Zum internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen fordern die Sozialhelden die künftige Bundesregierung auf, einen barrierefreien Zugang zur Gesundheitsversorgung zu schaffen. Laut einer Erhebung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung aus dem Jahr 2019 sind nur knapp 26 Prozent der hausärztlichen und fachärztlichen Praxen in Deutschland barrierefrei zugänglich. Von 1.365 gynäkologischen Arztpraxen wurden laut einer Studie der Universität Bielefeld sogar nur sechs Prozent als barrierefrei erfasst. „Es ist kaum zu glauben, dass es im Jahr 2021 noch immer kein Gesetz gibt, das das Gesundheitswesen sektorenübergreifend zur Barrierefreiheit verpflicht. Und wenn ich von Barrierefreiheit spreche, meine ich nicht, dass der Eingang zur Arztpraxis keine Stufen hat“, so Inklusionsaktivist Raul Krauthausen. Die neue Regierung deutet im Koalitionsvertrag nur sehr vage an, dass sie das Problem der Gesundheitsversorgung für Menschen mit Behinderungen auf dem Schirm hat. Neben allerlei anderen Lebensbereichen wolle man das öffentliche und private Leben auch im Gesundheitsbereich barrierefrei machen. Wie und wann – da schweigt sich die neue Regierung leider aus. Der einzige konkrete Bezugspunkt: Ein Aktionsplan für ein barrierefreies Gesundheitssystem, soll erarbeitet werden. „Wir brauchen nicht den 48. Aktionsplan zum Thema Gesundheit, wir brauchen Taten“, erklärt Constantin Grosch von den Sozialheld*innen. „Bis heute gibt es nicht einmal einheitliche Erhebungen und Standards, mit denen Informationen zur Barrierefreiheit von Arztpraxen für Menschen mit Behinderungen zur Verfügung gestellt werden. Das muss sich schleunigst ändern.“
Ihrem Motto „Einfach mal machen“ bleiben die Sozialheld*innen auch bei diesem Thema treu: Am 1. Dezember startete ein von der Robert Bosch Stiftung gefördertes Projekt, mit dem die Sozialheld*innen untersuchen, welche Informationen behinderte Menschen brauchen, um eine für sie geeignete haus- und fachärztlichen Praxis aufsuchen zu können. „Wir arbeiten daran, Standards für die Erfassung und Dokumentation von Barrierefreiheitskriterien in der Gesundheitsversorgung zu entwickeln, die sich an den Bedürfnissen der Patient*innen orientieren“, so Constantin Grosch. „Die neue Regierung muss dann dafür sorgen, dass es für Arztpraxen verpflichtend wird, Informationen über den barrierefreien Zugang zur Verfügung zu stellen. Und die Praxen müssen natürlich auch in der Lage sein, Menschen mit Behinderungen überhaupt adäquat versorgen zu können.“