Mit außergewöhnlichen Spezialitäten locken Deutschlands Weihnachtsmärkte in der Adventszeit zum Schlemmen und Genießen. Dank Fahrstühlen, Rampen und Kabelbrücken sind die meisten auch für Rollstuhlfahrer zugänglich.
Rostock: Rauchwurst, Räucherfisch und Glögg
Der Rostocker Weihnachtsmarkt blickt auf eine lange Tradition zurück. Schon im Mittelalter wehte der Duft von gebrannten Mandeln durch die Innenstadt. Damals sprach allerdings noch keiner vom Weihnachtsmarkt. Auf vorweihnachtlichen Verkaufsmessen boten Bauern Schlachtvieh und Wintergemüse an, Handwerker verkauften Spielzeug und Korbwaren, Zuckerbäcker gebrannte Mandeln und geröstete Kastanien. Heute ist der Rostocker Weihnachtsmarkt der größte in Norddeutschland. Seine Schlemmermeile zieht sich durch die ebenmäßig gepflasterte und auch für Rollstuhlfahrer gut zugängliche Fußgängerzone zwischen dem Kröpeliner Tor und dem Neuen Markt entlang aufwendig restaurierter Giebelhäuser. An den Ständen werden regionale und nordische Spezialitäten wie Rostocker Rauchwurst, Warnemünder Räucherfisch, schwedischer Glögg und finnischer Honig angeboten. Am 28. November veranstaltet der Schaustellerverband einen „Tag der Begegnung“ auf dem Weihnachtsmarkt und lädt besonders Menschen mit Handicap ein. Auf Voranmeldung können soziale Einrichtungen und andere Gruppen die Fahrgeschäfte auf dem Neuen Markt und auf der Fischerbastion kostenfrei nutzen.
Sächsische Schweiz: Eierpunsch und Baumstriezel
Wie ein mittelalterlicher Adventsmarkt ausgesehen haben könnte, ist in der Sächsischen Schweiz unweit von Dresden zu erleben. Auf dem Gipfel eines Tafelbergs heißt der Historisch-romantische Weihnachtsmarkt auf der Festung Königstein seine Besucher an den ersten drei Adventswochenenden willkommen. Rollstuhlfahrer erreichen das 246 Meter über der Elbe befindliche Festungsplateau über einen Fahrstuhl. Der Markt lebt die liebevolle, traditionsbewusste Inszenierung. Die Stände werden wie in alter Zeit aus Holz und Leinwand vor Ort gezimmert, die Händler tragen historische Gewänder, über offenem Feuer dampft Gulaschsuppe in Kupferkesseln und das Kinderkarussell ist handbetrieben. Legendär ist der hausgemachte Festungseierpunsch – fast so cremig wie Vanillesoße. Nur wenige Kilometer von der Festung Königstein entfernt, lockt in der Sandsteinstadt Pirna der Canalettomarkt zum Besuch. Der Name des Marktes ist eine Reverenz an den italienischen Barockmaler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, der den Ort in elf Veduten festhielt. Die Altstadt sieht drei Jahrhunderte später immer noch fast genauso aus wie auf Canalettos Gemälde! Das macht den besonderen Charme des Marktes aus. Auf der Bühne wird ein Programm geboten. An den Ständen verkaufen Händler regionale Spezialitäten wie den böhmischen Baumstriezel. Die Wege auf dem Markt sind für Rollstuhlfahrer gut zu befahren. Ein weiterer Tipp für die Weihnachtszeit in der Sächsischen Schweiz ist der barrierefreie winterliche Stadtspaziergang durch Bad Schandau, der jeden Freitag angeboten wird. Ein Spektakel für die Sinne ist die barrierefreie Veranstaltung „Farbenbaden“ an den Adventswochenenden in der Kleinen Sächsischen Schweiz, bei der der Miniaturenpark aus Sandstein zu Saxophonklängen effektvoll beleuchtet wird.
Erfurt: Schittchen und Bratwurst
In der Adventszeit verwandelt sich auch Thüringens Landeshauptstadt Erfurt in eine Weihnachtswunderwelt. Hauptattraktion ist der große Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz vor dem eindrucksvollen Ensemble von Mariendom und Severikirche. Besucher sollten hier unbedingt das Erfurter Schittchen probieren, einer der ältesten Christstollen in Deutschland – und natürlich die berühmte Thüringer Bratwurst. Im Anschluss lohnt ein Besuch des nahegelegenen Petersberges, der über den barrierefreien Panoramaweg erreichbar ist. Neben dem großen Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz begrüßen die Erfurter ihre Gäste zudem auf gemütlichen, kleineren Märkten. So ist auf dem Fischmarkt ein Handwerker-, im Egapark ein Genuss- und neben der Thomaskirche ein Mittelaltermarkt zu erleben. Für Rollstuhlfahrer sind die meisten Märkte dank Kabelbrücken und Zufahrtsrampen gut erreichbar. Empfehlenswert ist eine Stadtrundfahrt durch das adventliche Erfurt mit dem Altstadt-Express, einem wendigen Gelenkbus, der auch Rollstuhlfahrer mitnimmt. Von der Sonderhaltestelle Domplatz-Süd führt er an der Krämerbrücke vorbei, über den Wenigemarkt entlang des Angers zurück zum Startpunkt.