Das Bundeswirtschaftsministerium fördert den weiteren Ausbau des barrierefreien Tourismus in Deutschland. Mit dem Projekt „Reisen für Alle“ kann sich die Tourismusbranche künftig besser auf die stark wachsende Gruppe älterer, aktivitäts- und mobilitätseingeschränkter Menschen einstellen.
Hauptziel des Projektes ist es, in den nächsten drei Jahren eine einheitliche, geprüfte Kennzeichnung für touristische Angebote einzuführen. Das Deutsche Seminar für Tourismus (DSFT) Berlin e. V. und der Verein Tourismus für Alle in Deutschland e. V. (NatKo) wurden jetzt mit der weiteren Umsetzung des Projektes beauftragt.
Die Tourismusbeauftragte der Bundesregierung und Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Iris Gleicke: „Wir möchten beim Ausbau des barrierefreien Tourismus deutlich voran kommen. Es gibt zwar bereits eine Reihe guter Beispiele und Initiativen in verschiedenen Regionen, doch barrierefreie Tourismusangebote sind in Deutschland noch lange nicht flächendeckend zu finden. Unser Ziel ist es, dass sich auch Menschen mit einer Behinderung unkompliziert und vor allem verlässlich informieren und sorgenfrei in den Urlaub fahren können. Deshalb ist es wichtig, die gesamte touristische Servicekette so weit wie möglich barrierefrei zu gestalten. Zugleich sehen wir im barrierefreien Tourismus ein großes Wachstumspotenzial.
Bereits heute leben in Deutschland mehr als 10 Millionen Menschen mit einer Behinderung, in der Europäischen Union sind es mehr als 60 Millionen. Die demografische Entwicklung lässt diese Gruppe in den kommenden Jahren noch deutlich wachsen. Mit dem Projekt ‚Reisen für Alle‘ werden wir die Tourismuswirtschaft besser auf die nationalen und internationalen Gäste mit Behinderungen vorbereiten. Zugleich unterstützen bundesweit einheitliche Qualitätskriterien und verlässliche Kennzeichen das Tourismusmarketing im In- und Ausland.“
Untersuchungen weisen darauf hin, dass Informationsdefizite als ebenso große Barrieren empfunden werden wie bauliche Einschränkungen der Zugänglichkeit von Gebäuden, Verkehrsmitteln usw. Fehlende oder unzuverlässige Informationen verhindern somit, dass Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ihre Reisewünsche in die Tat umsetzen. Künftig sollen alle Reisenden mit Mobilitätseinschränkungen, darunter Menschen mit einer Behinderung, aber auch Senioren oder Familien mit Kinderwagen und Gepäck, verlässliche Informationen über die Zugänglichkeit touristischer Angebote erhalten und diese für ihre Reiseentscheidung nutzen können. Ebenso werden die speziellen Bedürfnisse von Allergikern und Menschen mit einer Lebensmittelunverträglichkeit berücksichtigt.
Betriebe entlang der gesamten touristischen Servicekette werden im Rahmen des BMWi-Projekts nach deutschlandweit einheitlichen Kriterien erfasst, bewertet und zertifiziert. Dafür entsteht eine umfangreiche Datenbank. Außerdem erhalten die touristischen Anbieter besondere Schulungen.
Die Gütesiegel „Reisen für Alle“ waren in mehrjähriger Zusammenarbeit und Abstimmung mit zahlreichen Betroffenenverbänden sowie touristischen Akteuren entwickelt worden. Inzwischen wenden bereits 10 Bundesländer, einige Regionen und auch eine Hotelkooperation das System an. Knapp 400 Betriebe wurden bislang mit dem umfangreichen Kriterienkatalog geprüft und deren Mitarbeiter geschult.
Mit dem Projekt trägt die Bundesregierung zur Erfüllung des Nationalen Aktionsplanes zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen bei.