Die Wintersportlerin Anna Schaffelhuber (Ski-Alpin), der Deutsche Meister im Weitsprung, Markus Rehm, und die Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Damen sind die Behindertensportler des Jahres 2014. Bei einem Festakt mit 400 Gästen im Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln wurden sie am Samstagabend geehrt.
Anna Schaffelhuber (21, TSV Bayerbach)
Die Regensburgerin Anna Schaffelhuber nimmt die Auszeichnung zur Behindertensportlerin des Jahres bereits zum dritten Mal entgegen. Erstmals konnte sich die Monoski-Fahrerin 2011 über den Titel freuen, nachdem sie bei der Alpin-WM in Sestriere dreimal Gold gewann. Im Jahr 2013 holte die 20-Jährige bei der Weltmeisterschaft in La Molina (Spanien) Gold im Slalom sowie zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen. In diesem Jahr gewann sie bei den Paralympischen Winterspielen in Sotschi in den alpinen Skiwettbewerben gleich fünf Goldmedaillen: im Slalom, im Riesenslalom, im Super-G, in der Abfahrt und in der Superkombination. Bei ihrer ersten Teilnahme an Paralympischen Winterspielen 2010 in Vancouver gewann sie mit 17 Jahren bereits Bronze im Super-G. Anna Schaffelhuber: „Ich freue mich wahnsinnig darüber, dass ich heute zum dritten Mal Behindertensportlerin des Jahres geworden bin und möchte mich bei allen Fans bedanken, die mich gewählt haben.“
Markus Rehm (26, TSV Bayer 04 Leverkusen)
Die Wahl zum Behindertensportler des Jahres ist für Markus Rehm die Krönung eines erfolgreichen Jahres: „Ich freue mich, dass ein für mich herausragendes Jahr 2014 mit dem Titel des Behindertensportlers des Jahres gekrönt wird und danke allen, die mich gewählt haben. Auch diesen Titel werde ich nutzen, um meinen Beitrag zum inklusiven Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung im Sport und in der Gesellschaft weiter voranzubringen.“
Der gebürtige Göppinger sorgte in diesem Jahr für einen Paukenschlag, in dem er bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften gegen die nicht behinderten Sportler antrat und mit einer sensationellen Weite von 8,24 Metern gewann. Damit verbesserte er zudem seinen eigenen paralympischen Weltrekord um 29 Zentimeter und sprang als erster paralympischer Athlet über acht Meter. Weil er vom Deutschen Leichtathletik-Verband aber nicht für die Europameisterschaften nominiert wurde, löste er eine bis heute andauernde Diskussion aus und rückte die Inklusion in das Licht der Öffentlichkeit. Bei den Europameisterschaften des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) in Swansea 2014 siegte er im Weitsprung und kam über 100 Meter auf den Bronzerang.
Damennationalmannschaft im Rollstuhlbasketball: Team des Jahres 2014
Zum ganz großen Titel hat es 2014 für die Paralympics-Sieger von London, die Damennationalmannschaft im Rollstuhlbasketball, nicht gereicht. Aber Platz zwei bei der Weltmeisterschaft in Toronto ist aller Ehren wert. Im Finale unterlag die Mannschaft von Bundestrainer Holger Glinicki den Gastgeberinnen knapp mit 50:54. „Mit der Silbermedaille können wir trotzdem sehr zufrieden sein. Wir sind in der Weltspitze mit dabei, und ich blicke alles in allem auf eine tolle Saison zurück“, bilanzierte der Trainer. Der Lohn für diese Saison ist die Wahl zur Mannschaft des Jahres. Diese Auszeichnung nehmen die Rollstuhlbasketballerinnen bereits zum dritten Mal entgegen.
Das erfolgreiche Team in Toronto bildeten Mareike Adermann, Annabel Breuer, Annegrit Briessmann, Linda Dahle, Laura Fürst, Simone Kues, Maya Lindholm, Marina Mohnen, Edina Müller, Gesche Schünemann, Johanna Welin und Annika Zeyen. Neben Cheftrainer Holger Glinicki gehörten noch Bundestrainer Nicolai Zeltinger, Physiotherapeutin Angelika Jacobi, Mechaniker Timo Bauer und Teamarzt Dr. Jürgen Völpel zur Mannschaft.
Nachdem die Vorauswahl von Journalisten getroffen wurde, konnte zwei Wochen lang unter anderem auch auf sportschau.de, zdfsport.de, sport1.de und kicker.de, online abgestimmt werden. Das ARD-Morgenmagazin stellte wahlbegleitend zur DBS-Sportlerwahl die nominierten Sportlerinnen und Sportler vor.
Spitzenpolitiker, Sportler, Vertreter aus Gesellschaft und Wirtschaft, Partner und Förderer des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) sowie Medien nahmen an der Ehrung der Behindertensportler des Jahres 2014 teil.
„Die diesjährigen Preisträger haben weltweite Topleistungen erbracht und setzten sich zunächst bei der Vorauswahl durch Journalisten und schließlich bei einer Publikumsentscheidung deutlich durch. Sie stehen damit beispielhaft für die vielen Weltklasse-Athletinnen und -Athleten im deutschen Sport der Menschen mit Behinderung“, sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher, der im Rahmen der Veranstaltung nicht nur die Leistungen der Sportlerinnen und Sportler hervorhob, sondern auch das Engagement der Partner des DBS würdigte.
Im Rahmen der Ehrung der Behindertensportler des Jahres 2014 wurde der Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung, Wilfried Lemke, vom Deutschen Behindertensportverband für sein Engagement im Behindertensport mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet.
Wilfried Lemke: „Als ehemaliger Bundesligamanager und jetziger UN-Sonderberater für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden habe ich über viele Jahre hinweg die verschiedenen Seiten des Sports kennengelernt. Dabei musste ich leider immer wieder feststellen, dass SportlerInnen mit Behinderungen kaum gesellschaftliche Beachtung erfahren. Obwohl Behindertensportler bei internationalen Sportveranstaltungen zunehmend Aufmerksamkeit bekommen, besteht weiterhin ein dringender Nachholbedarf. Auch die generelle gesellschaftliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen mithilfe des Sports ist ein ganz wichtiges Ziel, welches ich im Rahmen meiner UN-Arbeit stets prioritär verfolgt habe. In diesem Zusammenhang möchte ich die großartige Leistung des IPC sowie des Deutschen Behindertensportverbandes hervorheben. Ich freue mich sehr, diese Auszeichnung entgegen nehmen zu dürfen.“
Friedhelm Julius Beucher beschreibt Wilfried Lemke in seiner Laudatio als „eine Persönlichkeit mit einem ausgeprägten inneren Kompass für soziale Gerechtigkeit. Er nutzt und nutzte seine Funktionen, um auf die besonderen Leistungen von Athletinnen und Athleten mit Behinderung aufmerksam zu machen. “