HighEnd-Bike statt Drahtesel

Mobilität ist mehr als nur von A nach B zu kommen. Mobilität ist Teilhabe, Selbstständigkeit, Freiheit. Neben Automobil und öffentlichen Verkehrsmitteln sind Fahrräder hier das Fortbewegungsmittel der Wahl. Welche Möglichkeiten es für Menschen mit Einschränkungen gibt, zeigt das Angebot der SPEZI – der weltweit führenden Leitmesse für Fahrräder jenseits der „Diamantrahmen-Norm“.

Nicht zuletzt durch die ­ E-Bike-Revolution konnten Hersteller innovative Lösungen entwickeln, die Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen eine neue Form der Mobilität ermöglichen. Ja, in den letzten Jahren gab es große Fortschritte bei Fahrrädern für Menschen mit Behinderungen. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich solche Fahrzeuge schwer, ­unpraktisch und unelegant präsentierten. So unterschiedlich die einzelnen Räder auch sind, immer sind sie sorgfältig auf die Menschen zugeschnitten, die sie ­nutzen wollen. Und sie sind Problemlöser: Sie ­erleichtern oder ermöglichen Mobilität für Menschen, die aufgrund ihrer Einschränkungen wenig oder gar nicht mobil sein könnten. Sie ermöglichen ­Bewegung in der Natur, soziale Teilhabe und mehr Selbstständigkeit im Alltag, was für viele Menschen eine höhere Lebensqualität bedeutet. Auf der Internationalen Spezialradmesse SPEZI 2024 am 27. und 28. April 2024 können sich Interessierte informieren und einiges ausprobieren.

Sicher und trotzdem sportlich

Trikes, also Dreiräder mit Beinantrieb, ­bilden die größte Fahrzeuggruppe. Vom Carbonracer über den komfortablen Hochsitzer mit Stockhalter bis hin zum S-Pedelec mit Straßenzulassung – sowohl für Menschen mit Störungen des Gleichgewichts oder sonstigen körperlichen Einschränkungen als auch für Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen, findet sich inzwischen eine vielfältige Auswahl an Fahrrädern, die eine sichere, selbstständige und sportliche Mobilität ermöglicht.

Mit den Armen radeln

Handbikes, also Fahrräder, die mit den Armen angetrieben werden, haben in den letzten Jahren einen enormen Entwicklungssprung hingelegt. Sie profitieren von verbesserter Schalt- und Federtechnik und von Elektromotoren, die mit fein abgestufter Sensorik für ein natürliches und dynamisches Fahrgefühl sorgen. Ein klassisches Handbike fährt auf drei Rädern, wobei das Einzelrad mal vorne, mal hinten angebracht wird. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile: Handbikes mit zwei Vorderrädern profitieren von einer erhöhten Wendigkeit und einem guten ­Federungskomfort. Allerdings ist der ­Antriebsstrang an das Hinterrad führend, lang und aufwändig. Highlights dieser ­Evolution sind zum Beispiel von HP Velotechnik eine voll gekapselte Hand-­Antriebseinheit und von der Firma Bike Revolution ein Federweg von mehr als 110 Millimeter für jedes Rad.  Den umgekehrten Weg geht die Firma Handbike Garage aus Italien. Das einzelne Vorderrad wird sowohl angetrieben als auch zum Steuern genutzt. Dies ermöglicht ein effizientes und schlichtes ­Antriebssystem, große Räder trotz tiefem Einstieg und eine unverkennbare italienische Eleganz.  Eine absolute Sonderstellung nimmt das Manul 4×4

Impressionen von der Internationalen Spezialradmesse (SPEZI) fotografiert am 30.04.2023 in Lauchringen. (SPEZI / Simon Boschi)

der Firma Tretzeug aus München ein. Vier statt drei Räder sorgen für zusätzliche Stabilität, doch die eigentliche Besonderheit liegt im Allradantrieb. Mit einer bisher unerreichten Traktion können Steigungen von bis zu 40 Grad ­bewältigt und somit Bordsteinkanten, Treppenstufen, Wurzelwege, Sandstrände und Bergpfade überwunden und befahren werden.

 

 

Zweisamkeit auf Rädern

Impressionen von der Internationalen Spezialradmesse (SPEZI) fotografiert am 29.04.2023 in Lauchringen. (SPEZI / Simon Boschi)

Tandems, also Fahrräder für zwei Personen, gibt es schon lange. Doch auch hier ist die Entwicklung nicht stehen geblieben und ermöglicht dank einer entscheidenden Veränderung die Inklusion von Menschen mit Behinderung: Die vordere Person sitzt nicht wie üblich auf einem Sattel und lenkt das Fahrrad, sondern ­findet Halt in einem bequemen Sitz. In die Pedale treten ist optional, denn der Elektromotor ermöglicht eine zügige Fahrt auch ohne Zutun des Beifahrers oder der Beifahrerin.  Die Firma Hase Bikes fährt mit dem Modell Pino die sportliche Schiene auf zwei Rädern. Optionale Wadenhalter, Sitzgurte und verstellbare Kurbellängen schaffen Ergonomie und Sicherheit – mitunter entscheidende Parameter, um eines der schönsten Gefühle überhaupt zu ermöglichen: das Gefühl, sich in die Kurve zu legen. Etwas mehr Bodenhaftung bietet das dreirädrige Stufentandem von Urban Fahrradbau. Auch dank seiner robusten Bauweise eignet es sich besonders für ­Reisen abseits asphaltierter Straßen und ermöglicht echte Abenteuer für alle Beteiligten. Gemütlicher, dafür optional auch zu dritt, geht es auf den Tandems der Firma Reha Triflex zu. Hier sitzt auch die hintere Person äußerst bequem. Vorne zwischen den Rädern können wie bei einer klassischen Rikscha ein oder zwei Fahrgäste ­sitzen. Je nach Ausstattung des Rades kann auch vorne in die Pedale ­getreten werden.

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