Maike Mutschke und Tim Focken sind die ersten einsatzverwundeten Bundeswehrsoldaten, die bei Weltmeisterschaften einen Wettkampf bestritten haben. Im Suhler Schießsportzentrum schrieben sie heute Geschichte.
Bei einem Bundeswehreinsatz in Afghanistan verlor der 28-jährige Maike Mutschke aus Cottbus sein linkes Auge und auch sein linker Arm ist dauerhaft bewegungseingeschränkt. Seine sportliche Begeisterung und vor allem seinen Ehrgeiz verlor er nicht. Nachdem ihm heute im Wettbewerb R5 10m Luftgewehr liegend Mixed SH2 ein Wettkampf im aktuell möglichen Leistungsbereich von 625.4 Ringen bei 60 Schuß gelang, haderte er zunächst sogar mit sich und realisierte erst durch viele bewundernde Worte und gratulierende Hände, was ihm gelungen war. Maike Mutschke beendete seinen Qualifikationswettkampf auf Rang 46.
„Wir wollen, dass einsatzverwundete Soldaten ihren Weg finden und weiterhin eine wichtige Aufgabe wahrnehmen, deshalb kann ich heute einfach nur stolz und sehr zufrieden über die Leistungen von Maike Mutschke und Tim Focken sein“, sagte ein anerkennender Oberst Dirk Schwede, der unter anderem für die Spitzensportförderung der Bundeswehr zuständig ist. Das Projekt der Bundeswehr ist noch jung, soll aber anderen Soldaten mit einem ähnlichen Schicksal Beispiel sein.
„Seit Januar trainieren Maike Mutschke und Tim Focken unter optimalen Bedingungen mit Unterstützung der Warendorfer Sportschule der Bundeswehr, allein die WM-Teilnahme ist ein großer Erfolg. Unsere Planungen sind auf die Paralympics 2016 ausgerichtet, dort wollen wir die ersten Erfolge feiern“, so Josef Nehren, der das Bundeswehr-Sportreferat leitet.
„Die Bundeswehr kooperiert ganz eng mit dem Deutschen Behindertensportverband, kann dadurch ein vielfältiges Sportangebot unterbreiten und die einsatzverwundeten Soldaten bei der Wahl einer Sportart unterstützen. Für das Sportschießen haben sich diese beiden Athleten entschieden, weil sie es langfristig betreiben können“, ergänzt Bundeswehrtrainer Jörg Dietrich.
Mit seiner Leistung zufrieden zeigte sich Tim Focken, der ebenfalls im Afghanistaneinsatz dauerhaft am Schultergelenk verwundet wurde. „Ich habe hier meine Bestleistung um 3 Ringe gesteigert, obwohl ich schon sehr aufgeregt war, aber es ist ein tolles Gefühl“, so der 29-jährige Oldenburger, der in Suhl erst seinen 4. Wettkampf überhaupt bestritt. Am Ende wurde er mit 630.1 Ringen hervorragender 27. von 59 Startern. Zieht man die bis Ende 2012 gültige Ringewertung zum Verständnis heran, hat er 600 von 600 möglichen Ringen geschossen, was bis Ende 2012 Welrekord und Finalteilnahme bei den letzten Paralympics in London bedeutet hätte.
Das stärkste Einzelergebnis mit Platz 21 steuerte mit 630.7 Ringen der 26-jährige Lehramtsstudent Michael Beutel aus Oettingen zum hervorragenden Team-Gesamtergebnis von 1886.2 Ringen bei, was am Ende Rang 8 bedeutete. „Ich hatte einen Schuss zu viel abgegeben, dadurch wurde mein letzter sehr guter Versuch gestrichen und zudem 2 Ringe abgezogen. Schade, denn zur Finalteilnahme fehlten mir nur 4 Ringe, aber diese Stabilität will ich im kommenden Jahr haben, ich bin optimistisch“, so der Team-Joungster.
„Ich bin sehr dankbar, dass die Bundeswehr sich so im paralympischen Spüitzensport engagiert und einem großen Interessentenkreis zeigt, wie spannend dieser ist und was er bewirken kann. Das Sportschießen ist eine hervorragende Sportart für die verschiedensten Behinderungsarten und Altersgruppen, das kann man in Suhl sehen. Durch die große Unterstützung der Bundeswehr haben wir nun Athleten, die unter idealen Bedingungen trainieren können, darin liegt ein großes Erfolgspotential, was in der Zukunft auch anderen paralympischen Sportarten zugute kommen kann“, resümiert DBS-Cheftrainer Sportschießen Rudi Krenn den emotional und sportlich hochwertigen 5. Wettkampftag für die deutsche Mannschaft.