im Büro oder in der Schule) deutlich mehr Raum für Aktivitäten. So können unter anderem Schränke, Regale und Büchergestelle erreicht werden, die für im Rollstuhl Sitzende unerreichbar wären oder einer baulichen Anpassung bedurft hätten. Und im Stehrollstuhl Tek RMD wird Gesprächspartnern wieder auf Augenhöhe begegnet. Konzipiert ist das innovative Modell für Menschen mit einer Größe von 1,40 bis 1,90 Meter sowie einem Gewicht von 40 bis 120 Kilogramm. Ab 18.000 Euro zu haben.

Matia Robotics, Halle/Stand 4/F24

Herdwächter: Hat den Herd im Griff
Der Herd ist der Brandentstehungsort Nummer 1. Mit dem „Herdwächter“ kommt es erst gar nicht so weit. Eine Sensoreinheit mit Infrarot- und Thermosensoren erkennt Temperaturen und ihre Veränderungen. Bevor der Hauptalarm ausgelöst wird, ertönt ein Voralarm. In dieser Phase kann der Herdwächter noch zurückgesetzt werden, ohne dass sich das Kochfeld ausschaltet. Danach wird die Stromzufuhr unterbrochen. Der Sensor wird mit integrierten Magneten an der Dunstabzugshaube befestigt. Die Installation der Steuereinheit zwischen Anschlussdose und Herdplatte gehört in die Hände eines Elektrikers.

Indexa, Halle/Stand 3/ C54

Exoskelett YOUwalk: Trotz Lähmung aufstehen und gehen
Das anziehbare Exoskelett YOUwalk macht es dank intelligenter Software und einem komplexen Zusammenspiel von Körper und Maschine möglich, dass Menschen mit neurologisch bedingten Lähmungen aufstehen und gehen können. Die Motorunterstützung des Exoskeletts kann individuell und in Echtzeit an die Leistungsfähigkeit des Trägers angepasst werden. Es ist damit für ein breites Spektrum an Patienten mit den unterschiedlichsten Lähmungshöhen oder Hemiparesen einsetzbar, etwa aufgrund einer Rückenmarksläsion, Multipler Sklerose oder einem Schlaganfall.
YOUwalk richtet sich an betroffene Einzelpersonen, aber auch an Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen oder Behindertensportvereine. Sie können das mobile Exoskelett-Training für ihre Kunden oder Mitglieder nutzen. Dauer, Art und Frequenz des Trainings können dabei individuell festgelegt werden.
Aufrechtes Stehen und Gehen wirkt sich nach Angaben des Ausstellers positiv auf den allgemeinen Gesundheitszustand von gelähmten und gehbeeinträchtigten Patienten aus. Neben positiven psychologischen Effekten kann Gangtraining auch sekundären Komplikationen wie Spastik, neuropathischen Schmerzen oder Verdauungsproblemen vorbeugen.

Ekso Bionics, Halle/Stand 5/H32

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