Am Samstag um 16:30 Uhr Ortszeit (7:30 Uhr MESZ) startet für die deutsche Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Herren das Abenteuer Weltmeisterschaft. Erstmals seit zwölf Jahren konnte sich die deutsche Auswahl wieder für eine WM qualifizieren, die nun vom 5. bis 14. Juli im südkoreanischen Incheon mit 16 teilnehmenden Nationen stattfindet. Bereits am vergangenen Sonntag reiste die Mannschaft von Bundestrainer Nicolai Zeltinger nach Fernost, um sich frühzeitig an die Zeitumstellung, die hohe Luftfeuchtigkeit während der Regenzeit auf der koreanischen Halbinsel und die ungewohnte Ernährung zu gewöhnen. „Dies hat sich im Nachhinein als enorm wichtig herausgestellt“, so Teammanager Christoph Küffner wenige Tage vor dem Startschuss. Sind die Rahmenbedingungen ungewohnt, so sind die logistischen und organisatorischen Dinge vor Ort auf allerhöchstem Niveau. Die koreanische Akribie und Pünktlichkeit wird in Incheon mit ultramodernen Sportstätten kombiniert, die später im Jahr auch den Asia Paralympic Games an gleicher Stelle dienen.
Untergebracht ist das deutsche Team im Songdo International Business District, einem Stadtteil der 2,7 Millionen Einwohner zählenden Millionenstadt vor den Toren der Hauptstadt Seoul. Um in der zweitgrößten Metropolregion der Welt mit 25 Millionen Einwohnern weiteren Lebensraum zu generieren, wurden hier sechs Quadratkilometer Fläche dem Meer abgerungen und unter hohen Umweltrichtlinien eine Planstadt errichtet, in der bis 2020 rund 100.000 Menschen leben und vor allem in Hightech-Unternehmen arbeiten sollen. Denn von hier aus sind in nur drei Flugstunden 34 Prozent der Weltbevölkerung erreichbar. Die Spiele selbst finden in der 7.000 Zuschauer fassenden Samsun World Arena und der Songnim Arena statt, wo auch am Samstag die deutsche Auftaktpartie gegen Italien steigt. Es folgen die Gruppenspiele gegen Titelverteidiger Australien (Sonntag) und den EM-Vierten Schweden (Montag).
„Wir können in Korea die Topteams schlagen, das haben wir zuletzt bewiesen, doch um dies zu realisieren, müssen bei uns alle Rädchen ineinander greifen“, so Bundestrainer Nicolai Zeltinger. Drei dieser Rädchen sind in der Offensive neben Topscorer Dirk Passiwan aus Trier auch Thomas Böhme vom RSV Lahn- Dill und Italienlegionär André Bienek aus Cantu.
Mit vielen jungen und hoch talentierten Spielern, darunter allein vier U22-Weltmeister des Vorjahres, wollen die deutschen Herren die WM auch als ambitionierte Fortbildung auf dem Weg zu höheren Zielen sehen. Auf den Punkt gebracht heißt dies, die Zwischenrunde soll als Minimalziel erreicht werden. Hierzu müsste die Mannschaft mindestens Dritter in der Vorrundengruppe D werden. Sollte der Traum Viertelfinale realisierbar sein, müsste zudem mindestens Platz vier in der sechsköpfigen Zwischenrunde belegt werden. Zu den Favoriten neben Weltmeister Australien gehören vor allem die USA, Europameister Großbritannien und Geheimfavorit Türkei. Zur deutschen WM-Crew gehören neben Nicolai Zeltinger (Gießen) und Co- Trainer Ralf Neumann (Lahnau) auch Teammanager Christoph Küffner (Bayreuth), Physiotherapeutin Bärbel Börgel (Hamburg) und Techniker Tim Plaß (Bad Oeynhausen). Das Team auf die Aufgabe in Fernost mit vorbereitet, in Incheon jedoch nicht vor Ort, haben Teamärztin Petra Michel-Leutheuser (Lich) sowie die Co-Trainer Bruce Enns (Bremerton/USA) und Daniel Stange (Wetzlar).
Andreas Joneck
Der deutsche WM-Kader:
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