Ein Telefonat nach Linz am Morgen bringt Klarheit: Dr. Christoph Etzlstorfer, österreichische Sportlegende (und mit einer Zeit von 1:20,24 Stunden noch immer einer der führenden internationalen Fahrer) führt seit vielen Jahren auf seiner Homepage die ewige Bestenliste im Rennrollstuhlsport und im Handbiken. Er hat sich die Zahlen und Zeiten des Hammerwochenendes in Heidelberg angeschaut. Demnach sind einige Weltbestzeiten gefahren worden – nicht nur Vico Merkleins Fabelzeit von 58:56 Minuten.
Die wichtigsten Bestzeiten im Überblick
Bei den Damen ist ein neuer Stern am Handbikehimmel erschienen, Silke Pan. Sie war im Vorfeld von Heidelberg hoch gehandelt, wussten doch ihre männlichen Kollegen im Team Sopur von ihrem derzeitigen Leistungsvermögen. Silke Pan hat alle Erwartungen erfüllt und mehr. Mit 01:08:01 Stunde stellte sie in ihrer Starterklasse H 3 eine sensationelle Weltbestzeit auf. Der Sprung von Sandra Grafs bisheriger Bestzeit in Rosenau (Elsaß) 2012 mit 01:14:11 auf die nun gültige Weltbestzeit ist unbeschreiblich. Vielleicht galt für sie „you never drive alone“, denn die Unterstützung ihres gesamten Team Sopur war mehr als deutlich.
Traditionell starten seit über 20 Jahren in Heidelberg zwar zahlenmäßig wenige, aber leistungsmäßig die stärksten Tetraplegiker (Startklasse H 1.1). Die zwei besten aller Zeiten, beide in Heidelberg gefahren, hielten bisher Heini Köberle (2009) mit 1:45:40 und seit 2011 Jürgen Winkler mit 1:39:21. Beim diesjährigen Heidelberger Marathon schraubte Jürgen Winkler (Zusmarshausen) die Bestmarke auf sagenhafte 01:36:57. Sofort nach der Freigabe der Rennergebnisse mailte OK-Chef Joachim Schermuly an den Spitzentetra Winkler: „2013 war ja ein verdammt schnelles Rennen. Dir möchten wir herzlich zur neuen Weltbestzeit gratulieren.“
Auch in der Klasse H 1.2., das sind die Tetras unterhalb C 6, wurde eine neue Zeitrechnung eingeführt. Schnellster Marathonfahrer dieser Klasse darf sich zukünftig nennen, der Wolfgang Schattauers 01:12:41 knacken wird. Schattauers bisherige persönliche Bestzeit wurde 2011 im italienischen Trevisa gefahren, eine Strecke, die auf Grund ihrer Begebenheiten nicht für eine Weltbestzeit zugelassen ist.
Alessandro Zarnadi, der weltbekannte Ex-Rennfahrer und seit seinem Unfall doppelt beinamputierter Handbikesportler, hätte gut daran getan, in Heidelberg zu starten. Der Paralympic-Sieger hätte ein Umfeld vorgefunden, um seine 1:03:01 aus 2011 (ebenfalls Treviso) zu toppen. So schmückt die Bestzeit nun den Holländer Jetze Plats, der etwas über eine Stunde (1:02:45) benötigte.
Am Abend des 7. Juli 2013 dominierte im Badischen Wiesloch bei Schmidt’s Alter Schlachthof die Farbe des Team Sopur, orange. Es gab genug zu feiern. Wie heißt es im Badnerlied so treffend zum Rollstuhlsport:
„Alt Heidelberg du feine, du Stadt an Ehren reich, am Neckar und am Rheine, kein andre kommt dir gleich.“
Die Rollstuhlwelt blickt mehr denn je auf Heidelberg! Heidelberg hat diese Werbechance 2013 mehr als genutzt.
Zur Bestenliste: https://www.etzlstorfer.com