Ludwig, Carla und Dirk Pohl sind 1990 in den Wirren der Wendezeit aus der ehemaligen DDR in den Westteil Deutschlands übergesiedelt. Sie wollten sich ein neues, freieres Leben aufbauen. Relativ schnell lebten sie sich in Seestadt, ihrer neuen Heimat, ein. Einen Job fanden sie alle drei alsbald und den Alltag hatten sie gut im Griff. Alles in allem waren sie eine gut funktionierende Familie. Bis am 29. September 1995, fünf Jahre nach ihrem Umzug nach Seestadt, das Familienglück ein jähes Ende nahm. Ludwig Pohl erlitt während einer Dienstfahrt im ICE an mehreren Stellen gleichzeitig Einblutungen im Gehirn. Er lag wochenlang im Koma. In späteren Jahren kam eine Schädeloperation wegen eines Subduralhämatoms und eine Lungenentzündung hinzu. Sie haben ihn dreimal fast verloren. Ludwig Pohl ist infolge der Erkrankungen schwerbehindert – kann nicht laufen, sprechen, lesen, schreiben. Er kann nicht selbstständig essen und trinken. Das Sehen ist eingeschränkt. – Aber sein Geist ist klar. Er braucht rund um die Uhr Pflege und Betreuung. Carla Pohl beschreibt in sehr persönlicher und lockerer Erzählweise tagebuchartig den Pflegealltag, der großen körperlichen Einsatz verlangt und auch die psychische Belastung, die damit verbunden ist. Darüber hinaus finden viele Alltagsgeschichten um das Pflegegeschehen ihren Platz. Kein Pflegetag ist wie der andere. Was heute funktioniert, geht morgen schon nicht mehr und umgekehrt. Ständig müssen neue Philosophien her und bisherige Abläufe über Bord geworfen werden. Trotz aller Schwierigkeiten – Carla und Ludwig Pohl beginnen jeden Tag mit neuem Mut. Auf jeden Fall werden sie auch morgen wieder dem Schicksal die Stirn bieten und sich nicht unterkriegen lassen. Carla Pohl hat erkannt: Danach ist immer Davor. Ist ein Problem gelöst, schließt sich eine neue Aufgabe an. Das Buch füllt die Lücke zwischen den ‚Ratgebern für pflegende Angehörige‘ und dem Arbeitsalltag in der Pflege mit all seinen Herausforderungen.
Carla Pohl
376 Seiten, 12,95 Euro
ISBN 978-3-00-041315-5