Das Sozialministerium stellt in diesem Jahr 300.000 Euro für die Einrichtung von speziellen öffentlichen Toiletten bereit, die eigens auf die Bedürfnisse von Menschen mit besonders schweren Behinderungen ausgerichtet sind.
Wie Sozialministerin Katrin Altpeter am Donnerstag (28. April) in Stuttgart mitteilte, wurden die ersten zehn Projekte im Land jetzt bewilligt. Gefördert werden so genannte „Toiletten für alle“ in der Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart, in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena in Hoffenheim, auf der Messe Karlsruhe, im Parkhaus am Rathaus in Ulm, in der Begegnungsstätte „Krokodil“ für Menschen mit und ohne Handicap in Stuttgart, am Bahnhof in Ravensburg, im Kurhaus in Bad Herrenalb, am Ebnisee, im Rathaus in Waldkirch sowie im Spitalspeicher in Offenburg.
Obwohl „Toiletten für alle“ für Betroffene und ihre Begleiter eine massive Erleichterung in ihrem Alltag bedeuten, gibt es bislang erst eine dieser öffentlichen Toiletten im Land. Angesichts der Umstände verzichten deshalb bislang viele Familien mit betroffenen Angehörigen darauf, das Haus längere Zeit zu verlassen.
Menschen mit schweren Behinderungen können oftmals weder eine allgemeine noch eine Behinderten-Toilette benutzen, weil sie Assistenz und eine Liege zum Wechseln der Windeln brauchen. Deshalb müssen sie und ihre Angehörigen und Assistenten improvisieren, etwa indem sie auf den Boden einer Rollstuhltoilette oder die Rückbank eines Autos ausweichen. In einer „Toilette für alle“ hingegen finden Betroffene alles, was sie für ihre persönliche Hygiene brauchen.
Der Raum beinhaltet eine höhenverstellbare Liege und einen elektrischen Personen-Lifter, der die betroffenen Personen sicher vom Rollstuhl auf das WC oder die Liege hebt. Dort liegen sie bequem und hygienisch, während die Begleitperson die Inkontinenzeinlage wechselt.
Zu den Betroffenen zählen vor allem Menschen mit angeborenen schweren und mehrfachen Behinderungen, Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma, Menschen, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, Menschen mit Querschnittlähmung sowie ältere Menschen, die schwer pflegebedürftig und/oder dement sind.
Aber auch Menschen mit Inkontinenzbedarf profitieren davon. Zwar gibt es weder für Deutschland noch für Baden-Württemberg eine aussagekräftige Statistik zur Zahl der Betroffenen, aber allein der Kreis der Menschen mit angeborenen schweren und mehrfachen Behinderungen geht in die Zigtausende. Angesichts der steigenden Zahl der hochbetagten Menschen kann davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Betroffenen künftig weiter zunimmt.
PM/AWS