Nach Ansicht der Bundesvorsitzenden des BDH Bundesverband Rehabilitation e.V., Ilse Müller, steht Deutschland 20 Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung vor der Herausforderung, einen jahrelangen Reformstau aufzulösen. Die Pflegeversicherung werde angesichts der Alterung der Gesellschaft vor eine Zerreißprobe gestellt, wenn sich die Finanzierungsbedingungen nicht grundlegend ändern sollten, warnt die Vorsitzende des Sozialverbandes und fordert die Politik zu einer offenen Debatte über steigende Pflegebudgets und moderat wachsende Lasten für Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf: „Die systematische Weiterentwicklung der Pflegeversicherung nach Maßgabe der demografischen Anforderungen zählt zu den zentralen Aufgaben der laufenden Legislaturperiode. Der Reformprozess wird nicht zum Nulltarif zu haben sein und wird moderate Erhöhungen der Beiträge zur Pflegeversicherung erforderlich machen“, so Ilse Müller. Die große Koalition müsse ihr politisches Übergewicht nun zum Wohle Betroffener und pflegender Angehöriger einsetzen und den umfassenderen Pflegebedürftigkeitsbegriff in materielles Recht gießen. „Gerade dementielle Erkrankungen müssen besser erfasst werden, jahrelange Erprobungsphasen, wie sie die Bundesregierung plant, und entsprechend langwierige Gesetzgebungsprozesse sind nicht angebracht. Die bisherige Reformpolitik kam in diesem pflegeintensiven Bereich nicht über Trippelschritte hinaus. Es ist gesellschaftlich unakzeptabel, gerade die pflegenden Angehörigen als stille Reserve zur Stabilisierung der Pflege anzusehen“, kritisiert die BDH-Bundesvorsitzende.
Mangel an barrierefreiem Wohnraum und an Pflegekräften
Bereits 2030 wird die Zahl der Pflegebedürftigen nach Ansicht von Experten von heute 2,4 Millionen auf über 3,5 Millionen steigen. Deutschland müsse die notwendigen Rahmenbedingungen erarbeiten, um barrierefreien und pflegeorientierten Lebensraum zu schaffen, der Bedürftigen und pflegenden Angehörigen den Alltag erleichtert, so Ilse Müller, die Investitionen in altersgerechten Wohnraum anregt und auf den drohenden Fachkräftemangel in der Pflege hinweist. „Der Bedarf an Pflegekräften wird sich in den vor uns liegenden 35 Jahren verdoppeln und auf 1,4 Millionen Vollzeitbeschäftigte ansteigen. Es wird Zeit, die defensive Grundhaltung in der Pflegepolitik zu überdenken und den Pflegeberuf attraktiver zu machen“, so Ilse Müller.
Über den BDH Bundesverband Rehabilitation
Der BDH ist die größte deutsche Fachorganisation auf dem Gebiet der Rehabilitation von neurologischen Patienten. Weiterhin bietet der BDH rechtliche Beratung und professionelle Vertretung vor Behörden und den Instanzen der Sozialgerichtsbarkeit sowie ehrenamtliche soziale Betreuung an. Die stationäre neurologische Rehabilitation nimmt einen wichtigen Stellenwert innerhalb des Leistungsangebotes des BDH ein, um Menschen nach einem Unfall oder sonstiger neurologischer und geriatrischer Krankheit Unterstützung auf dem Weg zurück ins Leben zu bieten. In der Trägerschaft des BDH befinden sich heute fünf über ganz Deutschland verteilte neurologische Kliniken. Dazu kommen das Rehabilitationszentrum für Jugendliche in Vallendar und das Neurologische Therapie- und Beratungszentrum Ortenau in Offenburg.
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