In diesem Jahr will der „Internationale Tag der Querschnittlähmung (SCI-Day)“ auf die Situation von querschnittgelähmten Menschen in Krisen- und Katastrophengebieten aufmerksam machen. Der Fokus liegt dabei auf den Folgen des Ukraine-Konflikts: Unter den Millionen Flüchtenden sind auch viele Tetra- und Paraplegiker. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl von Menschen, die durch Kriegsverletzungen querschnittgelähmt wurden. „Überall auf der Welt sind Menschen mit Querschnittlähmung von Krisen und Katastrophen betroffen. Sie sind den Folgen eines Krieges besonders schutzlos ausgesetzt. Andere erleiden auf der Flucht oder bei Angriffen schwere Rückenmarksverletzungen“, sagt Kevin Schultes, Vorstand der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e.V. (FGQ). „Exemplarisch für sie alle haben wir den SCI-Day 2022 den Menschen mit Querschnittlähmung in und aus der Ukraine gewidmet.“ Europäische Selbsthilfeorganisationen unterstützen diese vor Ort und bei ihrer Flucht im Rahmen des europäischen Hilfsprojektes „Ukrainian SCI Relief“. Die europäischen Selbsthilfeverbände und Fachgesellschaften für Menschen mit einer Querschnittlähmung haben sich unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskrieges entschlossen, zu helfen. Bereits seit März finden regelmäßige Transporte zwischen zunächst polnischen Flüchtlingslagern, ab April dann zwischen einem eigens eingerichteten Schutzhaus für Menschen mit einer Querschnittlähmung und den längerfristigen Unterbringungen in Deutschland und weiteren europäischen Ländern statt. Auch werden frischverletzte Menschen mit Querschnittlähmung aus der Ukraine in deutschen Querschnittgelähmten-Zentren erstversorgt und befinden sich dort in der Rehabilitation. Seit Anfang April wurden über dieses Schutzhaus im polnischen Cyców nahe der ukrainischen Grenze mehr als 200 Menschen mit Querschnittlähmung und ihre Angehörigen evakuiert, darunter viele Personen aus den umkämpften Gebieten im Süden und Südosten der Ukraine. Darüber hinaus unterstützen die deutschen Querschnittverbände gemeinsam mit den ukrainischen Partnerorganisationen, den Projektpartnern und Sponsoren und im Verbund mit den europäischen Selbsthilfeorganisationen die weitere Versorgung von Menschen mit einer Querschnittlähmung in der Ukraine. Das stellt vor allem in Hinblick auf den herannahenden Winter eine große Herausforderung dar. Die Projektbeteiligten werden sich daher auch weiterhin im Rahmen eines von der WHO und der International Spinal Cord Society (ISCoS) lancierten Aufbaus von Strukturen in der Ukraine und in Polen engagieren und die dortige Versorgung von Menschen mit einer Querschnittlähmung dauerhaft unterstützen.
Weitere Informationen unter www.protectthevulnerable.org