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Lange war das deutsche Nationalteam im Rollstuhlfechten nicht mehr mit so vielen Athletinnen und Athleten zu Weltmeisterschaften gereist wie jetzt nach Iksan (Südkorea). Umso erfreulicher waren die vielen Top-Acht-Platzierungen und die starken Leistungen, vor allem auch durch den Nachwuchs. Großes Highlight: Die deutschen Herren gewannen im Mannschafts-Wettbewerb mit dem Säbel Bronze – es war die erste Team-Medaille seit Jahrzehnten.
Acht Rollstuhlfechterinnen und Rollstuhlfechter traten die Reise nach Südkorea an, das größte Augenmerk lag im Vorfeld sicher auf Maurice Schmidt, den Paralympics-Sieger von Paris 2024. Zunächst startete das Turnier nicht optimal für den Sportler des SV Böbingen. Am ersten Tag war mit dem Säbel – ausgerechnet der Wettbewerb, in dem Schmidt vor einem Jahr in Paris Gold gewonnen hatte – bereits im Achtelfinale der Kategorie A gegen den Chinesen Hao Li Schluss. Erfreulicher lief es dagegen in derselben Kategorie für Julius Haupt. Der 25-Jährige setzte sich mit 15:3 deutlich gegen den Japaner Shintaro Kano durch und verlor erst im Viertelfinale gegen den Italiener Edoardo Giordan (6:15). Am Ende stand ein starker achter Platz zu Buche. Es war die erste Top-Acht-Platzierung bei einer WM im Einzel für Julius Haupt. Ebenfalls mit dem Säbel in der Kategorie A startete Felix Schrader, der auf dem 38. Platz abschloss. In der Kategorie B landeten die deutschen Rollstuhlfechter Balwinder Cheema auf dem 22. und Dimitrij Rout auf dem 29. Platz.
Mit unterschiedlichen Eindrücken gingen die deutschen Athleten somit in den Team-Wettbewerb im Säbel am darauffolgenden Tag. Julius Haupt, Maurice Schmidt, Balwinder Cheema und Dimitrij Rout stellten die deutsche Mannschaft, die ihre ersten beiden Duelle gegen Ungarn (45:36) und Frankreich (45:31) souverän bestritt. Im Halbfinale wartete mit Ukraine dann ein richtig harter Gegner auf das deutsche Team – mit 30:45 wurde der Einzug ins Finale verpasst. Das Match um Bronze drohte mindestens genau so schwierig zu werden, schließlich ging es gegen den aktuellen Paralympics-Sieger aus China. Nach einem ausgeglichenen Start wurde dieser immer dominanter und baute einen scheinbar uneinholbaren Vorsprung auf die deutsche Mannschaft auf. Als Maurice Schmidt zum letzten Duell in diesem Match antrat, lag China bereits mit 40:28 vorne und brauchte nur fünf Treffer für Bronze. Doch Schmidt startete eine fulminante Aufholjagd, holte 17 Punkte, ließ nur drei Treffer zu und sorgte so für den umjubelten 45:43-Sieg der deutschen Mannschaft und damit die erste WM-Teammedaille seit Jahrzehnten. Alexander Bondar, Bundestrainer im Rollstuhlfechten, war entsprechend emotional nach dem Erfolg: „Noch lieber wären wir ins Finale eingezogen, aber die Jungs sind mega happy über Bronze. Dass wir mit China den Paralympics-Sieger bezwungen haben, zeigt, dass wir richtig gut drauf sind.“
Das war auch in den kommenden Tagen zu beobachten. Zwar gab es keine Medaille mehr zu bejubeln, dafür aber starke Leistungen und gute Platzierungen der deutschen Rollstuhlfechterinnen und Rollstuhfechter. Maurice Schmidt nahm den Schwung aus dem Team-Wettbewerb mit und stürmte mit dem Degen bis ins Halbfinale. In einem sehr engen Match unterlag er hier dem unter neutraler Flagge fechtenden Vadim Shenfeld (13:15) und erreichte so am Ende einen starken fünften Platz. Der mit 21 Jahren jüngste deutsche Teilnehmer Clemens Cursiefen hatte das Pech, schon in der ersten Runde gegen den späteren Weltmeister Artur Yusopov antreten zu müssen. Bei seiner ersten WM verkaufte sich Cursiefen gegen den Russen aber ordentlich (5:15). Im Florett erreichte er den 24. Platz. Denise Hutter gewann in der Kategorie B ihre ersten beiden Duelle mit dem Säbel und schaffte es so bis ins Viertelfinale. Der achte Platz war die Belohnung für einen starken Auftritt der 26-Jährigen in Iksan. Ebenfalls angetreten war Sylvi Tauber, die auf dem 16. Platz landete.
Zum Abschluss der Weltmeisterschaften stand ein weiterer Team-Wettbewerb an, diesmal im Florett. Clemens Cursiefen, Felix Schrader, Julius Haupt und Dimitrij Rout besiegten zunächst die USA deutlich (45:31), verpassten dann aber mit einer Niederlage gegen Großbritannien (37:45) den Einzug ins Halbfinale knapp. Das Platzierungsduell gegen Thailand um Rang sechs entwickelte sich zu einem ebenso spannenden Krimi wie der Kampf um Bronze im Säbel. Erneut musste mit Julius Haupt der letzte deutsche Fechter einen großen Rückstand (30:40) wettmachen – und erneut gelang dieses Kunststück. Diesmal war es sogar noch ein bisschen knapper, am Ende siegte Deutschland mit einem Punkt Vorsprung (45:44).
Die Bilanz für Iksan fällt damit positiv aus. Heraus sticht die Bronze-Medaille im Team, doch für die Zukunft dürften ebenso die mehrfachen Top-Acht-Platzierungen Hoffnung machen. Schließlich war bei der vergangenen WM im Rollstuhlfechten nur ein deutscher Sportler vertreten gewesen. Alexander Bondar betont: „Wir sind sehr zufrieden mit unseren Leistungen und dem Abschneiden. Mit einer Team-Medaille sowie vier Platzierungen unter den besten Acht der Welt haben wir ein starkes Signal gesetzt und sind überzeugt, dass es vor allem für unsere vielen jungen Athletinnen und Athleten der nächste wichtige Entwicklungsschritt war.“
Der deutsche WM-Kader im Überblick:
Balwinder Cheema (46 / Mana-Talwandi/Indien / TuS Makkabi Rostock), Clemens Cursiefen (21 / Boston/USA / Kölner Fechtclub), Julius Haupt (25 / Weimar / FC Tauberbischofsheim), Denise Hutter (26 / Fürstenfeldbruck / Fecht Club Gröbenzell), Dimitrij Rout (40 / Kasachstan / TuS Makkabi Rostock), Maurice Schmidt (26 / Laichingen / SV Böblingen), Felix Schrader (22 / Ulm / SV 1845 Esslingen), Sylvi Tauber (45 / Berlin / TuS Makkabi Rostock)
Text: Paul Foreman / DBS
Foto: DBS
Foto: © Parafencing Germany


