Die Flower Ceremony war gerade vorüber, da trafen sich im Skistadion Finsterau die Wege der Weißrussin Liudmila Vauchok und der Deutschen Andrea Eskau. Vauchok war kurz zuvor im Langlauf-Rennen über die mittlere Distanz von fünf Kilometern bei den Frauen sitzend in 14:52.2 Minuten auf dem vierten Platz gelandet, Eskau in 14:30.5 Minuten auf dem zweiten.
Es war bereits das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass Vauchok das Podest und damit das Geschenk für Medaillengewinner, WM-Maskottchen Filu als Stofftier, hauchdünn verpasste. Also drückte die 45-jährige Elsdorferin vom USC Magdeburg der Konkurrentin ihren Filu in die Hand.
Es war eine herzliche Geste von Eskau, die in den vergangenen Tagen häufig Grund zum Hadern gehabt hatte, sich am letzten Tag der WM aber noch mal für ihre harte Arbeit im Training belohnte. „Das war ein versöhnlicher Abschluss“, sagte die erfolgsverwöhnte mehrfache Weltmeisterin und Paralympicssiegerin. Zwar blieb sie 2017 ohne Titel, hielt im abschließenden Rennen den Abstand zur US-amerikanischen Siegerin Oksana Masters (14:15.5 Minuten) aber in Grenzen.
„Natürlich wäre ich gerne ganz oben gestanden, aber so ist der Sport“, sagte Eskau und nahm das finale Duell als Motivationsspritze für die Paralympischen Spiele 2018 in Pyeongchang (Südkorea). „Ich weiß, dass ich mich gegenüber Oksana vor allem in den technischen Passagen verbessern muss.“ Für Masters war es die vierte Goldmedaille im sechsten Einzelrennen. Bronze ging an die Norwegerin Birgit Skarstein (14:42.4 Minuten).
Die weiteren deutschen Starter blieben am Sonntag ohne Medaille. Anja Wicker (MTV Stuttgart) kam in 16:25.2 Minuten auf Platz neun. Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten Freiburg) wurde bei den Männern sitzend über 7,5 Kilometer in 20:15.7 Minuten Fünfter, nur 5,3 Sekunden hinter Andrew Soule (USA) auf Bronze. Gold ging an Maksym Yarovyi (Ukraine, 19:39.4 Minuten), Silber an Dzmitry Loban (Weißrussland, 19:53.3 Minuten). Steffen Lehmker (SV Kirchzarten) beendete das Rennen in der stehenden Konkurrenz über zehn Kilometer in 25:00.3 Minuten als Zwölfter. Der Franzose Benjamin Daviet holte Gold.
Clara Klug (PSV München, mit Guide Martin Härtl, SK Nesselwang) und Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg, mit Guide Christian Winker, SSV Spaichingen) verzichteten jeweils gesundheitlich leicht angeschlagen auf einen Start.
Damit hat das deutsche Team bei diesen Weltmeisterschaften insgesamt 14 Medaillen geholt (3x Gold, 6x Silber, 5x Bronze), die zweitmeisten aller Nationen hinter der Ukraine (19x Gold, 16x Silber, 12x Bronze). „Wir haben die Erwartungen weit übertroffen“, sagte der Bundestrainer Ralf Rombach, der vor der Heim-WM auf sieben Medaillen gehofft hatte.
Vor allem der Freiburger Martin Fleig hatte im Bayerischen Wald mit zwei goldenen und zwei bronzenen Medaillen die Herzen der Fans erobert. Andrea Eskau holte zweimal Silber und zweimal Bronze, Anja Wicker einmal Gold und zweimal Silber, die Münchnerin Clara Klug zweimal Silber und einmal Bronze. „Eine fantastische Bilanz“, sagte Wicker.
Nun rückt das nächste große Ziel in den Fokus, die Paralympics 2018. Bereits in gut zwei Wochen fliegen die deutschen Athleten nach Südkorea, wo vom 10. bis 15. März ein Weltcup auf den paralympischen Strecken stattfindet.