Die deutschen Biathleten und Langläufer mit Behinderung kehren mit viel Selbstbewusstsein vom IPC-Weltcup in der Ukraine zurück – Andrea Eskau überragt bei der Generalprobe
FWeniger als drei Wochen sind es noch bis zur Eröffnung der Ski-nordisch-WM für Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung im bayerischen Finsterau. Die Generalprobe lief für das deutsche Team äußerst erfolgreich. Andrea Eskau, Anja Wicker, Clara Klug und Martin Fleig sammelten im Western Center bei Lwiw (Ukraine) sechs Gold-, fünf Silber- und drei Bronze-Medaillen.
Vor allem die 45-jährige Eskau, schon mehrfach bei Paralympics und Weltmeisterschaften mit Gold dekoriert, präsentierte sich in Abwesenheit der nach wie vor gesperrten russischen und der nicht angereisten amerikanischen Konkurrenz in bestechender Form. Sie gewann fünf ihrer sechs Rennen und wurde einmal Dritte – eine überragende Bilanz beim ersten Auftritt in dieser Saison. Nach den Paralympischen Spielen von Rio de Janeiro – am Zuckerhut hatte sie Gold und Silber mit dem Handbike gewonnen – hatte sich die Allrounderin vom USC Magdeburg individuell auf den Winter vorbereitet. Mit ihren Auftritten brachte sie Teamkollegen und Bundestrainer ins Schwärmen. „Andrea ist eine Kämpfernatur, durch und durch wettkampferfahren“, sagt Ralf Rombach. „So eine Athletin wünscht man sich als Trainer.“
Die Gelobte selbst hatte dementsprechend Grund zur guten Laune. „Meine Laufform passt schon mal im Hinblick auf die WM“, sagt sie. Dort wird die US-Amerikanerin Oksana Masters ihre schärfste Konkurrentin sein. Aber Eskau wäre nicht Eskau, wenn sie nicht auch das im Blick hätte, was noch nicht so rund läuft. „Ich muss mein System beim Schießen noch etwas stabilisieren.“
Martin Fleig lässt es zum Abschluss im Biathlon richtig krachen
Auch die anderen beiden deutschen Sitzskiathleten, Anja Wicker (MTV Stuttgart) und Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten Freiburg), kehrten mit Erfolgserlebnissen aus der Ukraine zurück. Die 25-jährige Stuttgarterin sprach nach drei Silber- und einer Bronzemedaille sowie einem fehlerlosen Schießen im abschließenden Biathlon-Rennen über die Mitteldistanz von „einer schönen Woche“. Fleig, der die ersten vier Rennen im Western Center wegen einer hartnäckigen Erkältung hatte aussetzen müssen, verabschiedete sich mit einem Knalleffekt. Er gewann den Biathlon-Wettkampf über die 12,5 Kilometer in eindrucksvoller Manier. „Ich wusste, dass ich dazu in der Lage bin, aber dass es mir nach einer Woche Krankheit gelingt, hat mich selbst überrascht“, sagt der 27-Jährige.
Wie Fleig waren auch seine beiden Freiburger Vereinskameraden Nico Messinger und Vivian Hösch durch Erkältungen beeinträchtigt. Hösch hatte zudem mit der anspruchsvollen Strecke im Western Center zu kämpfen. Ein fünfter Platz im Sprint war ihr bestes Ergebnis, die letzten Rennen fuhren sie und ihr Guide Florian Schillinger (SV Baiersbronn) nicht mehr mit, um nicht zu riskieren, krankheitsbedingt längerfristig pausieren zu müssen. Messinger, an dessen Seite Christian Winker (SSV Spaichingen) lief, kam geschwächt von seiner Erkältung in allen drei Biathlon-Rennen auf den neunten Platz und soll sich jetzt vor der WM möglichst schnell auskurieren. Die dritte deutsche Läuferin mit Sehbehinderung, Clara Klug vom PSV München, reiste mit zweimal Silber und einmal Bronze nach Hause zurück. „Echt genial“, freut sich die 22-Jährige, die mit ihrem Guide und Trainer Martin Härtl (SK Nesselwang) gewappnet scheint für die WM. „Es war ein super Weltcup für mich. Diese positiven Gefühle gilt es nach Finsterau mitzunehmen.“
„Form konservieren“ lautet auch die Vorgabe des Bundestrainers nicht nur an die Münchnerin. Nach einer kurzen Regenerationsphase beginnt die finale Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt. Und Ralf Rombach ist sich sicher: „Es bleibt spannend.“ Die Vorfreude auf die Heim-Weltmeisterschaft in Finsterau (10. bis 19. Februar) steigt von Tag zu Tag – erst recht nach so einer gelungenen Generalprobe.