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Gut gemeint ist bekanntlich nicht immer auch gut gemacht. Mit der neuen UN-Regelung R155 (siehe Infokasten) sollen moderne Fahrzeuge besser vor Cyberangriffen geschützt werden. Doch die international verbindliche Vorschrift hat eine bislang kaum beachtete Nebenwirkung: Sie erschwert individuelle Fahrzeuganpassungen erheblich – besonders für Menschen mit Behinderung, die auf maßgeschneiderte technische Lösungen angewiesen sind. Einige Fahrzeugtypen lassen sich deshalb schon jetzt nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr umrüsten. KADOMO fordert deshalb praxisnahe Nachbesserungen – und eine konzertierte Aktion aller Beteiligten.
Moderne Autos sind wahre Technikwunder. Sie erkennen Verkehrsschilder, halten die Spur, parken selbstständig ein. Doch ausgerechnet dort, wo Technologie eigentlich neue Freiheit bringen soll, entstehen plötzlich neue Hürden. „Wir erleben derzeit, dass Fahrzeuge zu digitalen Festungen werden“, sagt Frank Rösner, Geschäftsführer von KADOMO. „Die Schnittstellen, die wir für barrierefreie Umbauten benötigen, werden schlicht verriegelt. Das erschwert unsere Arbeit erheblich oder macht sie mitunter sogar unmöglich.“
Die UN-Regelung R155 schützt sensible Fahrzeugsysteme vor digitalen Angriffen. Das Ziel ist nachvollziehbar: Manipulationen über drahtlose Zugänge könnten im Ernstfall zehntausende Fahrzeuge gleichzeitig betreffen. Doch ausgerechnet behindertengerechte Umbauten geraten durch diese Sicherheitsmechanismen ins Abseits. Funktionen wie Blinker, Licht oder Gangwahl lassen sich softwareseitig nicht mehr ansteuern, der Zugriff über zugelassene Drittanbieterlösungen wird blockiert.
Rückschritt statt Fortschritt
Was früher über elegante, softwarebasierte Steuerungen lief, muss nun wieder mechanisch gelöst werden. Statt etwa mehrere Funktionen bequem über einen Multidrehknopf am Lenkrad zu steuern, müssen bei neuen Fahrzeugen wieder Gestänge und Kleinstmotoren zum Einsatz kommen, die physisch die Originalhebel betätigen. Diese Lösungen sind aufwendiger, teurer, fehleranfälliger, zum Teil sicherheitstechnisch bedenklich und sie sehen aus wie Technik aus einer anderen Zeit. „Das ist absurd. Wir haben längst bessere, digitale Systeme“, betont Frank Rösner.

KADOMO sieht in dieser Entwicklung eine ernste Bedrohung für die Mobilität und Teilhabe vieler Menschen mit Behinderung. Was heute vereinzelt auftritt, könnte mit jeder neuen Fahrzeuggeneration zur systematischen Hürde werden. Deshalb fordert das Unternehmen eine zügige Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen und vor allem den politischen Willen, individuelle Mobilitätslösungen nicht auszubremsen, sondern möglich zu machen.
Appell: Jetzt gemeinsam handeln
Konkret bedeutet das:
- Zertifizierte Umbauer brauchen einen abgesicherten Zugang zu sicherheitsrelevanten Schnittstellen.
- Es braucht gesetzlich geregelte Ausnahmemöglichkeiten für behindertengerechte Fahrzeuganpassungen.
- In die Weiterentwicklung von Vorschriften wie UN R155 müssen Praxisexperten, Behindertenverbände und spezialisierte Unternehmen frühzeitig eingebunden werden.
KADOMO sieht sich nicht allein in der Verantwortung. „Was wir jetzt brauchen, ist eine konzertierte Aktion aller, denen barrierefreie Mobilität am Herzen liegt“, sagt Frank Rösner. Das betreffe Automobilhersteller ebenso wie Fachverbände, soziale Träger, und Behindertenorganisationen. „Wir sind überzeugt, dass eine gemeinsame Stimme mehr Gewicht hat. Es ist an der Zeit, dass wir das Thema Cybersicherheit und Mobilitätsgerechtigkeit mit Priorität behandeln und mit einer klaren Haltung nach außen treten.“
Fotos: KADOMO GmbH


