Erstmals können nun auch Menschen mit Handicap bei der Hamburger Traditionssegelschule Käpt´n Prüsse einen Segelkurs auf der Außenalster buchen. Zwei behindertengerechte Segelboote vom Typ 2.4mR, der auch bei den paralympischen Segelwettbewerben zum Einsatz kommt, sowie ein entsprechender Umbau von Steg und Toiletten ebnen Rollstuhlfahrern den Weg aufs Wasser.
Das einzigartige Projekt steht unter der Schirmherrschaft von Weltmeister Heike Kröger – lokale Unternehmen und Persönlichkeiten zählen zu den Sponsoren.
Der Grundgedanke ist ebenso einfach wie bestechend: Wie jeder andere sollen auch Menschen mit Behinderung bei der Hamburger Traditionssegelschule Käpt´n Prüsse künftig ganz normal einen Segelkurs auf der Außenalster buchen können – ohne besondere Vorbereitung, ohne selbstorganisierte Unterstützung und ohne weitergehende Verpflichtungen. „Inklusion“ lautet das Stichwort, das hier im wörtlichen Sinne zu verstehen ist: als Synonym von Zugehörigkeit – das Gegenteil von Ausgrenzung.
„Wenn jeder Mensch – mit oder ohne Behinderung – überall dabei sein kann (…), dann ist das gelungene Inklusion“, definiert die „Aktion Mensch“ den Begriff. Und bei der Segelschule Käpt´n Prüsse kann man nun eben auch auf dem Wasser dabei sein. Möglich wird dies durch zwei kürzlich angeschaffte Segelboote vom Typ 2.4mR, welche die bewährte blaue Prüsse-Flotte um eine einzigartige Bootsklasse ergänzen: In dieser sogenannten Metre-Rule-Klasse treten weltweit Segler mit und ohne Behinderung, Frauen und Männer, Alt und Jung in Wettfahrten gegeneinander an. Die spezielle Konzeption der 2.4mR sorgt für Chancengleichheit: Hier entscheiden weniger Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer über Sieg und Niederlage, sondern vielmehr Geschick, Taktik und seglerisches Feingefühl.
Die Form der Boote erinnert an frühere America’s-Cup-Yachten. Gesteuert wird per Fußpedal oder Handsteuerung (Joystick). Ein 181 Kilogramm schwerer Bleikiel gewährleistet eine hinreichende Kentersicherheit. In puncto Segeltrimm halten die Boote indes alle Finessen parat. So werden Größe, Gewicht, Kraft, Alter, Geschlecht und auch ein Handicap zur Nebensächlichkeit – stattdessen steht das seglerische Geschick im Vordergrund. Oder eben auch allein der Spaß an der Sache, sofern man abseits der Regattabahn segelt.
In Deutschland ist die Klasse vor allem durch den siebenmaligen amtierenden Weltmeister und Paralympics-Gewinner von 2000 sowie Silbermedaillengewinner von London Heiko Kröger bekannt geworden. Er hat die Schirmherrschaft für das Projekt „Segeln lernen nicht nur für Menschen mit Handycap im 2.4mR“ der Segelschule Käpt´n Prüsse übernommen.
Wie ernst es die Segelschulinhaber Calle Sibbert und Karl Köhler mit dem Inklusionsgedanken meinen, verdeutlicht sich beim Blick auf die Kurspreise: So kostet der Segelanfängerkurs für Menschen mit Handicap im 2.4mR exakt dasselbe wie ein regulärer Segelanfängerkurs für Menschen ohne Behinderung. Den höheren Aufwand und die Anfangsinvestitionen versucht man anderweitig zu kompensieren: So können lokale Firmen und Persönlichkeiten das Projekt als Sponsoren unterstützen. Neben der Anschaffung der beiden Boote konnte auf diese Weise auch bereits ein barrierefreier Zugang realisiert werden (hinzu kommen behindertengerechte Toiletten, ein entsprechender Stegumbau und mehr). Wer nicht gleich einen kompletten Segelkurs buchen möchte, kann auch erst einmal ein „Schnupper-Doppelstunde“ vereinbaren – dies gilt natürlich auch für Menschen ohne Handicap.
Weitere Infos:
Segelschule Käpt’n Prüsse An der Alster 47a (Gurlitt-Insel) 20099 Hamburg Telefon: 040 – 280 31 31 E-Mail: info@pruesse.de, Webseite: www.pruesse.de.
Ansprechpartner:
Calle Sibbert Karl Köhler