Rolling Chocolate ärgern den haushohen Favoriten aus Zwickau

„Die erste Saison im Oberhaus entwickelt sich für die Rolling Chocolate zunehmend zu einer „Saison der Leiden“. Wie hier Leon Schöneberg (weißes Trikot) gegen gleich drei Zwickauer Hünen, bekommen die jungen Wilden insgesamt trotz couragierter Leistungen die raue Gangart in der 1. RBBL deutlich zu spüren. (Bild: Werner Schorp)

Großer Sport war am Samstag im SZ Süd in Heidelberg-Kirchheim zu bestaunen: Ein packendes Rollstuhlbasketballspiel mit geballten Emotionen zwischen den Rolling Chocolate Heidelberg und den RSC Rollis Zwickau! Nach der sportlich hochwertigen Partie feierten die jungen Wilden mit ihren Fans die erneute Niederlage beinahe wie einen Sieg, denn man hatte, unerwarteter Weise, dem haushohen Favoriten über lange Strecken des Spiels erfolgreich Paroli bieten können.

Zum Schluss reichten auf Seiten der Rolling Chocolate, die mit einer vergleichsweise kleinen Rotation auskommen müssen, die Kräfte aber  leider nicht mehr aus, um den gutbezahlten und international zusammengewürfelten Profis vom RSC Zwickau den Schneid abzukaufen und damit für eine absolute Sensation zu sorgen. Dem Aufsteiger fehlten am Ende 17 Punkte zum Sieg, allein 11 davon ließ man erneut von der Freiwurflinie liegen während Zwickau seine Freiwürfe zu 91 % verwandelte. Mit 60:77 verloren die Kirchheimer nach hartem Kampf vor einem fantastischen Heidelberger Publikum leider auch ihr erstes Heimspiel im neuen Jahr, gegen den Tabellenzweiten von der Mulde.

„Sinnbildlich für das Spiel „David gegen Goliath“: Heidelbergs Flügelspieler Christian Gumpert versucht in der Defense wirklich alles, um den Größenvorteil von Zwickaus tschechischen Center Rotislav Pohlmann nicht zur Geltung kommen zu lassen.“ (Bild: Werner Schorp)

Den Beginn der Partie gestalteten die Neckarstädter deutlich konzentrierter als dies noch beim Hinrunden-Spiel in Zwickau der Fall gewesen war. Statt sofort einem Rückstand hinterher zu rollen agierten die jungen Wilden auf Augenhöhe mit dem Starensemble aus Sachsen und konnten bis zum 8:8- Ausgleich der Zwickauer in der  5. Spielminute sogar eine kleine Führung behaupten. Kurz vor Ende des ersten Spielabschnitts zeigte dann allerdings der britische Nationalspieler Ghazain „Gaz“ Choudry erstmals seine individuelle Klasse und konnte mit 6 Punkten in Folge aus schwierigen Wurfpositionen seiner Mannschaft ein kleines Polster verschaffen. Mit 13:20 ging das 1.Viertel an die Gäste, doch Heidelberg blieb in Schlagdistanz.

Bis Mitte des 2. Viertels hatte sich das junge Heidelberger Team von Trainer Marco Hopp durch eine stabile Zonen- Verteidigung und erfolgreiche Gegenpresse wieder auf 21:24 herangearbeitet was dem ein oder anderem RSC- Akteur leise Flüche über die Lippen laufen ließ, während Zwickaus Headcoach Sinclair Thomas seinen Unmut lautstark in den Auszeiten kund tat. Mit einer couragierten Mann- Mann- Presse erhöhten die Rolling Chocolate zudem fortan sogar noch den Druck doch die Muldestädter zeigten sich trotz der aggressiven Spielweise der Hausherren extrem ballsicher und produzierten in der gesamten Partie nur 2 Turnover während sich Heidelberg am Ende 8 Ballverluste aufs Konto geladen hatte. Geschickt nutzten die Vollblutbasketballer des RSC die wenigen sich bietenden Lücken in der Heidelberger Defense aus und konnten bis zur Halbzeit vor allem durch Treffer des wieselflinken britischen Nationalspielers Matt Sealy wieder etwas davon ziehen. Mit 32:43 ging es zum Pausentee in die Katakomben, doch die Messe war zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht gelesen. In der Pause machte Heidelbergs Coach Hopp seiner spielerisch gut aufgelegten Mannschaft Mut weiter am Ball und dicht am Sportstuhl des Gegners zu bleiben.

„The roof is on fire! André Hopp war dies gegen Zwickau definitiv auch und tankte sich wie im Bild mehrfach gegen gleich zwei Gegenspieler zum Korb durch…“ (Bild: Werner Schorp)

Gesagt, getan, denn auch nach dem Seitenwechsel blieben die Underdogs vom Neckar mit einer aufopferungsvollen Teamleistung im Geschäft und hätten mit ein wenig mehr Fortune sogar den Anschluss wieder herstellen können. Doch wie es bei abstiegsgefährdeten Teams eben öfters mal der Fall ist, hatten die Rolling Chocolate in den entscheidenden Situationen einfach kein Glück weder beim Abschluss noch bei kniffligen Entscheidungen der Referees. So konnten die Jungspunde von Trainer Hopp vor allem dank eines gut aufgelegten Leon Schöneberg, der mit 24 Punkten   am Ende Topscorer für seine Farben werden sollte (7 Punkte im 3. Viertel), zwar den 11-Punkte Abstand lange Zeit halten aber nicht mehr entscheidend verkürzen. Erneut war es der athletische „Gaz“ Choudry (insgesamt 27 Punkte & Topscorer der Partie) der den 45:59 Zwischenstand nach drei gespielten Vierteln besorgte und somit seinem sichtlich von der starken Gegenwehr des Aufsteigers beeindruckten Team noch ein wenig mehr Luft verschaffte.

„Shake hands mit den eigenen begeisterten Fans! Bis zur letzten Sekunde pushte das Heidelberger Publikum seine Rolling Chocolate lautstark nach vorne und zeigte damit eine ebenso reife Leistung wie die jungen Wilden auf dem Spielfeld.“ (Bild: Werner Schorp)

Im letzten Spielabschnitt schwanden dann zusehends  die Kräfte auf Seiten der Gastgeber während Zwickau trotz hoher Foulbelastung munter durchwechseln konnte. Mit einem 0:6- Lauf gleich zu Beginn des 4. Viertels sorgte der klare Favorit zudem schnell für klare Verhältnisse und schraubte den Vorsprung durch den 20. Punkt von Choudry genau auf  20 Punkte (32. Minute). Diesen Vorsprung konnten die jungen Wilden trotz leidenschaftlicher Gegenwehr bis zur letzten Sekunde nicht mehr wett machen. Da half auch die Punkteausbeute der beiden gut aufgelegten Führungsspieler André Hopp (17 Punkte) und Nico Dreimüller (10 Punkte) nicht, da nun einfach auch der Unterschied zwischen den unter äußerst professionellen arbeitenden und sehr tief besetzten Zwickauern und den unter wesentlich ungünstigeren Bedingungen trainierenden und nicht so tief besetzten Rolling Chocolate deutlich wurde. Am Ende setzte sich der Tabellenzweiten mit 60:77 in Heidelberg durch und war heilfroh, die hart erkämpften Punkte mit auf die Heimfahrt nehmen zu dürfen. Insgesamt ein Ergebnis, das die Rolling Chocolate zuversichtlich für kommende Aufgaben stimmen sollte, vor allem wenn man bedenkt, dass Zwickau am vorherigen Wochenende den zweiten Aufsteiger aus Hannover noch mit 101:46 aus der Halle geschossen hatte.

„Komischer Weise spielen wir unseren besten Basketball immer dann, wenn wir nicht damit rechnen das Spiel zu gewinnen. Meine Mannschaft hat mir heute gezeigt, dass sie, wenn die Köpfe frei sind und wir uns mental aufs Spiel fokussieren, beinahe  jedem Gegner in der 1. RBBL Paroli bieten kann!“, freute sich Heidelbergs Headcoach Marco Hopp nach der Partie über die positive Entwicklung bei seinen jungen Wilden.

Das nächste Ligaspiel bestreiten die Rolling Chocolate am kommenden Samstag, 18.11.2014, im hohen Norden bei der BG Baskets Hamburg bevor es am 25.11.2014 zu Hause in HD- Kirchheim gegen die Köln 99ers wieder heißt „One team- one spirit!“

Für Heidelberg spielten: Schöneberg (24), Hopp (17), Dreimüller (10), Hammerschmidt (5), Ernst (4),  Gumpert Ch., Gumpert Th., Scherke, Schorp, Wilke.

Für Zwickau spielten: Choudry (27), Pohlmann (14),  Erben (12), Sealy (10), Jama (6), Doody (4),  Möller (4), Lange, Mayer, Oehme.

 

Aktuelle Tabelle der 1. Rollstuhlbasketball- Bundesliga:

Team

Pkte

Körbe

+/-

Sp

1.

RSV Lahn-Dill

24 : 0

942 : 582

360

12

2.

RSC Rollis Zwickau

18 : 6

881 : 745

136

12

3.

Oettinger RSB Team

16 : 8

887 : 725

162

12

4.

Goldmann Dolphins Trier

14 : 10

878 : 773

105

12

5.

BG Baskets Hamburg

14 : 10

848 : 809

39

12

6.

Mainhatten Skywheelers

12 : 12

788 : 765

23

12

7.

Roller Bulls

10 : 14

687 : 861

-174

12

8.

Köln 99ers

  8 : 16

727 : 829

-102

12

9.

Rolling Chocolate Heidelberg

  4 : 20

701 : 904

-203

12 

10.

Hannover United

  0 : 24

603 : 949

-346

12

 

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