Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Sport stand im Mittelpunkt am Pariser Platz im Herzen der Hauptstadt. Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) hatte unter dem Motto „SportVielfalt“ zum diesjährigen Parlamentarischen Abend ins Allianz Forum nach Berlin geladen und rund 200 Gäste waren der Einladung gefolgt, darunter auch der ehemalige Bundespräsident Professor Horst Köhler. Die Grußworte und Beiträge unterstrichen, dass es eine breite und gesamtgesellschaftliche Unterstützung braucht, um die Voraussetzungen für den Sport von Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Ebenso wurde deutlich: Wille und Tatendrang sind vorhanden.
Prominentester Gast war der Bundespräsident außer Dienst Professor Horst Köhler, der die Paralympics in Athen 2004, Turin 2006 und Peking 2008 vor Ort besuchte und im Jahr 2011 den Ehrenpreis des DBS erhalten hatte. „Der Behindertensport verdient nicht länger nur Aufmerksamkeit, der Behindertensport schafft Aufmerksamkeit“, rief Köhler den Gästen des Parlamentarischen Abends zu und ergänzte: „Diese Entwicklung ist nicht vom Himmel gefallen. Es war viel Kraft und Energie der Beteiligten nötig, um den Behindertensport mehr und mehr in die Mitte der Gesellschaft zu rücken.“ Der DBS sei dabei der Motor der Paralympischen Bewegung in Deutschland. Zudem nahm der Bundespräsident außer Dienst auch die Politik in die Pflicht: „Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention verlangt politisches Handeln. Es ist eine Investition in den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und verdient darum die Förderung durch die Politik. Auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft ist der Breitensport ein wesentlicher Baustein.“
Das machte auch DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher in seinem Grußwort deutlich: „Unser Ziel ist es, allen Menschen mit Behinderungen nach ihren Wünschen und Vorstellungen die Teilhabe am Sport zu ermöglichen“, betonte der 77-Jährige. „Noch immer werden Inklusion und Teilhabe in der Praxis erschwert oder gar verhindert. Die Gründe sind vielfältig, aber wir können und wollen das nicht hinnehmen. Wir werden unser Engagement für den Sport von Menschen mit Behinderungen unverändert und mit großer Überzeugung fortsetzen, damit eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen die Regel wird und nicht die Ausnahme bleibt.“
Ein wichtiges Puzzlestück auf dem Weg zu diesem Ziel war die „SportWoche für Alle“, die im September mit Unterstützung der Stiftung Allianz für Kinder ihre Premiere feierte. „Oft wissen Menschen mit Behinderung gar nicht um die vielfältigen Sportmöglichkeiten. Den Vereinen fehlt wiederum das Wissen und manchmal auch der Mut, wie man Menschen mit Behinderung integrieren kann. Beides wollen wir mit der SportWoche ändern und brauchen dafür mehr Aufmerksamkeit“, sagte DBS-Generalsekretär Stefan Kiefer. Die Premiere sei mit 180 Angeboten bundesweit ein Erfolg gewesen. „Dort wurde gezeigt, was in der Praxis möglich ist. Fest steht: SportVielfalt funktioniert. Es braucht noch viel mehr Vereine, die sich für Menschen mit Behinderungen öffnen.“ Neben Kiefer nahmen an einer Talkrunde, die von ZDF-Moderator Florian Zschiedrich moderiert wurde, noch die mehrfache Paralympics-Siegerin Anna-Lena Forster, Jessica Weber, Leiterin Sponsoring Allianz in Deutschland, sowie Mahmut Özdemir, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und für Heimat, teil.
Neben der SportWoche für Alle sorgt der DBS unter anderem mit dem Handbuch Behindertensport, der Online-Plattform parasport.de sowie dem Projekt „Teilhabe VEREINfacht“ dafür, den Menschen mit Behinderungen einerseits den Zugang zum Sport zu erleichtern und gibt den Vereinen und Übungsleiterinnen und Übungsleiter andererseits Informationen und Hilfestellungen, um künftig flächendeckend mehr Angebote für Menschen mit Behinderungen zu ermöglichen. Darüber hinaus braucht es gesellschaftliche Veränderungen. Dass es an Entschlossenheit nicht mangelt, hat Mahmut Özdemir unterstrichen: „Als Sportnation stehen wir in der Verantwortung. Von der Bauordnung bis zum Sportfördergesetz wollen wir Chancen ermöglichen. Dabei geht es nicht um warme Worte, sondern darum, die gesetzlichen Ansprüche von Menschen mit Behinderungen konsequent umzusetzen.“ Klare Worte gab es vom Parlamentarischen Staatssekretär auch hinsichtlich der Spitzensportförderung. „Ich möchte nicht mehr zwischen olympischen und paralympischen Athletinnen und Athleten unterscheiden. Sie verdienen die gleiche Förderung.“
316 Tage vor Beginn der Paralympischen Spiele ging der Blick am Pariser Platz auch Richtung Frankreich. „Den Schwung des heutigen Abends wollen wir mitnehmen zu den Paralympics und ebenso in die Vereine, Verbände und Unternehmen sowie in die Entscheidungsgremien in Kommunen, Ländern und Bund. Wir brauchen starke Multiplikatoren für den Sport von Menschen mit Behinderungen an unserer Seite“, betonte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher.
Mit der Allianz hat der DBS bereits seit 2006 einen treuen Unterstützer als Top-Partner des Team Deutschland Paralympics. „Und das auch in Zukunft“, sagte Allianz-Vorständin Tina Maric und stellte die Bedeutung des Sports heraus: „Der Sport bietet Werte, die für das Miteinander in unserer Gesellschaft unerlässlich sind. Die Liebe zum Sport verbindet Menschen mit und ohne Behinderung. Beim Sport rückt der Spaß in den Vordergrund und Unterschiede in den Hintergrund.“ Fest steht: Wille und Tatendrang sind vorhanden, um Menschen mit Behinderungen die Tür zum Sport weiter zu öffnen. Jetzt müssen in der Praxis die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Oder um es mit Bundespräsident außer Dienst Horst Köhler zu sagen: Die Situation „verlangt politisches Handeln“.
Fotos: picture alliance / DBS