Menschen mit Behinderung sind von humanitären Krisen, Naturkatastrophen und Kriegen besonders betroffen. Sie haben größere Schwierigkeiten, an humanitäre Hilfe zu gelangen, brauchen meist mehr Unterstützung in Notunterkünften oder in Flüchtlingslagern. Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) fordert anlässlich des Tages der Menschen mit Behinderung humanitäre Hilfe inklusiver zu machen.
Schätzungsweise 1,3 Milliarden Menschen weltweit (16%) leben mit einer Behinderung. Bei Konflikten und Kriegen sind sie besonders gefährdet und werden oftmals übersehen. „Menschen mit Behinderung dürfen bei humanitären Hilfsmaßnahmen nicht vergessen werden“, fordert Dr. Inez Kipfer-Didavi, Geschäftsführerin von Handicap International Deutschland. „Insbesondere solche mit eingeschränkter Mobilität können häufig im Katastrophenfall nicht evakuiert werden. Zudem sind die meisten Notunterkünfte nicht angemessen ausgestattet und selten barrierefrei zugänglich. Rollstühle oder Brillen gehen verloren, der Zugang zu Trinkwasser und Nahrung ist oftmals schwierig“, so Kipfer-Didavi.
Auch die Folgen des Klimawandels betreffen Menschen mit Behinderung besonders stark. Sie haben ein viermal höheres Risiko, im Falle einer Katastrophe wie einem Wirbelsturm oder einer Überschwemmung zu sterben. Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für die Verringerung des Katastrophenrisikos (UNDRR) kann nur ein Viertel der Menschen mit Behinderung den Evakuierungsanweisungen problemlos folgen. Viele wissen nichts von den Katastrophen-Plänen ihrer Gemeinde. Die Mehrheit kennt die Risiken nicht und viele werden von den Gemeinden stigmatisiert und oftmals vergessen. „Katastrophen betreffen nicht alle Menschen auf die gleiche Weise“, erklärt Jennifer M’Vouama, HI-Expertin für Katastrophenvorsorge. „Es hängt viel davon ab, wo wir leben, von unserem sozioökonomischen Hintergrund, unserem Geschlecht, unserem Alter und eben, ob wir eine Behinderung haben oder nicht.“
Menschen mit Behinderung müssen von Anfang an in die Vorsorgemaßnahmen miteinbezogen werden: zum Beispiel durch das Übersetzen von Infos in Gebärdensprache, das Verwenden verschiedener Formate für die Informationsverbreitung wie Video, Audio, Text und Illustrationen sowie die Nutzung von Farbkontrasten, um die Lesbarkeit zu erhöhen. „Ob es sich um allgemeine Informationen zur Aufklärung über die Risiken oder um Notfallwarnungen handelt, die Herausforderung besteht darin, sie so zu gestalten, dass möglichst viele Menschen davon profitieren können. Wir können dies erreichen, indem wir die Verbreitungskanäle und -methoden variieren und so Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen oder Menschen mit psychosozialen Behinderungen von Anfang an mit einbeziehen“, erklärt Jennifer M’Vouama.
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