Baaske verleiht ersten Brandenburger Inklusionspreis

Baaske
Günter Baaske

Sozialminister Günter Baaske hat gestern den ersten Brandenburger Inklusionspreis verliehen. Der Wettbewerb stand unter dem Motto „Design für Alle“. Die fünf Preisträger kommen aus Potsdam, Herzberg (Elbe-Elster), Preddöhl (Prignitz) und Frankfurt (Oder). Die Preisverleihung fand im Rahmen des Fachtages „Menschenrecht auf Teilhabe – Zum Stand der Inklusion von Menschen mit Behinderung in Brandenburg“ mit rund 200 Gästen in Potsdam statt. Daran nahmen auch Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Bildungsministerin Martina Münch und Jürgen Dusel, Beauftragter der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, teil.

Ausgezeichnet wurden aus Potsdam Aikempo Dojo – Kampfkunst und Yoga mit und ohne Handikap (Sportclub Potsdam e.V.) sowie der Zirkus für Alle (Kinder- und Jugendcircus Montelino e.V.), der ElsterPark – Eine barrierefreie Erlebniswelt (Stiftung Elsterwerk) in Herzberg, das Inklusive Kinder- und Jugendbildungszentrum (Preddöhl International e.V.) in Preddöhl sowie der Interkulturelle Stadtgarten (Volkshochschule Frankfurt Oder). Die fünf Preisträger erhalten jeweils 2.000 Euro.

Das Konzept „Design für Alle“ richtet sich nicht nur an Menschen mit Behinderungen und geht über den Begriff der Barrierefreiheit hinaus. Bereits bei der Planung von neuen Angeboten und Produkten sollen potentielle Nutzerinnen und Nutzer beteiligt und ihre Wünsche berücksichtigt werden. Gesucht wurden Projekte aus Tourismus, Weiterbildung, Freizeit, Sport und Kultur. 25 Projekte haben sich um den Preis beworben.

Sozialminister Günter Baaske: „Kein Mensch ist behindert, sondern wird durch Barrieren in seinem Leben behindert. Die größte Behinderung ist eine Gesellschaft, die in ihrem Handeln nicht die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigt und ihnen so ein barrierefreies, selbstständiges Leben verbaut. In den vergangenen fünf Jahren, seit dem die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen auch für Deutschland verbindlich ist, hat sich die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in Brandenburg spürbar verbessert. Mit dem Behindertenpolitischen Maßnahmenpaket mit 136 Maßnahmen hat die Landesregierung 2011 ein starkes Zeichen für Inklusion im ganzen Land gesetzt.“

Baaske betonte: „Es hat in allen gesellschaftlichen Bereichen ein Umdenken im Land Brandenburg begonnen. Die Teilhabe und Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen ist in den letzten Jahren gewachsen. Beispielgebend dafür sind die fünf Preisträger des Inklusionspreises. Aber der Weg hin zu einer vollständig barrierefreien und inklusiven Gesellschaft ist noch weit. Wichtige Themen für die Sozialpolitik der kommenden Jahre sind die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Behinderungen, gerade auch im ländlichen Raum, die Fortführung von Förderungen für schwerbehinderte Arbeitslose und von Maßnahmen zur Barrierefreiheit von Gebäuden und Informationen sowie barrierefreie Mobilität.“

Landesbehindertenbeauftragter Jürgen Dusel: „Wir wollen eine Gesellschaft, in der niemand ausgegrenzt wird, sondern die offen ist für Vielfalt. Der Leitspruch von Regine Hildebrandt ‚Bedenkt, bei allem was ihr tut – das Wesentliche ist das Miteinander!‘ ist und bleibt die Richtschnur für die Behindertenpolitik in Brandenburg. In den vergangenen Jahren ist in Brandenburg dafür schon einiges erreicht worden. Die fünf Preisträger zeigen mit ihren Projekten beispielhaft, dass ein unbehindertes Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung möglich ist und für alle Beteiligten einen Gewinn darstellt.“

Preisträger des Brandenburger Inklusionspreises 2014

Das Projekt Kampfkunst und Yoga mit und ohne Handikap – Aikempo Dojo wurde Ende 2000 als Ergänzung zum bestehenden Behindertensportangebot in das Leistungsspektrum des SC Potsdam e.V. aufgenommen. Es ist ein Musterbeispiel für gelebte Inklusion. Sportlerinnen und Sportler mit und ohne Behinderungen trainieren gemeinsam. Für Sportler im Rollstuhl beispielsweise entwarf Projektleiter Dirk Tannert von den bekannten Techniken aus Shaolin Kempo, Tai Chi Chuan und Yoga jeweils Abwandlungen im Sitzen, die auch die Vorteile des Rollstuhls nutzen.

Der Potsdamer Verein Kinder- und Jugendcircus Montelino startete Anfang 2013 das Projekt Zirkus für Alle für Menschen mit und ohne Behinderungen. Entsprechend ihrer jeweiligen Fähigkeiten und Begabungen suchen die Teilnehmenden mit den Trainern nach angemessenen Herausforderungen in Jonglage, Akrobatik und Balancetechniken und entwickeln Bühnenprogramme.

Der ElsterPark – Eine barrierefreie Erlebniswelt in Herzberg ist die erste barrierefreie Bildungs- und Begegnungsstätte in der Region Südbrandenburg, die ihren Schwerpunkt für Ferienfreizeiten auf Bildung durch Erlebnisse setzt. Das Projekt der Stiftung Elsterwerk ist ein Leuchtturm für gelebte Inklusion. Ziel ist es, alle Menschen selbstverständlich und uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen.

Das Inklusive Kinder- und Jugendbildungszentrum für Gewaltprävention, Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheit des Vereins Preddöhl International in Preddöhl bietet vor allem Kinder- und Jugendgruppen ein barrierefreies, modern und kinderfreundlich ausgestattetes Gästehaus auf einem großen Vier-Seiten-Hof. Alle Angebote sind offen und zugänglich für Menschen mit und ohne Behinderungen. Das vorrangige Ziel ist es, Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen in ihrer Persönlichkeit zu stärken und sie dabei zu unterstützen, miteinander ihre sozialen Kompetenzen auszubauen und Empathie für sich und andere zu entwickeln.

Im Interkulturellen Stadtgarten in der Volkshochschule Frankfurt (Oder) bewirtschaften Gärtnerinnen und Gärtner mit und ohne Behinderungen und mit verschiedenen Nationalitäten die Beete. Personen mit den unterschiedlichsten Unterstützungsbedarfen, können sich entsprechend ihrer Fähigkeiten in die Gartengemeinschaft einbringen Gemeinsam werden Hochbeete gebaut und Wege angelegt, Zäune gestrichen und Feste organisiert. Dabei werden Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt für die eigenverantwortliche Gestaltung des persönlichen Lebens und die Teilhabe sowie Mitgestaltung gesellschaftlicher Prozesse. Der Garten ist ein völlig neues Experiment was den Gedanken der Inklusion und Bildung anbelangt. Hier lernen Menschen unterschiedlichster Herkunft und Lebensart mit- und voneinander.

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