Mit einem in dieser Höhe unerwarteten Erfolg kehrte der RSV Lahn-Dill am dritten Spieltag der Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL) in der späten Nacht zum Sonntag von seiner Dienstreise aus München zurück. An der Säbener Straße gewann der Titelverteidiger gegen die bisherige Überraschungsmannschaft USC München klar mit 100:41 (21:6/49:20/80:28) und steht damit verlustpunktfrei an der Tabellenspitze der RBBL. Exakt 47 Sekunden vor Ende der Partie in der bayrischen Landeshauptstadt war es Thomas Böhme, der nach einem Foul des ehemaligen Nationalspielers Ben Döring beim Stand von 99:41 für einen Zusatzfreiwurf an die Freiwurflinie durfte. Mit einem lupenreinen Wurf durchbrach der 24-jährige Junioren-Weltmeister dabei nicht nur die 100-Punkte-Schallmauer, sondern schraubte auch sein eigenes Konto an diesem Tag auf stolze 26 Punkte, inklusive drei Dreiern und einer Quote von einhundert Prozent von der Linie.
Zuvor sah Trainer Nicolai Zeltinger einen starken Auftritt seines Teams, das im Duell der Rekordmeister die aktuelle Rangordnung deutlich untermauerte. „Unsere Defensive war einmal mehr beeindruckend, sie zieht aktuell fast jedem Team den Zahn. München war kaum in der Lage sein eigenes Spiel aufzuziehen“, so der 42-Jährige. Drei Minuten dauerte es zu Beginn, bis der RSV nach der langen Anreise angekommen schien, dann rollte der RSV-Express und enteilte frühzeitig von 4:4 (3.) auf 21:4 (9.).
Doch nach sieben Spielminuten drohte die Taktik des Gastes ins Wanken zu geraten, nachdem Björn Lohmann binnen weniger Minuten sein drittes Foul geahndet bekam. Doch die eingewechselte Annabel Breuer knüpfte nahtlos dort an, wo der Routinier zuvor aufgehört hatte: an der wie ein Schweizer Uhrwerk funktionierenden Verteidigungsarbeit, mit der die Mittelhessen vor allem den Australier Kim Robins und den bosnischen Center Suad Sutic quasi abmeldeten. Einzig Nationalspieler Sebastian Magenheim konnte sich durch seine individuelle Klasse über 40 Minuten immer wieder stark in Szene setzen.
Doch auch er konnte dabei nicht verhindern, dass der RSV bereits mit einem komfortablen 49:20-Vorsprung in die Kabine rollte und aus dieser noch stürmischer herauskam. Wer erwartet hatte, dass sich der zwölffache Titelträger aus Wetzlar nun auf seinem Vorsprung ausruhte, wurde eines Besseren belehrt. Erst nach einem 31:8 im dritten Spielviertel, das den Zwischenstand auf ein sattes 80:28 anwachsen ließ, schien vor allem der Tatendrang des überragenden Trios Thomas Böhme, Michael Paye und Steve Serio gestillt zu sein. Während Kapitän Paye und Böhme zusammen 55 Punkte markierten, glänzte der US-Amerikaner Serio mit 18 Punkten, zehn Rebounds und neun Assists und schrammte somit nur hauchdünn an einem seltenen sogenannten Triple-Double vorbei. Auch die statistischen Teamwerte sprachen mit 33:16 Rebounds und einer Trefferquote von 69 zu 33 Prozent klar zugunsten der Mittelhessen, die in der Schlussphase den ersten „Hunderter“ der Saison mit auf die Rückfahrt gen Norden nahmen.
„So gut wir auch momentan bereits auftreten, unser beeindruckendes Spielverständnis und die gute Abstimmung zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison bergen auch Gefahren. Wir müssen ganz sensibel an den richtigen Stellschrauben drehen, damit wir dieses Niveau durch eine lange Saison halten können“, so RSV-Trainer Zeltinger, der trotz dreier Kantersiege zum Start in die Spielzeit 2015/2016 mahnende Worte fand.
Am kommenden Wochenende trifft der RSV Lahn-Dill nun in heimischen Gefilden auf den FCK Rolling Devils aus Kaiserslautern, die an diesem Wochenende, wie die Münchner zuvor, die ersatzgeschwächten BG Baskets Hamburg bezwingen konnten.
München: Sebastian Magenheim (17), Kim Robins (10), Ben Döring (8), Conny Wibmer (4), Suad Sutic (2), Selman Can, Lisa Nothelfer, Cory Rudder, Sebastian Sauer, Christoph Vo, Kaspar Turks (n.e.).
Lahn-Dill: Michael Paye (29/1 Dreier), Thomas Böhme (26/3), Steve Serio (18), Joe Bestwick (10), Dirk Köhler (9), Felix Schell (6), Jan Haller (2), Annabel Breuer, Björn Lohmann, Marco Zwerger.
RBBL, 3. Spieltag | ||
USC München | RSV Lahn-Dill | 41:100 |
Mainhatten Skywheelers | Hannover United | 58:57 |
FCK Rolling Devils | BG Baskets Hamburg | 67:60 |
RBC Köln 99ers | BSC-Rollers Zwickau | 59:70 |
Doneck Dolphins Trier | RSB Thuringia Bulls | 49:78 |
RBBL Tabelle | |||||
1. | RSV Lahn-Dill | 3 | 6:0 | 279:106 | +173 |
2. | RSB Thuringia Bulls | 3 | 6:0 | 276:147 | +129 |
3. | Doneck Dolphins Trier | 3 | 4:2 | 208:194 | +14 |
4. | BSC-Rollers Zwickau | 3 | 4:2 | 207:202 | +5 |
5. | USC München | 3 | 4:2 | 199:224 | -25 |
6. | BG Baskets Hamburg | 3 | 2:4 | 199:181 | +18 |
7. | FCK Rolling Devils | 3 | 2:4 | 180:232 | -52 |
8. | Mainhatten Skywheelers | 3 | 2:4 | 148:222 | -74 |
9. | Hannover United | 3 | 0:6 | 130:222 | -92 |
10. | RBC Köln 99ers | 3 | 0:6 | 161:257 | -96 |
RBBL, 4. Spieltag | ||
RSV Lahn-Dill | FCK Rolling Devils | 24.10. |
BG Baskets Hamburg | RBC Köln 99ers | 24.10. |
Hannover United | USC München | 24.10. |
BSC-Rollers Zwickau | Doneck Dolphins Trier | 25.10. |
RSB Thuringia Bulls | Mainhatten Skywheelers | 25.10. |
Andreas Joneck