In der Bukowina schult unser Autor Michael Kramer, der früher selber bei einem Verkehrsunfall sein Bein verloren hat, Soldaten, die amputiert worden sind. Der Korrespondent des ukrainischen Fernsehens hat den Prothesenfachmann, der zur Zeit mit den Soldaten arbeitet, getroffen. Das Interview in einer groben Übersetzung lesen Sie hier:
Michael Kramer legt seine Prothese an, wie jeden Tag seit 30 Jahren, als er bei einem
Motorradunfall sein Bein verloren hat und erzählt: „Von da an habe ich all meine Energie dafür aufgewendet, mit meiner Prothese laufen zu lernen. Zuerst habe ich fleißig mit Rehabilitologen zusammengearbeitet, danach mit Technikern, um meinen Körper bestmöglich an die Prothese zu gewöhnen. Am Anfang war das sehr schwer.“
Das ukrainische Fernsehen: Die Arbeit auf der Baustelle hat er aufgegeben und er hat sich stattdessen für alles begeistert, was mit Prothesen im Zusammenhang steht. Dann hat er damit begonnen, anderen Menschen zu helfen, die wie er ein Bein verloren haben.
MK: „Bei der Arbeit habe ich eine große Dankbarkeit der Menschen dafür erfahren, dass ich sie geschult habe. Und das ist wirklich ein gutes Gefühl.“
Michael berichtet, dass er schon vielen amputierten Menschen geholfen hat. Und jetzt ist er in der Bukowina. Hierher hatten ihn die Mitarbeiter der Ukrainisch-Schwedischen Klinik eingeladen, die für die Verletzten schon mehr als 30 Prothesen gemacht hat.
Taras Berezin (TB), Soldat: „Das ist eine sehr gute Prothese. Heute wechselt er mir noch das Kniegelenk aus. Schauen wir mal. Aber ich laufe schon ganz gut. Ich wohne ja in den Karpaten. Da muss ich die Berge hoch laufen.“
Der Deutsche zeigt den Soldaten, wie die Übungen richtig ausgeführt werden. Geld nimmt der Prothesenfachmann für seine Arbeit nicht. Er sagt, dass er den Ukrainern helfen wollte, die unter den russischen Okkupanten leiden.
MK: „Als hier der Krieg begann, wurde mir klar, wie viele Menschen hier Gliedmaßen verlieren, Verletzungen bekommen und amputiert werden müssen. Da habe ich entschieden, dass mein Fachwissen hier in der Ukraine von Nutzen sein kann.“
Michael berichtet, dass er als „lebendes Beispiel“ die Soldaten motivieren will, an sich zu arbeiten.
MK: „Ich möchte zwei Dinge erreichen. Erstens möchte ich den Männern, die eine Gliedmaße verloren haben, zeigen, dass das Leben nach einer Amputation nicht zu Ende, sondern immer noch lebenswert ist.“
Und außerdem möchte er seine 30-jährige Erfahrung an ukrainische Therapeuten weitergeben.
MK: „Wenn man mit einer Krücke rechts geht, dann sollte man das nicht wie Dr. House machen. Das ist nicht richtig.“
Nach den Übungen kann der Soldat Taras Berezin kaum stehen, aber er will weiter trainieren.
TB: „Als ich Michael das erste Mal hier im Korridor gesehen habe, wie er mit seiner Prothese gelaufen ist, das hat mich sehr beeindruckt. Dieser Mensch hat einen riesigen Erfahrungsschatz, deshalb ist es sehr wertvoll, sich mit ihm zu unterhalten.“
Die Gesellschaft muss Menschen mit Behinderungen, besonders Veteranen, helfen, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen, betont MK.
MK: „Es ist keine gute Idee, die Menschen in die Ecke zu stellen, und zu sagen, wir kümmern uns um euch, bleibt aber dort sitzen und macht nichts. Wir sind ein Teil der Gesellschaft. Wir können viele gute Sachen zur Gesellschaft beitragen. Und wir wollen unabhängig sein.“