Die Leichtathleten Vanessa Low (Weitsprung/Sprint), Niko Kappel (Kugelstoßen) und das Team der 4 × 100-Meter-Staffel mit David Behre, Johannes Floors, Markus Rehm und Felix Streng sind die Behindertensportler des Jahres 2016. Bei einem Festakt mit 400 geladenen Gästen im Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln wurden sie am Samstagabend geehrt.
Die 26-jährige Paralympics-Siegerin im Weitsprung darf sich zum ersten Mal Behindertensportlerin des Jahres nennen. Nachdem Vanessa Low bei den Paralympics in London 2012 den sechsten Rang im Weitsprung belegt hatte, wechselte sie Trainer und Wohnort und zog für den Sport in die USA nach Oklahoma City. Dort bereitete sie sich mit Trainer Roderick Green auf die Paralympischen Spiele in Rio de Janeiro vor. Das hat sich für die beidseitig oberschenkelamputierte Athletin ausgezahlt, denn Low ließ ihre Dauerkonkurrentin Martina Caironi (Italien) in Rio hinter sich und sprang in ihrer Startklasse T42 sogar mit Weltrekordweite (4,93 Meter) zu paralympischem Gold. Ihre erfolgreichen Spiele 2016 hat sie mit einem hervorragenden zweiten Rang im Sprint über 100 Meter abgerundet.
Für Niko Kappel (21) waren die Spiele 2016 eine Abfolge von Premieren: Seine ersten Paralympischen Spiele, sein erstes paralympisches Gold – das war zugleich die erste paralympische Goldmedaille für die Deutsche Paralympische Mannschaft am Zuckerhut. Der 21-jährige Kleinwüchsige, der in der Klasse F41 startet, bezwang bei seinem Kugelstoß-Debüt auf paralympischer Bühne souverän auch seinen Konkurrenten, den Weltrekordhalter und Topfavoriten Bartosz Tyszkowski. Kappel verwies den polnischen Kugelstoßer im fünften Versuch mit einer Weite von 13,57 Meter auf den zweiten Platz und verbesserte seine persönliche Leistung damit um 31 Zentimeter.
Die 4x 100 Meter-Staffel sprintete erneut an die Spitze. Nachdem das Erfolgs-Quartett bereits bei der Weltmeisterschaft 2015 und der Europameisterschaft 2016 die Goldmedaille gewann, sicherten sie sich in Rio nun auch noch paralympisches Gold. Sie sprinteten mit paralympischem Rekord und neuem Europarekord in 40,82 Sekunden ins Ziel und holten somit in der Startklasse T42-46 das begehrte Gold. Die Freude über den unverhofften Goldregen bei Sportlern und Fans war riesig, so groß, dass sich Johannes Floors beim Jubeln das Knie verdrehte und anschließend mit dem Rollstuhl aus dem Stadion gefahren werden musste. Das jahrelange Wechseltraining beim TSV Bayer 04 Leverkusen der vier Sportler hatte sich ausgezahlt.
Der 22-jährige Kanute Tom Kierey kämpft hart für seinen Erfolg. Über 25 Stunden in der Woche trainiert der Berliner, neben seiner Ausbildung zum Groß – und Außenhandelskaufmann. Nun kann der junge Leistungssportler die Früchte seiner Arbeit ernten. Bei der Weltmeisterschaft 2016 auf der Duisburger Regattabahn setzte er sich gegen die starke Konkurrenz durch und stand ganz oben auf dem Siegertreppchen. Diesen Erfolg verpasste er bei den Paralympics in Rio de Janeiro um Haaresbreite. Nur 9 Hundertstel trennten ihn vom Paralympics-Sieger, dem Ukrainer Serhii Yemelianov. Für Tom Kierey „ eine klare Ansage für Tokio“. Als Honorierung für seine herausragenden Leistungen wird Tom Kierey mit dem DBS-Nachwuchspreis geehrt.