Die Digitalisierung kann Unternehmen und Menschen mit Behinderung neue Chancen für die berufliche Teilhabe bringen. Allerdings sind dafür gemeinsame Anstrengungen von Politik und Sozialpartnern notwendig. Zu diesem Ergebnis kamen mehr als siebzig Teilnehmer des Workshops „Digitalisierung als Chance“, der Mitte September im Institut der deutschen Wirtschaft (IW) stattfand. Anlass für den Workshop war das Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen von REHADAT – der Wissensplattform zur beruflichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung.
IW-Direktor Michael Hüther eröffnete den Workshop mit einem Vortrag zu den ordnungspolitischen Rahmenbedingungen einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft. Im Anschluss stellte REHADAT-Projektleiterin Petra Winkelmann die Entwicklungen der digitalen Informationsplattform REHADAT und Befragungsergebnisse zur Digitalisierung von Unternehmen und Menschen mit Behinderung vor. Demnach wird die Digitalisierung in der Arbeitswelt von den Betroffenen eher positiv bewertet, zum Beispiel durch neue digitale Hilfsmittel, die Entlastung von körperlicher Arbeit und das ortsunabhängige, flexible Arbeiten. IW-Geschäftsführer Hans-Peter Klös ergänzte mit seinem Vortrag die Sicht der Wissenschaft auf die Digitalisierung und damit verbundenen Entwicklungen für die künftige Arbeit 4.0. Spannender Schlusspunkt der Vortragsrunde war der Einblick des TÜV-Bereichsvorstands Markus Dohm in die digitale Realität der Unternehmen, die er als durchaus ausbaufähig einstufte.
In der sich anschließenden Podiumsdiskussion debattierten unter anderem Dagmar Greskamp von der Aktion Mensch und Annetraud Grote vom Paul-Ehrlich-Institut lebhaft und durchaus kontrovers mit den Teilnehmern über Fragen des Einflusses von Digitalisierung auf die Beschäftigungsmöglichkeiten von schwerbehinderten Menschen.
Die Moderatorin Cornelia Benninghofen fasste am Ende zusammen: „Für Menschen mit Behinderung ist Digitalisierung dann eine Job-Chance, wenn sie Hürden beseitigt: Klare Signale der Unternehmen an junge Menschen mit Handicap sind notwendig für den Einstieg in den Job. Eine offensive Kommunikation aller Beteiligten erhöht die Chance, Blockaden in den Köpfen abzubauen. Technische Hilfsmittel beseitigen Barrieren am Arbeitsplatz und im Arbeitsumfeld für alle. Gemeinsame Anstrengungen der Sozialpartner sind nötig, um Ängste zu beseitigen. Hier besteht ein erheblicher Nachholbedarf an methodischer Innovation und Investition vor allem in den berufsbildenden Schulen.“