Der Alltag des Patienten entscheidet

Ottobock Hilfsmittel
Experte auf dem Gebiet der Neurorehabilitation: Dr. Thorsten Böing von Ottobock. Foto: Ottobock

Wann ist die Wirksamkeit eines Hilfsmittels erwiesen, also evident? Um das festzustellen, dauert es häufig mehrere Jahre, in denen das Produkt genau unter die Lupe genommen wird. Dabei geht es in Studien regelmäßig um objektivierbare Parameter wie das Gangbild, die Gehgeschwindigkeit und den Fußaufsatz. Doch auch etwas anderes ist abseits der Evidenz ganz entscheidend: der Alltag des
Patienten.
Darauf machte Dr. Thorsten Böing, Leiter Neurorehabilitation der Otto Bock HealthCare Deutschland, auf der Messe OTWorld in Leipzig aufmerksam. Er referierte auf dem Symposium „Innovationen in der Orthetik“ und stellte erste ICFbasierte Stichproben vor, in denen Anwender von ActiGait (Neuroimplantat) und MyGait (Oberflächenstimulator) hinsichtlich der Alltagstauglichkeit der Hilfsmittel
befragt wurden. Sie alle verwenden die funktionelle Elektrostimulation, um den Fuß beim Gehen wieder heben zu können. Eine Schädigung des zentralen Nervensystems hatte zu der Fußheberschwäche geführt, sei es aufgrund eines Schlaganfalls, Multipler Sklerose, eines Schädel-Hirn-Traumas oder inkompletter
Querschnittlähmung.
Wie gut können sich die Anwender in ihrer eigenen Wohnung bewegen, wie gut in öffentlichen Gebäuden? Erleichtern MyGait und ActiGait das Einkaufen und die Teilhabe an geselligen Abenden? Also: Wie verläuft der Alltag des Patienten abseits von Therapie und Ganglabor? Die Anwender beantworteten zahlreiche Fragen – und es zeigte sich, dass sich ihr Alltag mit MyGait und ActiGait relevant besser gestaltet. Patientenbezogene Parameter seien wesentlich, erklärte Böing. Viel zu selten werde die Teilhabe am Alltag gemessen. Abschließend plädierte Böing vor dem Fachpublikum für einen Paradigmenwechsel: „In Zukunft sollten Studien den Patienten mit seinem Alltag in den Mittelpunkt stellen.“

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