Para Radsport: Mit Vollgas zur Straßen-WM

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Maximilian Jäger
CLICHY-SOUS-BOIS, FRANCE – SEPTEMBER 4: Maximilian Jaeger of Team Germany during day seven of the Paris 2024 Summer Paralympic Games on September 4, 2024 in Clichy-sous-Bois, France. (Photo by Kevin Voigt/DBS)

Mit großem Aufgebot geht’s für die deutsche Para Radsport-Nationalmannschaft zur WM: 18 deutsche Para Radsportlerinnen und -sportler treten die Reise nach Ronse (Belgien) an und wollen bei den Weltmeisterschaften auf der Straße (28. bis 31. August) ihre Bestform abrufen und möglichst weit vorne landen. Die Voraussetzungen sind im post-paralympischen Jahr ganz andere als bei der letztjährigen Ausgabe der WM. Dennoch bestehen berechtigte Hoffnungen auf einige Medaillen, sowohl durch die Routiniers als auch durch neue Gesichter.

Rückblick 2024: Keine drei Wochen lagen zwischen dem großen Highlight, den Paralympics in Paris, und den Weltmeisterschaften in Zürich, die zeitgleich am selben Ort stattfanden wie die Wettkämpfe der Radsportlerinnen und -sportler ohne Behinderung. Trotz der vorherigen Belastung und der kurzen Pause gelang es dem deutschen Team, zehn Medaillen in der Schweiz zu gewinnen, wenngleich einige nationale wie internationale Top-Stars bei der WM fehlten.

Eine Ausbeute, die in diesem Jahr wiederholt oder sogar gesteigert werden könnte. Schließlich treten diesmal insgesamt 18 Athletinnen und Athleten für Deutschland an – 2024 waren es nur elf. Allerdings ist auch die internationale Konkurrenz größer als noch in Zürich. „Die Rennen werden diesmal ganz bestimmt wieder besser besetzt sein als noch bei der WM im vergangenen, paralympischen Jahr“, betont Bundestrainer Gregor Lang. Auch beim deutschen Team waren 2024 nicht alle großen Namen dabei. Maike Hausberger fehlte etwa in der Schweiz, wird jetzt aber in Belgien wieder am Start sein. Los geht’s exakt ein Jahr nach der Eröffnungsfeier der Paralympics in Paris. „Maike hat sehr gut trainiert und ist richtig heiß auf die WM. Wenn sie an der Startlinie steht, kennt sie nur Vollgas“, sagt Gregor Lang. Als Paralympics-Siegerin von 2024 ist die Sportlerin vom RV Vorwärts Offenbach eine der vielversprechendsten Medaillen-Kandidatinnen, sowohl im Zeitfahren als auch im Straßenrennen.

Hoffnungen machen dürfen sich ebenfalls die Medaillen-Gewinnerinnen und -Gewinner der vergangenen WM. Allen voran Annika Zeyen-Giles, die 2024 die einzige deutsche Goldmedaille im Zeitfahren sowie eine Silbermedaille im Straßenrennen holte. Hinter der Paralympics-Siegerin von 2021 liegt bislang eine schwierige Saison, in der sie auf die Weltcups verzichten musste und durch Trainingsrückstand noch nicht zu ihrer Top-Form gefunden hat. Für eine Medaille ist sie laut Trainer Gregor Lang aber immer gut. Das gilt ebenso für Michael Teuber, das „Urgestein“ im deutschen Para Radsport. Im Zeitfahren gibt es für den 57-Jährigen die Chance, einen weiteren Podiumsplatz zu seiner beeindrucken Vita hinzuzufügen. Dort stehen bereits fünf Paralympics-Siege und 21-WM-Titel.Dreiradfahrer Maximilian Jäger war in den letzten Jahren vor allem im Zeitfahren erfolgreich, ist aber auch im Straßenrennen nicht zu unterschätzen. „Er hat zuletzt einen sehr guten Eindruck gemacht, ein Podiumsplatz ist auf jeden Fall drin“, mutmaßt Gregor Lang. Ebenfalls aufs Treppchen wollen auch der zweifache Paralympics-Bronzemedaillengewinner im Zeitfahren, Matthias Schindler, sowie Pierre Senska, der zuletzt allzu häufig mit Rang vier Vorlieb nehmen musste.

Neben den etablierten Radsportlerinnen und -sportler dürfte das Augenmerk auch auf zwei jungen Talenten liegen, die in diesem Jahr eine beachtliche Entwicklung hingelegt haben. Jakob Klinge zeigte zuletzt nicht nur starke Leistungen im Weltcup, sondern sammelte zusätzlich fünf Titel bei den deutschen Meisterschaften auf Straße und Bahn. „Jakob Klinge hat einen super Sprung gemacht in diesem Jahr. Vor allem im Zeitfahren kann er Akzente setzen, allerdings ist die Leistungsdichte in seiner Klasse auch sehr groß“, betont Gregor Lang. Parallel zu Jakob Klinge hat auch Vanessa Laws mit ihren Leistungen für Aufmerksamkeit gesorgt. (Mehr zu Vanessa Laws hier im Portrait)

Eine ganz neue Erfahrung werden die Weltmeisterschaften für Lara Wolleschensky, Marie Quellhorst und Johannes Hänle sein. Vom Debütanten-Trio erwartet Trainer Gregor Lange gute Rennen, sowohl in Ronse als auch bei zukünftigen Wettbewerben. Ein Platz auf dem Podium dürfte für die Newcomer zwar eine große Herausforderung sein, ist aber keineswegs auszuschließen. Für Anja Renner ist es ebenfalls die erste WM-Teilnahme im Para Radsport, doch die sehbehinderte Sportlerin hat bei den Paralympischen Spielen 2024 in Paris mit Bronze im Para Triathlon bereits für Furore gesorgt. Nun ist sie auch im Para Radsport aktiv und will ihr Können auf dem Tandem mit ihrer Pilotin Antonia Milowsky unter Beweis stellen.

Dass Bundestrainer Gregor Lang und sein Team neben den Routiniers vermehrt auch auf junge Kräfte setzen, ist keineswegs zufällig. Bereits jetzt werfen die nächsten Paralympischen Spiele ihre Schatten voraus. „Wir schauen heute schon Richtung Los Angeles 2028 und wollen uns für die Zukunft rüsten. Deshalb geht es bei der WM nicht nur um die Erfolge jetzt, sondern auch darum, junge Leute in Hinblick auf die kommenden Paralympics zu unterstützen und zu entwickeln“, betont Gregor Lang. Nach den Paralympics ist dann eben doch auch immer vor den Paralympics.

Text: Paul Foreman / DBS
Foto: Kevin Voigt / DBS

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