Die PARAVAN-Fahrschule – Fahrausbildung für ein selbstbestimmtes Leben

Ein Unfall, eine Krankheit oder eine körperliche Einschränkung – egal, ob von Geburt an oder im Laufe des Lebens eingetreten – bedeuten nicht zwangsläufig das Ende der individuellen Mobilität und sozialen Teilhabe. Mit der richtigen Ausbildung kann der Traum vom eigenen Führerschein oder die Möglichkeit, weiterhin selbstständig Auto zu fahren, Realität werden. Genau hier setzt die PARAVAN-Fahrschule an.

Mit zwei Standorten – im Mobilitätspark Aichelau (Fahrlehrer: Ralf Buhmann & Michael Grunert) sowie in der Niederlassung Heidelberg (Fahrlehrer: Carsten Seidler) – bietet PARAVAN einen flexibel und individuell anpassbaren Fuhrpark für Menschen mit körperlichen Einschränkungen.

Marina ist einer der kleinsten Fahrschüler:innen im Mobilitätspark Aichelau, nach sechs Wochen intensiven Training bekommt sie ihren Führerschein.

Individuelle Wege zur Mobilität

Grundsätzlich gibt es zwei Szenarien: Menschen, die aufgrund einer Querschnittlähmung, Kleinwuchs oder einer neuromuskulären Erkrankung noch nie Auto gefahren sind, haben bei PARAVAN die Möglichkeit, ihren Führerschein zu erwerben – sei es als junger Fahranfänger oder als Erwachsener, der erst später den Mut fasst oder den Führerschein für die berufliche Teilhabe benötigt. Nach einem verkehrsmedizinischen Gutachten kann die theoretische Ausbildung bequem am Wohnort absolviert werden. Die praktische Prüfung erfolgt dann im Rahmen eines Intensivkurses innerhalb von drei bis sechs Wochen vor Ort – entweder im Mobilitätspark Aichelau oder in der Niederlassung Heidelberg.

Wer bereits eine Fahrerlaubnis besitzt, aber aufgrud eines Schlaganfalls, einer Amputation oder einer anderen Erkrankung nicht mehr mit einem herkömmlichen Fahrzeug fahren kann, hat die Möglichkeit, seinen Führerschein anpassen zu lassen. Nach einem verkehrsmedizinischen und technischen Gutachten wird die bestehende Fahrerlaubnis mit den entsprechenden Merkzeichen ergänzt. Die Fahrlehrer raten ausdrücklich: „Auf keinen Fall den Führerschein voreilig abgeben!“ Ist dieser erst einmal erloschen, muss die gesamte Fahrausbildung von vorne begonnen werden.

Drei Erfolgsgeschichten aus der PARAVAN-Fahrschule

Geschickt am Joystick, Tim hat es geschafft. Schon während der Fahrausbildung bekam er einen Vorgeschmack, was selbstbestimmte Mobilität bedeutet.

Julian hat in nur drei Wochen seine Fahrausbildung bei der PARAVAN-Fahrschule in Aichelau absolviert – und das bei allen Wetterbedingungen: Regen, Schnee, Glatteis und tiefstehender Sonne. Sein Fahrzeug wird er mit zwei Joysticks steuern. Die Herausforderung war groß, doch dank seiner Erfahrung am Simulator und seiner präzisen Fahrweise konnte er überzeugen. Sein Prüfer lobte ihn sogar mit den Worten: „Eine der besten Joystickfahrten, die ich je erlebt habe.“ Jetzt fehlt nur noch das passende Auto und die Genehmigung der Kfz-Hilfe – dann kann Julian unabhängig und flexibel mobil sein. Besonders in ländlichen Regionen ist das ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit.

Tim hat seine Führerscheinprüfung in Heidelberg bestanden – ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zur Unabhängigkeit. Der 25-Jährige, Mitglied der deutschen Powerchair-Hockey-Nationalmannschaft, war bisher immer auf seinen Vater als Fahrer angewiesen. Doch bald wird er sein eigenes Auto mit zwei Joysticks steuern – links für Gas und Bremse, rechts zum Lenken. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm eine spontane Fahrt zum Bäcker während des Unterrichts: „Ich hatte das Gefühl, als wäre es mein eigenes Auto und ich könnte überall hinfahren.“ Nun steht der nächste Schritt an: die Beantragung seines individuell angepassten Fahrzeugs – am liebsten eine Mercedes V-Klasse, um genug Platz für seinen Sport zu haben.

Nach sechs Wochen intensiver Ausbildung hat auch Marina ihre praktische Prüfung erfolgreich bestanden – ein großer Schritt in Richtung Freiheit und Selbstständigkeit. Trotz ihrer Körpergröße von nur 85 cm steuert sie ihr Fahrzeug mit Space Drive, zwei individuell angepassten Joysticks und Sprachsteuerung für die Sekundärfunktionen. Nun folgt der letzte Schritt: die Auswahl ihres Fahrzeugs, die individuell angepasste Sitzschale und der Antragsprozess. Wichtig ist ihr ein Kassettenlift, damit sie bequem mit dem Rollstuhl einsteigen kann. „In der Stadt fühle ich mich sicherer, aber auf Landstraßen oder der Autobahn ist es noch eine Herausforderung“, erzählt sie. Ihr Ziel? In einem Jahr komplett selbstständig zur Arbeit fahren. „Dann habe ich eines meiner größten Ziele erreicht“, sagt sie voller Vorfreude.

Individuell angepasste Fahrschulfahrzeuge

Ein Blick in den Mercedes Sprinter der PARAVAN-Fahrschule: Das Ausbildungsfahrzeug bietet viele Möglichkeiten und ist je nach Bedarf sehr schnell umgerüstet, vom einfachen mechanischen Hangbediengerät bis zum elektronischen Fahr- und Lenksystem Space Drive.

Die Wahl des Fahrschulfahrzeugs hängt maßgeblich von der Art der körperlichen Einschränkung ab. In der PARAVAN-Fahrschule werden grundsätzlich zwei Kategorien unterschieden:

1. Mechanische und mechanisch-elektrische Fahrhilfen Diese Lösungen – darunter Handgerät, Gasring oder Linksgas – eignen sich für Menschen, die selbstständig ins Fahrzeug umsteigen können. Reichen die Kräfte nicht mehr aus, um das Lenkrad sicher zu bedienen, kann eine „leichte Lenkung“ (10 bzw. 6 Nm) eingesetzt werden, die den Kraftaufwand reduziert. Modelle wie der VW Caddy oder der Peugeot Rifter bieten hier eine gute Basis. SUVs sind hingegen weniger empfehlenswert, da der hohe Einstieg den Zugang erschwert.

2. Digitale Fahr- und Lenksysteme (z. B. Space Drive) Menschen mit starken Bewegungseinschränkungen – etwa Tetraplegiker oder Personen mit neuromuskulären Erkrankungen – benötigen eine Joystick-Steuerung, Sprachsteuerung oder Touch-Systeme für Funktionen wie Blinker oder Scheibenwischer. Ist das Sichtfeld eingeschränkt, kann zusätzlich ein Kamerasystem mit Umfelderkennung zum Einsatz kommen. Diese Fahrzeuge müssen barrierefrei zugänglich sein – entweder über eine Rampe oder einen Kassettenlift. Eine flexible Bestuhlung ermöglicht den Umstieg vom Rollstuhl auf den Fahrersitz. „Nicht jeder Fahrschüler fährt im eigenen Rollstuhl“, betont Fahrlehrer Ralf Buhmann.

Fahrzeuge an beiden Standorten – maßgeschneiderte Lösungen für jede Anforderung

Was ist das optimale Eingabegerät. Im PARAVAN-Ausbildungsfahrzeug kann ausgiebig getestet werden. Ziel ist es eine bequeme und vor allem ermüdungsfreie Lösung zu finden.

Die PARAVAN-Fahrschule im Mobilitätspark Aichelau verfügt über fünf speziell ausgestattete Fahrzeuge: zwei Mercedes Sprinter und einen Peugeot Traveller mit Space Drive sowie verschiedenen elektromechanischen Handgeräten. Für FahrschülerInnen, die noch eigenständig umsteigen können, stehen zusätzlich ein Peugeot Rifter mit höherem Einstieg und ein VW Passat mit verlängerter Sitzschiene für versteifte Gliedmaßen oder Orthesenträger bereit – beide ausgestattet mit Rutschbrettern. Auch in der PARAVAN-Niederlassung Heidelberg bietet Fahrlehrer Carsten Seidler eine hochspezialisierte Ausbildung an. Dort kommt ein Citroën Jumpy mit Space Drive und individuell anpassbaren Eingabegeräten sowie ein VW Caddy mit Linksgas und Drehknopf, Sitz und Pedalanpassung für Kleinwüchsige Menschen.

Die PARAVAN-Fahrlehrer verfügen über eine spezialisierte Weiterbildung im Bereich Handicap-Fahrlehrerschulung und möchten ihr Wissen künftig an andere Fahrlehrer weitergeben. „Geduld und Verständnis sind das Wichtigste“, betont Ralf Buhmann und empfiehlt interessierten Fahrlehrern, sich frühzeitig beraten zu lassen, da die Herausforderungen oft unterschätzt werden.

Fünf Meilensteine zum Führerschein

Ein hochauflösendes Kamerasystem, je nach Bedarf am Auto positioniert sorgt für den perfekten Rundumblick. Monitore mit der erforderlichen Umfelderkennung im Fahrzeug geben das Bild weiter und zeigen an, wie weit Personen und Gegenstände vom Auto entfernt sind, und ob sie sich bewegen.

1. Verkehrsmedizinische Begutachtung Ein spezialisierter Arzt prüft die kognitiven und motorischen Fähigkeiten für das sichere Führen eines Fahrzeugs.

2. Fahrprobe & Hilfsmittel-Test In einer spezialisierten Fahrschule wird getestet, welche Fahrhilfen benötigt werden.

3. Technisches Gutachten Es bildet die Grundlage für den behindertengerechten Fahrzeugumbau beim Umrüster.

4. Fahrausbildung & Prüfung Nach der Fahrschulausbildung folgt die Fahreignungsprüfung bzw. die praktische Fahrprüfung für Führerscheinneulinge. Hier muss der Prüfling beweisen, dass er sein Fahrzeug sicher im Straßenverkehr beherrscht.

5. Fahrzeugauswahl & Umbau Nach bestandener Prüfung geht es an die Auswahl eines geeigneten Grundfahrzeugs. Je nach Situation können Anträge auf Kostenübernahme gestellt werden.

Mobil trotz Einschränkung – dank der PARAVAN-Fahrschule

Ob Ersterwerb oder Anpassung des bestehenden Führerscheins – die PARAVAN-Fahrschule ermöglicht Menschen mit Handicap den Weg zur individuellen Mobilität. Mit modernster Technik, maßgeschneiderten Lösungen und erfahrenen Fahrlehrern wird Selbstständigkeit auf vier Rädern Realität.

 

 

Fotos: PARAVAN

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